Da ist er! Der Moment den wir alle so sehr lieben und dem wir entgegenfiebern. Mehr Vorfreude als ein Kind vorm Heiligen Abend. Mehr Spannung als im dicksten E-Bike Akku. Der New Bike Day! Wir wollen mehr! Mehr Federweg, mehr Gänge. Wir wollen einfach MEHR BIKE!
Ist die Gleichung wirklich so einfach wie wir denken? Ist es wirklich Mehr Federweg = Mehr bike = Mehr Spass?
Aber fangen wir direkt am Anfang an. Ich habe den klassischen Bike-Kauf-Verkauf Zyklus durchlaufen den man aus dem IFHT: How to buy a Mountainbike-Video kennt und beschmunzelt hat. Vom Baumarkt-Bike zum Einsteiger Hardtail. Von 100mm Federweg in der Front zum ersten Fully mit 150mm Federweg. Bis hin zum Enduro Dreambike mit 170mm Federweg. Soweit so gut.
Getreu dem Motto „Viel hilft Viel“ wurden die Komponenten ausgewählt. Immerhin war man ja 3-4mal im Jahr im Bikepark. Richtig viel Gedanken hab ich mir dazu nie gemacht. Man ist irgendwann aus dem Alter herausgewachsen wo man die großen Sprünge macht. Wofür dann soviel Federweg? Für die Trails im deutschen Mittelgebirge? Für gelegentliche Parkbesuche?
Wohl eher beides nicht. Und dann kam er, der new bike day! Aber statt massig Federweg und einem Freeride-Enduro-Baller-Bike was nach „höher schneller weiter“ schreit gab es ein … Trailbike.
Steiler Sitzwinkel, eine nicht ganz so flache Front und 130mm Federweg für die Trails im deutschen Mittelgebirge. Nicht ganz so lang wie ein Enduro und nicht ganz so bockig wie ein Crosscountry Bike. Ein gutes Mittelding mit dem man die ein oder anderen spassigen Moment haben kann.
Echt jetzt? Von einem Enduro zum Trailbike? Sowas macht man doch nicht!
Doch! Weil man gar nicht mehr braucht! Hand aufs Herz, Wer springt denn die Nico Vink Sprünge in Malmedy? Wer fährt denn den Worldcup Track in Andorra oder Val Di Sole? Und wessen Feierabendtrails sind vom „Top of the World“ Kaliber? Warum dann nicht ein verspielteres Bike? Warum den langen Schlitten um die Kurven prügeln wenn man auch ein wendiges Trailbike in den Anlieger werfen kann.
Diese Gedanken kamen mir vor 12 Monaten. Ich war jetzt ein Jahr mit dem Trailbike unterwegs. Ergebnisse? Ich bin mehr gefahren als die Jahre zuvor. Ich habe mehr auf dem Bike erlebt als die Jahre zuvor und ich habe mehr entdeckt als die Jahre zuvor. Und ja das liegt daran, dass es mit 130mm Federweg einfacher den Berg hinauf geht. Es liegt aber auch daran, dass ein Trailbike nicht soviel verzeiht. Man ist gezwungener Sauber zu fahren und mehr MIT dem Bike zu arbeiten anstatt das Bike unter sich arbeiten zu lassen.
Also was macht das Trailbike gegenüber einem satten Enduro so viel besser für die deutschen Mittelgebirge?
1. Uphill Qualitäten
Niemand wird bestreiten, dass es sich auf einem Trailbike besser bergauf pedaliert als mit einem Enduro oder Freerider. Lock-barer Luftdämpfer, leichte Reifen und eine Geometrie die sich eher als Trailfahrer als an den ballernden Enduristen richtet.
2. Geometrie Update
Steiler Sitzwinkel gepaart mit dem modern langem Reach und einem Lenkwinkel der zwischen XC und Downhill geballer liegt. Stattdessen bemerkt man in den letzten Jahren verstärkt dass sich Trailbikes zu potenten Mini Enduros mausern.
3. Die Richtigen Upgrades
In den letzten 12 Monaten hab ich eines gemerkt. Mein Trailbike kann mehr als ich … UND … wenn man die richtigen Upgrades kauft, wird es zu dem eben genannten Mini Enduro. Breitere Reifen, eine 160mm Gabel statt einer 150mm Gabel und man hat eine kleine Bergabrakete mit Bergauf Turbo.
Fact Check:
Die wichtigen W-Fragen. Welcher Hersteller? Welches Modell? Welche Upgrades?
Mittlerweile haben viele Hersteller ein kleines Mini Enduro für jederman im Portfolio. Da aber „kleines Mini Enduro für Jederman“ einfach nicht gut klingt einigen wir uns auf „Trailbike“. Das klingt cooler und beschreibt auch zu 75% das was das Bike in seinem Alltag erlebt. In den restlichen 25% wird das Bike an seine Grenzen gepushed.
Santa Cruz
Das Hightower ordnet sich schon vom Namen unter dem „Megatower“ ein. Dies macht es allerdings nicht schlechter sonderen deutlich vielseitiger.
Yeti Cycles
Das SB130 LR steht für Lunchride! Ein aufgebohrtes Sb130 mit 160/136mm Federweg. Ein potentes Ballerbiest, dass zu Unrecht seinen Platz im Schatten des „großen“ SB150 fristet.
Specialized
Stumpy EVO! Wie beim Subaru Impreza den man von der Rally kennt. Genauso knallt das Stumpy EVO die Trails.
YT Industries
Das Jeffsy war zum Release noch deutlicher vom Capra getrennt.
Trek Bikes
Das Trek Fuel steht wohl am deutlichsten von allen Trailbikes im Schatten des großen Enduro Bruders.
Hat’s Spass gemacht?
Nach 12 Monaten Trailbike unzähligen Bikepark Besuchen und zwei Bike Urlauben ist ein Urteil über die Kategorie „Trailbike“ recht leicht zu fällen. Und doch muss man unterscheiden! Jemand, der einen Bikepark in der Nähe hat wird wahrscheinlich immer zum Enduro oder zum Downhiller greifen. Allerdings sollte ein modernes Trailbike durchaus für alle Trails in der Umgebung ausreichen. Würde ich nochmal ein Trailbike kaufen
Nein! Denn ich möchte mich keinesfalls von meinem SB130 LR trennen.