Es ist wohl das mit Abstand gehypteste Produkt der letzten Jahre: Die SRAM AXS Eagle! Goodbye Schaltzug. Goodbye nervige Montage. Hallo Zukunft?
Wer den Worldcup 2018 etwas genauer beobachtet hat, der dürfte gemerkt haben, dass Nino Schurter die AXS schon ausgiebig getestet hat. Findet jetzt die beliebte SRAM eTap vom Rennrad den Weg ans MTB?
Wir hatten die SRAM AXS Eagle im Test und waren zunächst skeptisch. Letzten Endes wurde dann doch alles anders als man denkt.
SRAM Eagle AXS: Infos und Preise
- Nur noch 2 Modellgruppen (XX1 / X01)
- 500 % Bandbreite durch 10 T – 50 T-Kassette (10, 12, 14, 16, 18, 21, 24, 28, 32, 36, 42, 50)
- Akku-Laufzeit 25 – 40 Stunden (Reine Fahrzeit) / Knopfzelle Controller: 2 – 3 Jahre
- IP69K Standard (Wasserschutz und Staub)
- Konnektivität AXS-Netzwerk, ANT+, Bluetooth
- Preis Komplettgruppe:
- XX1 2100€ / X01 2000€ / Upgrade Kit 799€
Erster Eindruck der SRAM ASX Eagle
Schon auf den Release Fotos der SRAM AXS Eagle war der Hype da. Nicht nur, dass SRAM seine bekannte eTap Schaltung aus dem Rennradbereich endlich auf das Mountainbike übertragen hat, sondern auch das vollkommen neue Oilslick Finish von Kette und Kassette lösten einen unglaublichen “haben-will”-Reflex aus.
Aber nicht nur äusserlich reizt die SRAM AXS Eagle, auch technisch ist viel Entwicklungsarbeit hineingeflossen um die in meinen Augen fortschrittlichste Kettenschaltung auf dem Mountainbike Markt zu entwickeln.
Zudem hat SRAM auch an der Ergonomie gearbeitet. Nicht nur optisch und technisch soll der Fahrer ein besseres Schaltgefühl bekommen sondern auch am einzigen Kontaktpunkt wurde fleissig optimiert. SRAM hat dafür den Schalttrigger neu gedacht und nennt ihn ab jetzt “Controller”. es eine komplette AXS Kompatibilität: d.h., man kann sich sein Cockpit so einstellen wie man es möchte. Natürlich funktioniert dies nur wenn man auch die passende AXS Sattelstütze dazu montiert hat. Hat man dies gemacht, kann man die Belegung der Knöpfe frei wählen.
Vorbei sind Sie also die Zeiten, in denen man fummeln und fluchen und vor den innen liegenden Zügen seines Rades hockte und versuchte einen Schaltzug durch den Rahmen zu quetschen.
Es ähnelt schon einem Plug and Play System wenn man die AXS das erste Mal an das Rad schraubt. Das Einrichten und Montieren des Upgrade Kits dauerte nicht länger als 20 Minuten und man hatte eine fast perfekte Schaltkulisse out-of-the-box.
Das Herzstück – SRAM AXS Eagle Schaltwerk
Optisch setzt das SRAM AXS Eagle Schaltwerk auf Understatement und ist dank Bluetooth in Windeseile am Rad verbaut. Laut Herstellerangabe hält der, am hinteren Ende des Schaltwerks verbaute, Akku etwa 35-40 Stunde reine Fahrtzeit durch. Zudem ist der Akku des Schaltwerks kompatibel mit dem Akku der AXS Reverb.
Das AXS Schaltwerk ist Dreh- und Angelpunkt für den Controller oder Third-Party Apps wie zB dem Garmin oder Wahoo Geräten. Dafür ist es mit Bluetooth und ANT+ ausgestattet. SRAM hat allerdings nicht nur einen Elektromotor an ein bestehendes Schaltwerk gebastelt, sondern das gesamte Bauteil neu gedacht und optimiert. Was letzten Endes der Konstruktion zu Gute kam.
Im Detail hat man sich sich bei SRAM dazu entschlossen das Schaltwerk höher zu setzen als vorherige 12-Fach Eagle Schaltungen wie Beispielsweise die GX Eagle (Hier gehts zum Test).
Viele werden sich schon gewundert haben, warum es bei der AXS Eagle ein neues Chaingap Tool gab. Die Antwort liegt darin, dass man die obere Schaltrolle nach vorn gezogen hat was in einer Vergrößerung der Kettenumschlingung resultierte.
Deutlich interessanter ist allerdings das neue Anti-Schlagschutzsystem. Bei härteren Kontakten soll ein Mechanismus dafür sorgen dass das Schaltwerk nicht beschädigt wird sondern nach innen fährt, und danach wieder ausfährt und in seine ursprüngliche Position wandert. Eine LED am Schaltwerk informiert dich über den aktellen Ladestand deines Schaltwerkes.
Neu gedacht: Der Controller
Aufgrund der Tatsache, dass man nun keinen echten Schalthebel mehr hat, sondern eine Schaltwippe bekommt das Kind auch einen neuen Namen: Der Controller.
Was auf den ersten Blick nach dem Dude aus der Finanzbuchhaltung klingt, ist SRAM’s neuer Schalthebel für die AXS Schaltungen.
Zum erstmaligen Pairen muss der kleine Knopf gedrückt werden. Im Anschluss schaltet man die Schaltung immer einfach über einen Druck am Schaltgriff ein.
Die Belegung der Controller kann über die SRAM AXS App komplett frei gestaltet werden. Gerade in Verbindung mit der AXS Reverb ergeben sich interessante Möglichkeiten.
SRAM Athlet Yoann Barelli ist ja bekannt dafür andere Wege zu gehen. In diesem Video könnt ihr euch einmal das Setup von Yoann anschauen. Vielleicht ist sein SRAM AXS Eagle Setup ja etwas für euch.
Neuerdings hat man als Fahrer die Wahl zwischen zwei verschiedenen Paddels. Zum einen die “Standard” Variante zum anderen die neue “Rocker” Variante.
Das Standardpaddel ist so konzipiert, dass man mit dem Daumen hoch und runterdrücken kann um in die Gänge zu kommen. Während man einen zusätzlichen Knopf auf der Rückseite hat, den man durch den Zeigefinger betätigen kann.
Das Schmuckstück
SRAM’s neue XG-1299 Kassette ist der Hingucker schlechthin. Wer dachte, dass die Produktdesigner von SRAM mit der goldenen XX1 Eagle Kassette bereits übertroffen hatten, wird hier klar eines besseren belehrt.
Mit dem neuen Upgrade der Eagle hat sich die Baufom leicht geändert. Das größte Ritzel hat nun 52 Zähne und erhöht die Bandbreite noch einmal.
Damit steht die Rainbow Oilslick Eagle nicht nur optisch sondern auch technisch gut im Strumpf.
Auf dem Trail mit der SRAM AXS Eagle
Die letzten Jahren lag der Fokus bei Schaltungen auf der Bandbreite. Aus 2×10 wurde 1×11. Und auf die 11-fach Schaltung folgte die SRAM Eagle mit 12 Gängen. 2019 dann der elektronische Paukenschlag. Kein Schaltzug aber dafür Wireless. Aus dem Trigger wurde ein Controller und die Montage passierte in Sekunden.
Ebenfalls im Bruchteil einer Sekunde passiert der Schaltvorgang. Freudig haut man die Gänge hintereinander rein. DAS alles mit dem ruhigen Gewissen, dass der Schaltvorgang auf den Millimeter genau sitzt. Selbst in technischem Gelände, in denen man voll mit der Linienwahl zu tun hat, war der Daumen vollkommen sicher in der Schaltung. Aber statt weniger zu Schalten hatte ich subjektiv das Gefühl, mehr zu Schalten, und auch mal im Anstieg einen Gang zu Springen.
Schaltgeschwindigkeit und Präzision sind bis jetzt unübertroffen. Weder andere Hersteller noch die eigenen Schaltgruppen aus dem Hause SRAM kommen an die Performance der AXS heran. Selbst unter Last schaltet die SRAM AXS mit einer schweizer Präzision.
Auch Mehrfach-Schaltvorägnge meisterte die AXS wunderbar. Lediglich bei großen Gangwechseln unter Last am Berg schaltete Sie etwas bockiger! Es seih Ihr verziehen, denn jede andere Schaltung wäre vorher schon in die Knie gegangen.
Es gab im kompletten Testzeitraum von Mai bis Ende November keinerlei Kettenabwürfe, Kettenrisse oder ernsthafte Probleme. So kämpfte sich die AXS Eagle durch die letzten Nassen Tage mit offenen Bikeparks genauso effizient hindurch wie einen staubigen Bikeurlaub in den den Alpen. Knapp 2000km ohne Probleme. Das ist meisterlich!
Letzten Endes bleibt wirklich nur ein Winziger Wehrmutstropfen: Das Rainbow Coating der Kassette hatte die letzten Monate mehr gelitten als ursprünglich gedacht. Wer also über ein Optikupgrade nachdenkt, sollte sich bewusst sein, dass es sich bei der Kassette um Saisonware handelt.
Fazit zur SRAM AXS Eagle
Vielleicht ist es der Wunsch die neueste Technologie am Bike zu haben, vielleicht ist es aber auch einfach nur die perfekte Art zu Schalten. SRAM (r)evolutioniert die beliebte Eagle Schaltgruppe und bringt sie nicht nur auf das nächste Level, SRAM’s Schaltgruppe ist das nächste Level! Der Schaltvorgang? Perfekt! Die Ergonomie? Perfekt! Der Preis? Unbezahlbar!
Allerdings ist das Gefühl beim Schalten der Eagle auch mehr als unbezahlbar. Wem der Preis von 2000 Euro allerdings zu hoch ist, dem sei versichert, dass es auch ein AXS Upgrade Kit von SRAM gibt. Dies beinhaltet das AXS Schaltwerk sowie den AXS Trigger. Somit macht SRAM die Technologie dem breiten Markt verfügbar. Wie im SRAM Eagle Universum gewohnt sich alle Parts der verschiedenen Gruppen miteinander kombinierbar.
Pro
- Performance
- Lange Akkulaufzeit
- Volle Kompatibilität zu anderen SRAM Gruppen
Contra
- Der Preis!
- Rainbow Coating schnell abgenutzt