Specialized hat dem Kenevo eine Frischzellenkur verpasst und während des Lockdowns gab es genügend Momente dem Specialized Kenevo Expert auf den Zahn zu fühlen. Zeit für ein Fazit des E-Baller Bikes, das nach mehr aussieht als es eigentlich ist.
Wir hatten die Ehre, das neue Specialized Kenevo in den letzten Monaten zu fahren, und können mit gutem Gewissen sagen, dass dieses Bike ziemlich unglaublich ist. Es hat es geschafft, 2,2 Pfund vom Rahmen seines Vorgängers abzunehmen und verfügt über ein überarbeitetes Federungsdesign, das das asymmetrische Layout des aktuellen Levo übernimmt, das mit dem Stumpjumper begann.
Spezifikationen vom Specialized Kenevo
- Federweg: 180 mm / 180 mm
- Lenkwinkel: 64°
- Reach / Stack: 470 mm / 614 mm (S3)
- Gewicht: 24,6 kg
- Max Systemgewicht: 161 kg
- Preis: 6899 Euro (Expert), 5499 Euro (Comp)
- Motor: Specialized 2.1 Motor (bei beiden Modellen gleich)
- Akku: Bei Compo mit 500Wh beim Expert mit 700Wh Akku
- Infos unter: https://www.specialized.com/de/de/kenevo-expert/
Erster Eindruck vom Specialized Kenevo Expert
Mit dem neuen Asymmetrischen Design, bekannt vom Specialized Levo und dem aktuellen Specialized Enduro liegen die Geometriewerte des Specialized Kenevo Expert in einem ähnlichen Bereich wie die des neuen Enduro, d.h. slacker, progressiver und länger. Genau das was gerade Spass macht!
Für den Test war das Cockpit Setup vollends genügend im Bezug auf die Fahrqualität. Allerdings hätte es nicht die Überdimensionierte Doppelbrücke sein müssen. Optisch hätte auch die Variante mit der Marzocchi Bomber gepasst. Wer es übertrieben mag, wird hier zufrieden sein.
Ein integrierter und hochbelastbarer geräuschdämpfender Kettenstrebenschutz, eine Kettenführung und der schöne SWAT-Flaschenhalter mit Werkzeug sorgen für ein gut durchdachtes Bike, bereit für lange Tage auf den Trails.
Ein bewährter SRAM 11 Speed GX-Antrieb (zum Test der GX) mit One-CLick-Schalthebeln (um die Kette unter Motorlast nicht zu belasten) bietet reichlich Reichweite für den Zweck des Kenevo.
Bei den Bremsen hat man dann allerdings etwas gespart. Die SRAM Code R ist nicht das, was man sich an Kraft an einem schweren E-Bike wünscht.
Das Unterrohr beherbergt die neue Akkutechnologie, die dem neuen Kenevo einen 40%igen Reichweitengewinn beschert.
Eine 180-mm-RockShox BoXXer in der Front eines aggressiven Trail“-Bikes? Warum nicht!? Mit dem 2.1-Motor, der Ihren Antrieb um 410% verstärkt, war die schwere Bauweise kein Problem, selbst beim Klettern.
Specialized Kenevo Expert im Trailcheck
Die 180 mm Federweg am Hinterrad werden von der Super Deluxe Coil mit Lockout verwaltet und sorgen für eine geschmeidige Federungsperformance. Dank der Kinematik des neuen Specialized Kenevo Expert musste der Dämpfer nie in den Lock und tauchte bei großen Schlägen nicht übermäßig tief in den Federweg ein, geschweige denn, dass er aufgrund der neu abgestimmten, progressiveren Kinematik jemals durchschlug.
Das Batterie-Management-System (BMS) regelt den Zustand der Batterie und schützt sie vor Überladung. Die einfache Bluetooth-Verbindung zur Mission App ermöglicht Diagnosen, Fahrten-Uploads und das Umschalten der Leistungsabgabe, wie z. B. die neue Shuttle-Funktion, die maximale Motorunterstützung für lange Anstiege bietet.
Wir haben den Rahmen in Größe S3 getestet übersetzt in „normale“ Bikegrößen wäre dies wohl ein „M“.
Da dieses Bike mit Blick auf abfahrtsorientiertes Terrain entwickelt wurde, ist der Reach mit 470 mm sicherlich länger als bei einem gewöhnlichen Trail-Bike. Das Cockpit fühlt sich geräumig an, dennoch ist der Lenker nicht zu weit von der Sitzposition entfernt, besonders beim Klettern, was auf den 77° effektiven Sitzrohrwinkel zurückzuführen ist.
Der 64°-Steuerrohrwinkel ist sicherlich aggressiv, und da wir wissen, dass das Bike davon in den Steilhängen um die Ruhr herum profitieren würde, hat es unser Interesse geweckt. Kurzer Spoiler: Ja! Ist geil!
Die Kettenstreben sind mit 454 mm nicht so kurz wie bei anderen E-Bikes auf dem Markt, aber dies ist kein spielerisches Trail-Bike, sondern eher ein unterstütztes DH-Bike, also nehmen wir gerne die Stabilität in echtem Terrain, anstatt auf dem Heimweg mit leichteren Handgriffen herumzuspielen.
Was E-Bikes angeht, ist es ein Klischee zu sagen, dass sie alle aufgrund der Unterstützung durch einen Motor ähnlich zum Traileingang pedalieren, während sich in Wirklichkeit jede Motorplattform, jeder Akku und jede Software stark unterscheiden.
Der neue 2.1-Motor (der beeindruckend leise ist) wurde zusammen mit Brose entwickelt, aber die Software wurde von Specialized abgestimmt und entworfen, die Jahre damit verbracht haben, zu optimieren, wie sich die Motorleistung draußen auf dem Trail tatsächlich anfühlt.
Die werksseitigen Unterstützungsstufen, kombiniert mit der Long/Low/Slack-Geometrie, erwiesen sich als überraschend fähiger Kletterer. Sogar mit dem 180-mm-Boxxer an der Vorderseite nahm das Kenevo enge Kurven in Angriff und blieb sowohl bei hohen als auch bei niedrigen Geschwindigkeiten ruhig und stabil. Obwohl über die Mission Control App einstellbar, kommt das Kenevo mit den folgenden Unterstützungseinstellungen:
- Turbo: 100% (Unterstützung) / 100% (Spitzenleistung)
- Spur: 35% / 100%
- Eco: 35% / 35%
Die Werkseinstellungen erwiesen sich für uns als die besten. So gab es einen sehr hilfreichen Turbo-Modus für die steilsten Anstiege (oder einfach nur müde Beine), Trail sorgte für eine gesunde Balance und eine gute Abfahrtsplattform, und Eco war natürlich entscheidend in Zeiten mit niedrigem Akku, oder einfach, wenn wir wirklich dafür arbeiten und die Beine durchdrehen wollten. Erwähnenswert: Specializeds „Walk Mode“ ist einer der besten, die wir je ausprobiert haben.
Er bietet tatsächlich eine echte Hilfe, um einen steilen Hügel hinaufzukommen, und ist nicht ruckartig oder umständlich zu bedienen wie andere Motoren, die wir ausprobiert haben.
Das Kenevo hat im steilen Gelände die Oberhand behalten, das niedrige und lockere Fahrwerk ermöglichte eine kontrollierte Fahrposition, selbst wenn es etwas wild wurde. Das Federungslayout ähnelt zwar ästhetisch einem Stumpy, liegt aber viel näher am neuen Enduro, was für eine effiziente Pedalplattform und eine erhöhte Progressivität der Hinterradfederung hat.
Mit der Hilfe eines Motors ist es oft einfach, das Fahrgefühl zu übersehen. In diesem Sinne ist uns aufgefallen, dass das Kenevo ein wenig träge und zögerlich bei schnellen und kleinen Bewegungen der Körperposition war, besonders wenn der Trail flach oder mittelschweres Gelände war. Dennoch sollten wir uns den Einsatzzweck des Bikes vor Augen halten und seine guten Abfahrtseigenschaften beachten.
Mit den empfohlenen zusätzlichen 10 PSI in der Gabel und einer 500-lb-Feder kam es bei uns auch bei schwereren Schlägen nicht zum Durchschlagen. Das Kenevo erwies sich als stabil in der Luft und hatte viel „Pop“ von der Lippe, eine bemerkenswerte Menge für ein Bike mit dem Gewicht des Kenevo.
Das Kurvenfahren fühlte sich leicht und ausgewogen an. Das Kenevo hat einen niedrigen Schwerpunkt und ist darauf ausgelegt, selbst wenn es um die Platzierung jeder einzelnen Batteriezelle geht. Das Hinterrad schien lange, geschwungene Kurven mit Zuversicht zu fahren, aber auch auszubrechen und die Tasche in Bergrücken zu finden, wenn man den Anstoß dazu gab.
Fazit zum Specialized Kenevo Expert
Ist das Kenevo vertrauenserweckend? Ja. Ist es stabil in der Luft? Ja. Ist es einfach, die Kontrolle zu behalten, während man am Heck hängt und den ruppigsten Trail hinunterrutscht? Sicher ist es das. Das bedeutet, dass dein durchschnittlicher Singletrail auf dem Kenevo ein bisschen wie eine Spaßbremse wirken könnte.
Die Identität des Bikes ist das Abfahren, und solange man das Kenevo in diesem Licht betrachtet, ist es ein absolutes Biest und ein exzellenter Performer. Wenn Du ein E-Bike suchst, mit dem Du ernsthafte Trails bewältigen kannst, ist das Kenevo eine sichere Bank.
Pro
- absolutes Abfahrtsbiest
- extrem gute Verarbeitung und Features
Contra
- Gewicht
- Sehr abfahrtsorientiert