Specialized hat mit dem Enduro Expert für das Modelljahr 2016 die 26er Varianten komplett aus dem Sortiment genommen. Stattdessen vertraut man auf die großen Laufräder. Bei der Geometrie hat sich (noch) nichts geändert. Specialized bleibt auch dieses Jahr dem, seit 2013 bewährten, Rahmendesign treu.
Auch bei der Modellunterscheidung tut sich nicht viel. Im Falle des Specialized Enduro 2016 Expert Carbon handelt es sich um die Top Ausstattungsvariante. Diese wird nur noch durch Race Line mit dem namen S-Works getoppt. Auch wenn Specialized sich im letzten Jahr der EWS nicht wirklich gegen die großen Kontrahenten durchsetzen konnte, bleibt es spannend abzuwarten in wiefern sich die Kooperation mit dem schwedischen Dämpfer Spezialisten Öhlins bemerkbar machen wird. Die 2016er Variante des Enduro Racers von Specialized ist jetzt serienmäßig mit den schwedischen Dämpfern ausgestattet.
Klar ist, dass Specialized als Premiummarke, jetzt nachlegt! Mit der 2016er Enduro Reihe geht Specialized bekannte Wege. Sei es die Festlegung von 650b und 29er Laufradgrößen oder die konsequente Unterteilung in vier Variante und eine Race Ready Alternative. Für die S-Works Variante gibt es zudem noch die Option auf ein Rahmenkit.
Geometrie des Rahmens
Bei Specialized war man von Begin an ein Fan der großen Laufräder. Was bei uns kurz und knapp “twentyniner” heisst, bezeichnet man auf der anderen Seite des Atlaniks spöttisch als “Wagon Wheels“. Trotzdem muss sich das Specialized Enduro 2016 Expert nicht verstecken. Der X-Wing definiert das was ein modernes Enduro Bike leisten muss. Effizientes bergauf pedalieren kombiniert mit aggressivem Bergabspass. Seit 2013 setzen die Kalifornier mittlerweile auf das markante Rahmendesign. Weiterentwickelt werden jedoch die Komponenten aus denen der Rahmen gefertigt wird. Aus stabilem FACT IS-X11m Carbon.
Trotz der großen Laufräder punktet das Specialized Enduro 2016 mit kurzen Kettenstreben, einem Reach von 445mm (Größe L) und einem Lenkwinkel von 67,5°. Dazu kommen 155mm Federweg im FSR Hinterbau. Wie das Dirt Magazin jüngst veröffentliche, gibt es aber diverse Tuningmöglichkeiten.
Im Gespräch mit den Entwicklern von Denk Engineering, die Ende 2014 von CSG zu Specialized wechselten, gab man uns den Tipp einfach mal mit ein 650b Laufrad im Heck zu montieren um das 29er noch agiler und sicherer zu gestalten. Es bleibt also spannend was in Zukunft mit der Rahmengeometrie noch passieren wird.
Ausstattung des Specialized Enduro
Die wohl exklusivste und spannenste Neuerung vom 2016er Modell des Specialized Enduro dürfte die, Eingangs erwähnte, Kooperation mit Öhlins sein. Öhlins ist seines Zeichens eine bekannte und etablierte Marke im Motocross Sektor.
Der schwedische Öl-Luft-Dämpfer steht den, im MTB Sektor bekannten, Marken in nichts nach. Sowohl von der Verarbeitung als auch von der Performance überzeugen die Schweden bei ihrem Dämpfer Debut im Mountainbike Bereich.
Bekannter hingegen sind die anderen Parts am Specialized Enduro 2016 Expert. In der Front ist eine alte Bekannte anzutreffen. Die Rock Shox Pike RC sorgt dafür, dass auch fiese Wurzelpassagen ihren Schrecken verlieren. Die 160mm Federweg geben zudem auch nach fiesen Drops noch einiges an Reserven frei.
Als Anker fungieren die SRAM Guide RS, damit auch auch brenzligen Situationen nicht zu gefährlichen Schikanen werden. Die 4-Kolben Bremse ist SRAM’s aktuellstes Modell. Und sorgt dankt der Kombination von SRAM Bremsen aber auch für ein aufgeräumtes Cockpit.
Angetrieben durch eine Kombination von SRAM’s X01 und X1 Schaltgruppe hat man bei Specialized einen guten Mittelweg zwischen Haltbarkeit/Performance und Preis/Leistung gefunden.
Auf dem Trail mit dem Specialized Enduro 2016
Wenn man die Ausstattungsliste ließt, wird einem schon klar, um was für ein Rad es sich handelt. Schnell, aggressiv und kompromisslos. Der kleine Bruder der S-Works Variante steht dem Racing Vorbild allerdings in nichts nach. Für den Test ging es nach Wetter an der Ruhr um dort die anliegenden Trails unsicher zu machen. Das Specialized Enduro 2016 Expert macht sich schon auf den ersten Metern positiv bemerkbar. Dank der Supersteifen Carbonkonstruktion des Rahmens und dem damit verbundenen geringem Systemgewicht sprintet der Sportler fast von allein die ersten Uphills hinauf. Während man bei Specialized die letzten Modellreihen noch auf einen Fox Float Dämpfer vertraute arbeitet jetzt der Öhlins Dämpfer im Heck. Eine Autosag Funktion gibt es allerdings trotzdem.
Bei den ersten Downhill Passagen geht es daran, das Rad ein wenig an seine Grenzen zu bekommen. Sofern das Möglich ist. Denn das Specialized Enduro 2016 Expert bietet genug Reserven um auch den ein oder anderen Fahrfehler zu verzeihen. Egal ob Wurzelpassage, oder Steinfeld, egal ob Nass oder Trocken. Fahrwerk und Rahmen harmonieren perfekt.
Mit nur 380g ist der Öhlins STX deutlich leichter als der, im Enduro Evo und DEMO, verbaute TTX. Mit einem ählichen Design wie der TTX Coil bringt der Öhlins STX maximal 165mm Federweg ins Heck. Der Dämpfer spricht unglaublich gut an mit 6 Clicks an der HSC und 9 Clicks an der LSC bietet er zudem noch einiges an individuellen Einstellungsmöglichkeiten.
Das, zugegeben, subjektive Gefühl ist jedoch, dass das Heck am Boden klebt. Auch nach vielen kleinen Stößen lößt sich das Heck nicht vom Untergrund. Gerade in Wurzelpassagen doer Rock Gardens merkt man wie gut Dämpfer und Rahmen aufeinander abgestimmt sind. Jüngst ist auch eine Öhlins Gabel für 29er geplant worden. Aber dieses Schmankerl wird man wohl erst 2017 an einem Specialized Entdecken dürfen.
Wie immer spielen aber auch persönliche Präferenzen eine übergeordnetet Rolle. So konnten wir uns im Test mit den Guide RS Bremsen nicht wirklich anfreunden. Für ein Bike in dieser Größenordnung hätte man auch eine RSC oder Ultimate verbauen können. Aber ein wenig Optimierungbedarf am Rad schadet ja nie? Man braucht ja seine Projekte!
Eine andere Baustelle ist der der Laufradsatz. Die hauseigenen Roval Laufräder sind für den harten Einsatz nicht ganz so geschaffen wie man es sich wünschen könnte. Wer hier noch etwas Kleingeld übrig hat, sollte zu einem, per Hand aufgebauten, Laufradsatz zurückgreifen.
Fazit
Kleinere Schwächen offenbarten sich letztendlich nach einem härteren Einsatz. So gab es beispielsweise immer wieder Probeleme mit den Roval Traverse Laufradsätzen. Großes Highlight ist allerdings der exklusive Öhlins STX Dämpfer. Jahrzehntelange erfahrungen aus dem Motocross machen sich auch im Mountainbike Sektor bezahlt. So setzt Specialized dem ganzen wirklich die Krone auf. Mit dem Öhlins STX wird das Specialized Enduro 2016 zu einem echten Killer