Mit der neuen Maven will SRAM sich einen Platz ganz Oben in der Bremsen Liga sichern. Und dafür haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen. Mehr Kraft, weniger Druck auf dem Hebel und ein verbessertes Hitzemanagement.
Inhalt
Zum Launch der SRAM Maven gibt es eine limitierte Auflage der Maven Ultimate. Der SRAM-rot eloxierte Bremssattel mit dem auffälligen Splash Look fällt direkt ins Auge.
Mit dem Expert Kit kannst Du direkt loslegen, denn darin ist alles enthalten was Du für einen Kaltstart mit der Maven brauchst. Vier verschieden große Bremsscheiben (180mm/200mm/200mm/220mm), organische und gesinterte Bremsbeläge sowie das Pro Mineralöl-Entlüftungskit.
Spezifikationen der SRAM Maven
- Einsatzbereich: Enduro, Downhill, E-MTB
- Bremshebel:
- Ab Maven Silver Kugelgelagert
- Hebenweite- und Leerweg-Einstellungen
- MatchmakerX
- Bremsbacken
- Bleeding Edge interface
- 18.5mm & 19.5mm Kolben
- größere Auflagefläche für Bremspads
- Neuheiten:
- Mineralöl statt Dot
- Gewicht: 362g (Ultimate)
- Preis:
- Set Bronze: 440€
- Set Silver: 640€
- Set Ultimate: 720€
- Expert Kit:699€
Erster Eindruck der SRAM Maven
Wer auf die neue SRAM Maven umsteigen möchte hat die Qual der Wahl zwischen drei verschiedenen Modelle. Dem Einsteigermodell “Bronze”, der Mid Class Variante “Silver” und der Highend Version “Ultimate”. Letztere gibt es zudem noch als limitierte Ausgabe welche wir im Review haben.
Die drei Modelle haben den gleichen Bremssattel und den selben Hebelkörper. Die Unterschiede liegen in der Einstellbarkeit am Hebel und dessen Ausführung. Bei der Maven Ultimate ist der Hebel kugelgelagert für eine sanftere und gleichmäßigere Betätigung. Zudem gibt es, wie auch schon bei der Code Ultimate, eine Contact Point Einstellung für die Feinabstimmung des Hebelleerwegs und es wird Titanhardware genutzt.
Hebel und Zange
Rein optisch gesehen sind die Maven Hebel deutlich an die Code Stealth angelehnt. Durch das erhöhte Ölvolumen wird der Hebel allerdings deutlich bulliger als die “kleine” Code. Und auch beim Leitungsabgang hat man den Kritikpunkt der “krummen Leitung” ausgebessert.
Der Hebel fühlt sich ähnlich an wie bei den meisten SRAM-Bremsen, aber der Hebelweg ist deutlich leichter und kürzer als bei der Code. Im Stand fühlt sich der Unterschied subtil an, aber schon ein Test auf dem Parkplatz zeigt, wie viel weniger Kraftaufwand erforderlich ist, um das zu erreichen, was man früher als volle Leistung angesehen hätte.
Die Bremsbeläge haben Laschen, die ein einfaches Entfernen ermöglichen, und eine praktische Aussparung, in die die Belagfeder einrasten kann, um die Dinge beim Wiedereinbau schön auszurichten.
Wirft man einen Blickt auf die Bremssättel fällt direkt unglaublich bullige Bauweise ins Auge. Um die martialische Kraft zu bändigen braucht es noch einmal vier Schrauben die das Gehäuse verwindungssteif halten. Im Inneren arbeiten je ein Satz 18,5mm und ein Satz 19,5mm Kolben die für den Druck auf die XL Beläge sorgen.
Bei der Maven geht SRAM erstmal einen anderen Weg. Statt die Bremsezange mit möglichst viel kalter Luft zur Kühlung zu versorgen, hat man die Erkenntnis gewonnen, dass die Bremsen mit mehr Masse eine optimale Betriebstemperatur aufrechterhalten können! Während es natürlich großartig ist, die Bremsen kühl zu halten, ist die zusätzliche Masse der Maven-Bremssättel darauf ausgelegt, die Leistung durch eine gleichmäßigere Betriebstemperatur zu optimieren.
Still und heimlich hatte SRAM in einem Soft Launch der DB8 2022 erstmals eine Bremse mit Mineralöl auf den Markt gebracht. Erfahrungen aus dieser Bremse sind unverkennbar in das Design der Maven hineingeflossen. Zwar verspricht DOT Flüssigkeit längere Service Intervalle allerdings sind Mineralölbremsen.
Scheiben und Beläge
Um die brachiale Kraft der SRAM Maven für viele Fahrer zugänglich zu machen beginnt das Bremstuning bei SRAM ganz einfach bei der Scheibengröße und der Belagwahl.
Im Expert Kit liegen neben der Bremse auch noch eine Auswahl an Bremsscheiben um sich das für sich passende Setup zu finden. Für unerfahrene Rider gibt SRAM noch ein paar praktische Tipps mit auf den Weg um die korrekte Scheibengröße zu finden. Gibt es keine Verfärbungen an den Speichen der Bremsscheiben nach einer langen Abfahrt heisst das, dass deine Bremesscheiben zu groß sind. Braune oder Bronzefärbung deutet drauf hin, dass die Falsche größe verbaut ist. Sind die Speichen Lila solltest du schnell zu einer größeren Scheibe greifen.
Organische Bremsbeläge bieten Ihnen ein schnelles Ansprechverhalten und weniger Geräusche. Gesinterte Bremsbeläge sind widerstandsfähiger gegen dauerhafte Hitze und bieten Ihnen eine bessere Performance bei nassen oder schlammigen Bedingungen.
Montage der Maven
Wer einmal eine SRAM Bremse montiert und eingestellt hat, dem werden die einzelnen Montageschritte der Maven mehr als bekannt vorkommen. Mit Dingen wie der Stealth-Amajig-Gewindenadel und der Olive, die sich zusammenfädeln lassen, und dem Bleeding-Edge-Anschluss ist die Maven-Bremse die perfekte Wahl für alle, die eine zuverlässige und einfache Lösung suchen.
Neu ist hingegen dass die SRAM Maven jetzt einen zusätzlichen Schritt bei der Montage haben. Einen, den ich natürlich bei der ersten Installation vollkommen anfängermäßig vernachlässigt hatte. SRAM nennt es “Pad Massage”. Beim Bremsbelagwechsel biertet es sich an, die Kolben zu “nullen”. Also alles wieder auf Anfang zurück zu setzen. Das liegt vor allem an der Größe der neuen Kolben die in der Maven verbaut sind.
Wichtig: Aktuell sieht man viele YouTuber oder Influencer die die Leichtgängigkeit der SRAM Maven bezweifeln. Das liegt vor allem daran dass der eben genannte Step nicht beachtet worden ist.
Entlüften der SRAM Maven
Der Entlüftungsvorgang bei der SRAM Maven ist identisch mit denen der bestehenden SRAM Bremsen, mit dem Unterschied, dass man bei den neuen Maven Bremsen Mineralöl benutzt. Wer genauere Details zum Entüftungsprozess braucht, der findet auf der SRAM Website ein gutes und detailliertes Video. Wer das SRAM Maven Expert Kit kauft bekommt zudem alles dazu, was man zum Entlüften braucht. Wer nciht mehr in den Genus des limitierten Sets gekommen ist, braucht zwingend das neue Entlüftungskit für Mineralöl.
Wer noch nicht den Unterschied gemerkt hat zwischen den grünen und roten Dichtungen gemerkt hat, der wird feststellen, dass der SRAM Bleeding Edge Adapter für Dot nicht auf den Mineralöl Anschluss passt – Jeder Mechaniker der in Eile ist wirds danken.
Auf dem Trail mit der SRAM Maven
Mit der neuen Maven verfolgt SRAM die Idee, dass man die Bremse nach seinen Bedürfnissen anpassen kann. Im Anwendungsbeispiel heisst dass, dass die Maven von Haus aus mit brachialer Bremspower kommt. Wer mehr möchte, kann größere Scheiben verbauen oder greift zu anderen Belägen um die Bremskraft anzupassen. Für mich als Fahrer mit 100+kg bedeutet das, dass ich direkt mit der massiven 220mm Scheibe in der Front und 200mm im Heck starte.
Wie man es von der SRAM Code Ultimate kennt, ist die Bremse unglaublich gut dosierbar. Das, und die Hebel sind dann auch tatsächlich die einzigen Gemeinsamkeiten die die neue Maven und die Code haben. Und schon beim Einrollen mit der SRAM Maven wird schnell klar wieviel brachiale Power hinter dem Hebel hängt.
Auf dem Trail stellt sich schnell heraus, dass die Maven zwar brutal bremst aber man nicht das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren da die Bremse wirklich gut dosierbar ist, eben jene Charakteristika weswegen die SRAM Code bei vielen Fahrern so beliebt ist.
Richtig entfalten kann die Maven sich auf den Trails im Mittelgebirge und Sauerland nicht wirklich. Dazu sind die Trails zu kurz und haben zu wenig Gefälle. Auf alpinen langen Naturtrails hingegen ist die SRAM Maven eine echte Macht. Das Stichwort ist hier “Konsistenz”, denn durch das neue Hitzemangement ist die SRAM Maven auch bei langen und technischen Abfahrten (Sölden Gaislach Trail/Nene Trail, Neverend Trail Laax, Great White Lenzerheide) konsistent im Bremspunkt. Selbst bei gewolltem Missbrauch hab ich die Bremse nicht zum Überhitzen bekommen. Stattdessen wurde die Bremsscheibe so heiss, dass die Invisiframe Folie auf der Innenseite des Rahmens sich in ihre Bestandteile auflöste.
Fazit zur SRAM Maven Utimate
“Darf’s ein wenig mehr sein?”
Mit der SRAM Maven macht “big red” einiges richtig und lässt maximal am Look der Bremszange einige Biker zweifeln. Denn rein technisch gibt es an der Maven absolut nichts zu bemägeln. Die dosierbarkeit einer SRAM bremse, mit der einfachheit einer Shimano Bremse mit der Power einer MT7 oder Trickstuff Maxima.
Wer brauchts?
Wenn du auf dem E-Bike, Enduro oder Downhill Bike unterwegs bist wird die Maven für dich in den engeren Kreis gehören. Bist Du zudem ein Fan der SRAM Bremsen führt eigentlich kein Weg an der Maven vorbei. Wenn du von der Magura MT7 oder der Trickstuff Maxima kommst wirst Du vor allem die unglaubliche Konsistenz im Bremsverhalten lieben.
Pro’s & Con’s
Pro
- Brachiale Bremskraft
- Gut dosierbar
- Gutes Hebelgefühl
- Ungeschlagen in punkto Konsistenz
Contra
- “Brembo”-Look ist gewöhnungssache
- Preis
Text & Bilder: Sven Schebaum
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