Manchmal sind es die kleinen Teile, die den größten Unterschied machen. So ein Fall ist der neue MRP Noken, ein unscheinbarer Top Cap für die Luftkammer, der im November 2024 ohne große Vorankündigung auf den Markt kam. Kein Marketingfeuerwerk, keine Teaser-Videos – einfach ein Produkt, das ein Problem löst, mit dem sich viele Fahrer schon länger herumschlagen: die übertriebene Progression von langhubigen Single-Crown-Gabeln wie der RockShox Zeb.
Gerade bei den großen Federwegen von 180 mm und mehr hört man immer wieder die gleiche Klage: Die Gabel fährt sich satt und kontrolliert, aber den vollen Hub erreicht man fast nie. Selbst wenn man komplett ohne Tokens fährt, bleibt am Ende noch ein Stück ungenutzter Federweg. Für manche ist das beruhigend, für andere fühlt es sich an, als würde man nie das volle Potenzial ausschöpfen. Genau hier setzt der Noken an – und macht die Luftfeder weniger progressiv, ohne dass man gleich die ganze Gabel umbauen muss.
Inhalt
Spezifikationen des MRP Noken
- Eigenschaften:
- Vergrößert die Luftkammer bei Rockshox um 1.1 Tokens
- Vergrößert die Luftkammer bei Fox um 1.5 Tokens
- Verfügbar für:
- Fox 38 model compatible with Factory, Performance Elite, and Performance models, including E-tuned versions.
- RockShox 35mm model compatible with Lyrik (B1+, C1+, and D1+), Pike (B1+ and C1+), Revelation (35mm A1+), and Yari (B1+)
- Fox 36 model compatible with 2018-2025 Fox 36 Factory, Performance Elite, Performance, and Rhythm models, including E-tuned versions.
- 15mm höher als eine normale Topcap
- 5g schwerer als eine normale Topcap
- Preis: 75€
- Mehr Informationen gibts auf MRP.com
Erster Eindruck
Der Noken ist ein Feder-Upgrade, das das Luftvolumen der Positivkammer vergrößert. Dadurch verringert sich das Kompressionsverhältnis, und die Federkennlinie wird linearer – mit einem Fahrgefühl, das sich stark an einer Stahlfeder orientiert. Konkret entspricht das einem zusätzlichen Volumen von rund 1,1 entfernten Tokens bei RockShox Zeb- und 35-mm-Gabeln sowie etwa 1,5 Volume Spacern bei der Fox 38 und 36. Damit löst der Noken ein bekanntes Problem vieler Fahrer: den Spagat zwischen sensiblem Ansprechverhalten auf kleine Schläge, solidem Support im mittleren Federwegsbereich und einer vollständigen Nutzung des Hubs.
Die Entwicklung moderner Luftfedern konzentrierte sich zuletzt stark auf die Vergrößerung der Negativkammer, um das Ansprechverhalten bei kleinen Unebenheiten zu verbessern. Zwar sorgt ein größeres Negativvolumen für mehr Sensibilität und Komfort im Anfangsbereich, doch es nimmt zwangsläufig Raum in der Positivkammer weg. Das Resultat ist eine deutlich steilere Progression am Ende des Hubs – die Gabel wird härter, bevor der volle Federweg genutzt werden kann.
Hier spielt der Noken seine Stärke aus. Er schafft zusätzlichen Raum oberhalb der Krone und erweitert so das Gesamtvolumen der Luftfeder. Das bedeutet: feines Ansprechen und gute Midstroke-Unterstützung bleiben erhalten, gleichzeitig öffnet sich der Federweg gleichmäßiger bis zum Ende. So bekommt man den vollen Hub zurück, ohne die typischen Nachteile einer extrem progressiven Luftfeder in Kauf nehmen zu müssen.
Technische Details und Montage
Der Noken kostet rund 70 Dollar und ist mit allen Generationen der Zeb sowie sämtlichen Fox-38- und 36-Modellen kompatibel, inklusive der E-Tuned-Versionen. Er baut etwa 10 bis 13 mm höher als die Standardkappe, was in engen Rahmenkonstellationen zu Problemen mit dem Unterrohr führen könnte. Damit niemand im Blindflug bestellt, stellt MRP auf der Website ein praktisches Maßblatt und sogar 3D-Print-Dateien bereit, mit denen sich der Abstand ganz einfach prüfen lässt. Sollte es dennoch knapp werden, bietet MRP außerdem einen Riser Crown Race an, der zusätzlichen Platz schafft – wahlweise in einer LowRise-Version (+5 mm) oder als HighRise (+10 mm).
Die Montage ist denkbar simpel: Luft ablassen, alte Kappe runter, Noken drauf – fertig. Ein 32er Maulschlüssel oder eine passende Nuss reicht dafür vollkommen aus. MRP legt sogar etwas Spezialfett für die Dichtung bei. Mit fünf Gramm mehr Gewicht im Vergleich zur Standardkappe spielt der Unterschied keine Rolle.
Auf dem Trail mit dem MRP Noken
Und wie fährt sich das Ganze? Kurz gesagt: spürbar besser. Mit dem Noken in meiner Zeb musste ich den Luftdruck um etwa vier bis fünf psi erhöhen, um das gleiche Sag-Niveau zu halten. Danach zeigte sich schnell, wo die Stärken liegen. Das obere Drittel des Federwegs fühlte sich stabiler an, ohne an Sensibilität einzubüßen. Vor allem in schnellen Kurven oder beim Pumpen über Wellen bot die Gabel mehr Rückhalt. Gleichzeitig war das tiefe Ende des Hubs endlich nutzbar. Auf einem besonders verblockten Trail habe ich tatsächlich den O-Ring ganz oben am Standrohr gesehen – etwas, das mir mit der Zeb vorher so gut wie nie passiert ist. Und das Beste daran: Es fühlte sich nicht nach einem harten Durchschlag an, sondern einfach nach einer gleichmäßigen, linearen Federung bis zum Schluss.
Besonders profitieren Fahrer, die mit viel Federweg unterwegs sind, aber trotzdem ein kontrolliertes und vorhersehbares Fahrverhalten wünschen. Auch leichtere Biker, die bisher kaum eine Chance hatten, ihre Zeb wirklich durchzudrücken, bekommen mit dem Noken ein spürbares Plus an Fahrbarkeit. Aber selbst für schwerere Fahrer lohnt sich das Upgrade, weil die Gabel insgesamt ausgeglichener arbeitet und nicht mehr so abrupt dichtmacht.
Besonders profitieren Fahrer, die mit viel Federweg unterwegs sind, aber trotzdem ein kontrolliertes und vorhersehbares Fahrverhalten wünschen. Auch leichtere Biker, die bisher kaum eine Chance hatten, ihre Zeb wirklich durchzudrücken, bekommen mit dem Noken ein spürbares Plus an Fahrbarkeit. Aber selbst für schwerere Fahrer lohnt sich das Upgrade, weil die Gabel insgesamt ausgeglichener arbeitet und nicht mehr so abrupt dichtmacht.
Natürlich ist nicht alles perfekt. Optisch ist der Noken Geschmackssache – er baut höher und sticht sichtbar hervor. Manche finden das cool, andere eher störend. Außerdem ist er nicht zwingend für jeden Rider notwendig. Wer mit seiner Gabel aktuell rundum zufrieden ist und keine Probleme hat, den vollen Federweg zu erreichen, wird keinen riesigen Unterschied merken. Auch wäre es praktisch, wenn man zusätzlich Tokens einschrauben oder Fox-Spacer anbringen könnte. Das ist beim Noken nicht vorgesehen, was seine Vielseitigkeit ein Stück weit einschränkt.
Fazit zum MRP Noken
Der MRP Noken ist ein Paradebeispiel für cleveres Tuning. Für einen vergleichsweise geringen Preis bekommt man ein Upgrade, das die Charakteristik einer Zeb, Fox 38 oder 36 spürbar verändert – und zwar zum Besseren. Einfach zu montieren, quasi wartungsfrei und mit einem direkten Effekt auf dem Trail. Wer bislang das Gefühl hatte, dass seine Gabel zu progressiv ist und nie den vollen Hub ausnutzt, sollte dem Noken unbedingt eine Chance geben. Für mich persönlich hat er die Zeb nicht nur ausgewogener gemacht, sondern auch den Fahrspaß erhöht. Ein kleines Teil, das den Unterschied macht – genau so, wie man es sich von einem sinnvollen Tuning-Upgrade wünscht.
Pro’s & Con’s
Pro
- Geringer Preis für das Upgrade
- Einfache Installation
- Guter Support in den erten 2/3 des Federwegs
Contra
- Kleine „Abwärtskompatibilität“ mit Tokens
Text & Bilder: Sven Schebaum
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Transparenzhinweis: Im Zuge des Tests wurde uns vom Hersteller ein Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr dazu.




