Mit einem Paukenschlag präsentierten die Kalifornier das Santa Cruz Megatower. Ein High-End Enduro Bike das auf 29 Zoll Laufrädern alles wegbügeln soll. Es ist nicht nur angelehnt Santa Cruz‘ Downhill Referenz V10, sondern ist vielmehr eine Single Crown Adaption des erfolgreichen Downhill Boliden. Wir hatten das Santa Cruz Megatower im Test. Konnte es die Erwartungen erfüllen?
Das Megatower folgt den Spuren die schon das neue Nomad V4 hinterlassen hat. So passt sich das Rahmendesign den geupdateten Modellen an und ähnelt immer mehr dem V10. Der Dämpfer wird nun, statt über den oberen Link, über den unteren Link angesteuert. So landet der Dämpfer tief im Rahmen.
Federwegstechnisch liegt das Megatower mit 160mm unter dem V10 und zwischen den beiden 27,5er Enduro/Trailbikes und ersetzt das beliebte Santa Cruz Hightower LT.
Doch wo ordnet sich das Megatower ein? Dem Namen nach ist es ein Hightower auf Steroiden. Schaut man sich die Geometrie und die Specs genauer an, trifft genau das Zu. Das Megatower ist ein abfahrtsorientiertes Biest und soll sowohl den Rennfahrer und Parkrat als auch den Hobby Enduristen ansprechen. 29 Zoll Laufräder, 160mm Federweg und der Santa Cruz typische VPP Hinterbau sprechen eine eindeutige Sprache.
Technische Details
- Einsatzbereich: All Mountain / Enduro
- Rahmengeometrie, ausgelegt für Gabeln von 160 bis 180 mm Federweg
- 148 mm Hinterbau
- 160mm VPP™ suspension
- 29 Zoll Räder
- Flipchip zur Längsverstellung der Kettenstrebe ( 10mm )
- Vollcarbon-Rahmen und Schwingarm
- Gummiformschwingarm und Unterrohrschutz
- Versenkter Unterlenker zum Schutz vor Steinschlag
- Größe: S, M, L, XL, XXL
Geometrie
Aufgrund des Namens liegt ein Vergleich zum Hightower nahe. Dennoch ist das Megatower um einiges moderner und weniger konservativ als das 2016 vorgestellte Hightower LT.
Der Lenkwinkel schrumpft auf 65° und zieht damit mit den Bikes von Yeti (Das Yeti SB150 im Test) oder dem Pivot Firebird 429 gleich. Aber auch in puncto Reach zieht das Santa Cruz megatower nach und hat in Gr. M einen Reach von 450mmDas macht einen Radstand von 1207mm wobei die Kettenstreben auf auf 435mm oder 445mm eingestellt werden können. Die nötigen Teile liefert Santa Cruz natürlich mit.
Größe | S | M | L | XL | XXL | |
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Reach | 425mm | 450mm | 470mm | 490mm | 515mm | |
Stack | 607mm | 616mm | 625mm | 643mm | 666mm | |
Lenkkopfwinkel | 65° | 65° | 65° | 65° | 65° | |
Sitzrohrlänge | 380mm | 405mm | 430mm | 460mm | 500mm | |
Front Center | 743mm | 772mm | 796mm | 825mm | 860mm | |
Höhe Tretlager | 343mm | 343mm | 343mm | 343mm | 343mm | |
Innenlager-Absenkung | 29mm | 29mm | 29mm | 29mm | 29mm | |
Radstand | 1178mm | 1207mm | 1231mm | 1260mm | 1295mm | |
Kettenstrebenlänge | 435mm | 435mm | 435mm | 435mm | 435mm | |
Lenkkopflänge | 90mm | 100mm | 110mm | 130mm | 155mm | |
Oberrohrlänge | 567mm | 596mm | 619mm | 646mm | 680mm | |
Sitzwinkel | 76.8° | 76.7° | 76.6° | 76.3° | 76° | |
Überstandshöhe | 702mm | 714mm | 713mm | 711mm | 708mm | |
Einbaulänge (Auge zu Auge) | 230mm | 230 mm | 230mm | 230mm | 230mm |
Durch den Flipchip am Dämpferauge können Tretlagerhöhe, Lenkwinkel und Dämpferprogression angepasst werden. In Zahlen heisst das, dass man in der Long Variante mit 445mm langen Kettenstreben, einem Lenkwinkel von 64,7° fährt und das Tretlager nur noch auf 340mm höhe liegt. Das ganze inkludiert eine veränderte (angepasste) Dämpferprogression. So kann man auf verschiedene Strecken reagieren indem man ein kürzeres verspielteres Bike oder ein extrem Laufruhiges sehr abfahrtsorientiertes Setup wählt.
Beim Santa Cruz Megatower hat man zudem etwas mit den Rahmengrößen gespielt. Durch die 5 verschiedenen Größen kann man als Fahrer meistens zwischen zwei Varianten wählen. Für den gewillten Käufer macht hier ein Besuch bei einem Testival oder beim lokalen Bikehändler auf jeden Fall sinn. Zudem hat man sich anscheinend beim Entwicklungsprozess darauf besonnen, dass es eben auch größere Fahrer wie z.B. den Werksteamfahrer Greg Minnaar gibt. Steuerrohr und Rahmengröße sind im Vergleich zum Hightower LT gewachsen so dass der Fahrer nicht mehr mit elendig hohen Spacertürmen fahren muss.
Das Santa Cruz Megatower wird in 5 Größen erhältlich sein: S, M, L, XL und XXL, sowohl als erschwinglichere, aber geringfügig schwerere C-Carbon-Version, als auch in der teureren, aber leichteren und hochwertigeren CC-Carbon-Ausführung. Das Megatower kann eine große Trinkflasche aufnehmen und bietet eine lebenslange Garantie auf den Rahmen, die Lager und die RESERVE-Laufräder.
Ausstattung am Santa Cruz Megatower
Wer viel Zahlen kann, bekommt auch viel. In der Topausstattung mit Carbon Reserve Laufradsatz, Fox Factory Ausstattung und SRAM AXS Eagle legt man knapp 11.000€ auf den Tisch.
In unserer „S“ Ausstattung haben wir eine SRAM GX Eagle Schaltgruppe (Zum Test) kombiniert mit einer Truvativ Stylo Kurbel. Im Angesicht des Preises eine vollkommen solide Schaltgruppe die Ihren Zweck vollends erfüllt.
Das Santa Cruz Megatower kommt dann allerdings auch nicht mit den schicken Carbon Reserve Laufrädern sondern mit den Raceface AR 30 aluminium Felgen welche auf DT Swiss 370ger Naben laufen.
Ebenfalls zu Alu wird am Cockpit gegriffen. Santa Cruz spendiert ein Raceface Cockpit. Gewichtstechnisch bringt die S Variante dann etwa 1.000g mehr auf die Waage als das leichtgewicht mit der XTR / Reserve Ausstattung.
Bei einem Preisunterschied von 4300€ ist dies allerdings zu vernachlässigen. Alles in allem präsentieren die Kalifornier hier ein durchaus stimmiges Preis/Leistungskonzept mit dem man auf den Trails doch eigentlich massiv Spaß haben sollte, oder?
Auf dem Trail mit dem Santa Cruz Megatower
Tatort Halde Hohenwart: Ein Bike sie alle zu knechten. Moment … vielleicht ist da etwas vermischt was gar nicht vermischt werden sollte? Nein! Das Megatower reiht sich in die Liste der Langhubigen 29er Bikes ein. Diese Bikes sind die Platzhirsche auf dem Trail – egal ob steiles Endurogeschepper oder flowiger Trail.
Wir hatten das Santa Cruz Megatower auf der Halde Hohenwart. Doch bevor es auf die Trails ging musste zunächst bergauf gekurbelt werden. Bei entspannten 17° und leicht bewölktem Himmel ging es auf den 20 minütigen Anstieg. Mit einem Gewicht von 14,8kg sind die Zeiten den Leichtbaus vorbei. Das Santa Cruz Megatower kommt mit einer Kombi aus Maxxis Minion DHR II / DHF 3C MaxxPRO EXO-Reifen die in unserer Testversion auf den 30mm breite Raceface AR Felgen laufen.
Unerwartet entspannt läuft der Anstieg. Eigentlich hätte man Aufgrund der Specs ein kurbellastigeres Treten erwartet. Die Waldautobahn geht es entspannt hinauf. Wie von Santa Cruz bekannt sind die Kontaktpunkte mit dem Rad entspannt und was ein bequemes pedallieren möglich macht. Mit dem Update des VPP angelegten Hinterbaus fährt sich das Megatower deutlich besser bergauf als das damals getestete Nomad V2. Es hat sich einiges getan!
So geht man entsprechend fitter und weniger erschöpft auf die Abfahrt. Und genau da präsentiert sich das Megatower von seiner Schokoladenseite. Es verzeiht extrem viel! Wie schon seinerzeit das Nomad V2 ist das Santa Cruz Megatower ein großer Freund im Vergeben von Fahrfehlern. Egal wie bescheiden die Linienauswahl auch ist, das Santa Cruz bringt dir Sicherheit beim fahren.
Falsche Line im Wurzelfeld? Egal! Unfahrbares Steinfeld? Egal, du brauchst dir nicht mal die Mühe machen, und dir eine Line raussuchen, denn es ist vollkommen egal wo oder wie du fährst. Das Megatower bringt dich genau da hin! Klar bist Du schneller mit der perfekten Line aber jeder der schonmal einen unbekannten Trail oder ein Enduro Rennen „Auf Sicht“ gefahren ist, weiss was für einen Vorteil das mit sich bringt.
Und genau da liegt die unglaubliche Stärke des Megatower und seinem VPP angesteuertem Hinterbau. Der Direkte vergleich zum Yeti Sb150 liegt nahe, doch von den Fahreigenschaften trennen die beiden Bikes Welten. Okay das war etwas überspitzt dargestellt, dennoch ist das Santa Cruz Megatower eine brachiale Gewalt. Während man mit dem Yeti SB150 feinfühlig und präzise fahren muss, ist das Megatower so wählerisch. Wie die Axt im Wald holzt es durch den Mischwald und bietet viel Sicherheit. Im direkten Vergleich zum Yeti SB150 allerdings ein wenig langsamer (gefühlt, Jungs … Strava ist nicht alles) und verlangt dafür aber weniger Interaktion mit dem Rad. Auch hier passt der wieder der Vergleich: Das Yeti Sb150 ist ein Skalpel für feinfühlige Fahrer während das Santa Cruz Megatower der Narkosehammer ist.
Unglaublich ruhig und ohne Murren bügelt es berab und ist dank des Rock Shox Deluxe Dämpfers immer sensibel und gibt ein gutes Feedback an den Fahrer. Ähnlich wie die Geometrie ist auch das Fahrverhalten nicht extrem einzuordnen. Es bricht wenig aus, ist extrem Spurtreu und macht extrem Spass zu fahren.
Fazit zum Santa Cruz Megatower
Megatower – Das V Steht für Vertrauen. Selten hat ein Bike auf den ersten Metern soviel Vertrauen in Kombination mit Performance freigegeben so dass es schon fast abartig ist wie problemlos man unterwegs ist. Aber nicht nur Bergab sondern auch für längere Touren ist das Megatower gemacht. Dennoch ist das Santa Cruz Megatower ein Bergab-Orientiertes Rad dass die Parkrats und Enduro Racer anspricht.
Wer viel Geld in die Hand nimmt, bekommt ein Deluxe Bike aber auch der Ottonormalfahrer kann in den Genuss dieses Schlittens kommen.
Pro
- absolutes Abfahrtsbiest
- extrem gute Verarbeitung und Features
- Mit S-Spec Setup ein gutes Preis/Leistungsverhältnis
Contra
- Preis in der Deluxe(XTR/AXS) Austattung