Fast 1 1/2 Jahre Wartezeit, dann bekommt man das Schmuckstück in gebrandeter Holzbox mit Zertifikat nachhause geliefert. Wer jetzt denkt „Was redet der Bike Blogger jetzt von Rolex?“ Nicht ganz – aber genauso heiss begehrt: Die Trickstuff Maxima.
Böse Zungen behaupten, bei Trickstuff gehen jährlich weniger Maximas vom Band als bei Ferrari der Enzo. Was beide allerdings gemeinsam haben ist zum einen das unglaubliche Standing innerhalb der Szene und zum anderen die unvermeidbar erkennbaren Racinggene. In diesem Testbericht werden wir uns eingehend mit den herausragenden Eigenschaften dieser Bremse befassen und herausfinden, ob sie wirklich das hält, was sie verspricht.
Inhalt
Spezifikationen der Trickstuff Maxima
- Werkzeuglose Hbelweiteneinstellung
- Bionol by DANICO
- Gewicht: 301 Gramm (90 cm Leitung, befüllt, inkl. Beläge, Belagshalteschraube mit Clip, ohne Bremsscheiben/Hardware).
- Längerer Fingerhebel mit progressiverer Übersetzung
- 9 mm Geberkolben : 16 mm & 17 mm Nehmerkolben
- Mehr Masse am Bremssattel für höhere Steifigkeit
- Hope V4 Belagsform mit Trickstuff Power Reibmaterial
- Mit Goodridge Stahlflexbremsleitung
- UVP: 1300 € inkl. 19% MWST
Erster Eindruck zur Trickstuff Maxima
Wie fühlt es sich an, eine Bremse auszupacken, für einen Preis, bei dem man auch ein solides Hardtail bekommen würde? In der Tat ist es schon etwas Besonders. Beim Preis von 1290.00€ bekommt man die Bremse im Holzschuber inklusive Trinkflasche geliefert. Ein nettes Gimmick, allerdings liegt das Hauptaugenmerk auf dem Edelstopper.
Wie man es von der Direttissima und von Trickstuff im Allgemeinen kennt hat man feinsten Fräs-Porn in der Hand. Wie alle Trickstuffprodukte läuft auch die Trickstuff Maxima in Freiburg vom Band. Richtige Fließbandarbeit gibt es allerdings nicht, denn bei Trickstuff werden alle Bremsen als Kleinserie von Hand montiert und aus 7075er Flugzugaluminium CNC gefräst.
Wie es für eine echte Manufaktur üblich ist, greift man auch hier auf lokale Zulieferer zu. Das betrifft neben dem eloxieren auch die Materialbeschaffung.
Beim genauerem Blick auf die Trickstuff Maxima stellt man fest, wie unglaublich sauber und feinteilig gearbeitet wurde. Die Kontaktpunkte zur Bremse fühlen sich unglaublich eben an wie man es sonst nur von Carbon kennt. Unweigerlich stellt man sich die Frage „Wie schön kann eine Bremse sein?“ Die Maxima wird aus einem einzelnen Block Aluminium gefräst. Zum Einen um Gewicht zu sparen zumAnderen sieht es einfach wunderschön und filigran aus. Das schaffen Mehrteilige Bremsen selten.
Das Handling der Bremse fühlt sich, beim ersten Hands-On, richtig wertig an und bietet am Hebel keinerlei Reibungspunkte. Zur allgemeinen Hebelthematik kommen wir aber noch später wenn es auf den Trail geht, denn da hat sich Trickstuff einiges bei gedacht.
Aber auch die inneren Werte der Trickstuff Maxima sind anders. Magura und Shimano vertrauen auf Mineralöl und SRAM setzt seit Jahrzenten auf DOT-Flüssigkeit. Bei Trickstuff hingegen greift man zu Bionol. Einem Pflanzenöl von Danico, dass einen Siedepunkt von über 300°C hat. Allerdings ist Bionol nicht exklusiv für Trickstuff Bremsen. Alle Bremsen die mit Mineralöl funktionieren können auch mit Bionol befüllt werden.
Die Maxima kommt von Haus aus mit Edelstahlflexleitungen von Goodridge. Pre Tuned aus dem Hause Trickstuff damit die sich auch bei starkem Bremsen die Leitung nicht ausdehnt und kein schwammiges Gefühl am Hebel kommt. Leider sind die Trickstuff Leitungen 6mm breit, da kann es passieren, dass die Rahmen nicht kompatibel sind. Aber diese Thematik kommt im Detail nochmal in der Montage, denn – Achtung Spoiler – Die Zugführung vom Specialized Stumpjumper misst keine 6mm. Ist man Erstbesitzer einer Trickstuff Maxima so hat man auch noch die Möglichkeit auf die Kunststoffhülle der Goodridge Leitungen zu verzichten um so auf 5mm Durchmesser zu kommen.
Der Hebel der Trickstuff Maxima ist ein einziges Ingenieurshighlight. Der Hebel ist auf insgesamt vier abgedichteten Patronenlagern gelagert. Zwei am Hauptpivotpunkt und zwei weitere wo der Hebel den Kolben in den Zylinder drückt.
Ein paar kleine Feinheiten hat die Trickstuff Maxima natürlich auch auf Lager. Titanstifte zur Belagssicherung und natürlich ist die Maxima mit den roten Trickstuff Power Belägen ausgestattet.
(Montage / Setup)
Am Specialized Stumpjumper weicht die Kombi aus MT7 und Oak Lever testweise der Trickstuff Maxima. Was eigentlich in ein paar Handgriffen erledigt sein sollte entpuppte sich zu einer größeren Aktion bei der die Innertube zur Leitungsführung am Stumpjumper entfernt werden musste. Wie so oft liegt hier allerdings der Fehler beim Nutzer. 😉 nachdem die Innertube heraus war, passte auch die breitere Goodridge Stahlflexleitung in den Rahmen.
Das Entlüften der Maxima ist deutlich einfacher und vor allem auch sauberer als der Prozess der Magura in kann viel mehr mit dem Prozess der Entlüften der SRAM Code verglichen werden. Wer dazu noch Fragen hat, dem hat Trickstuff ein Video zur Hand gegeben. Zum Video von Trickstuff „Wie entlüfte ich die Maxima“
Auf dem Trail mit der Trickstuff Maxima
Es ist der stärkste Bremse auf dem Markt. Es ist die Bremse mit der Profis wie Mick Hannah, Rachel Atherton und Nina Hoffmann Erfolge und Worldcup Gewinne eingefahren haben. Und was für die Profis gut genug ist, das auch für den ambitionierten Hobbyfahrer, oder?
Wenn das Hinterrad blockiert, dann blockiert es halt. Dadurch bekommt man ja nicht mehr Power. Das ist aus der mechanischen Betrachtungsweise soweit richtig. Hier zählt allerdings der physikalische Aufwand den man am Hebel betätigen muss um intensives Abbremsen zu erreichen. Trickstuff hat hier auch nochmal angesetzt und die Fingerauflage so ergonomisch perfekt gestaltet, dass sie vollkommen frei von Reibungspunkten ist so dass die Finger über den Bremshebel gleiten wenn er hinuntergedrückt wird.
Bremsen fühlt sich sauberer und um ein vielfaches einfacher an. Die Trickstuff Maxima macht es tatsächlich einfacher den Lenker zu fixieren. Daraus resultiert, auch bei extrem roughen Trails, ein ausbleibender Armpump.
Im Gegensatz zur Magura, wo das Ansprechverhalten sich eher als On/Off bezeichnen lässt, ist die Kraftentfalter an der Trickstuff Maxima schön sanft und lässt sich wunderbar modulieren. Zieht man den Hebel voll durch, wird er natürlich blockieren, Allerdings braucht man um ein vielfaches weniger Kraft in den Fingern. Etwas anders sieht es bei der SRAM Code aus. Zwar ist die Code ähnlich gut modulierbar, allerdings ist der Hebel weniger leichtgängig. In Sachen Leistung ist die Trickstuff Maxima allerdings deutlich bissiger als die SRAM Code.
Man muss sich allerdings auf die Maxima einlassen um das volle Potential der Bremse auszureizen. Das heisst, dass man sich daran gewöhnen muss soviel Bremskraft zu Verfügung zu haben. Getreu dem Motto „Steil ist geil“ macht die Trickstuff Maxima eine gute Figur bei steileren Abfahrten. Gerade auf längeren Trails, überzeugt die Maxima weil sie kein Fading zulässt und bei Abfahrten mit 2500 Tiefenmeter auch noch am Ende des Trails noch kraftvoll zubeissen kann.
Fazit zur Trickstuff Maxima
Die Bremsleistung der Trickstuff Maxima ist schlichtweg beeindruckend. Egal ob bei steilen Abfahrten, technischen Trails oder nassen Bedingungen – die Bremsen bieten eine konstante und kraftvolle Verzögerung. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt, selbst bei schnellen Abfahrten konnte ich mich voll und ganz auf die Bremsen verlassen. Die Dosierbarkeit ist ebenfalls herausragend, was mir besonders in engen Kurven und kniffligen Passagen zugute kam.
Die Trickstuff Maxima Bremsscheiben haben mich in jeder Hinsicht überzeugt. Ihre außergewöhnliche Bremsleistung, kombiniert mit der robusten Qualität und der einfachen Montage, machen sie zu einer hervorragenden Wahl für jeden, der das Beste aus seinem Mountainbike herausholen möchte. Obwohl sie auf der teureren Seite liegen, bieten sie eine Investition in die Sicherheit und das Fahrerlebnis, die sich definitiv auszahlt. Ich kann die Trickstuff Maxima uneingeschränkt empfehlen.
Pro’s & Con’s
Pro
- Ultimative Bremspower!
- Verarbeitung und Design
- Richtig geil dosierbar
Contra
- Die ALLER teuerste Bremse die es gibt.
- Aktuell 16-18 Monate Wartezeit
- Stahlflexleitungen zu dick für innenverlegte Züge
Text & Bilder: Sven Schebaum
Du hast Feedback für uns? Wir freuen uns immer über eure Meinungen oder eigene Erfahrungswerte zu unseren Themen.
Transparenzhinweis: Im Zuge des Tests wurde uns vom Hersteller ein Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr dazu.