Mit der Magura VYRON legten die Ingenieure aus Bad Urach groß vor. Und auch noch zwei Jahre nach dem ersten Release ist die Magura VYRON immer noch die Einzige ihrer Art. Lässt man den E-Aspekt bei Seite ist die Konkurrenz mehr als groß. So gut wie jeder Zubehörhersteller hat mittlerweile eine Vario-Stütze im Sortiment.
Neben hydraulischer oder mechanischer Ansteuerung kommt Magura und setzt mit der VYRON die elektronische Ansteuerung auf die Karte. Schon im Vorfeld war die Neugierde mindestens so groß wie die Skepsis. Brauchen wir noch mehr Elektronik am Bike?
Wir hatten die Magura VYRON die letzten Monate am Rad. Zeit für ein Fazit zum (leidigen) Elektro-gehate!
Fakten zur Magura VYRON
- Hub: 100 mm (396mm), 125 mm (421mm), 150 mm (446mm)
- Bluetooth Lenker Remote
- 2-Fach Schraubenklemmung
- Gewichtsbeschränkung: 120km
- Einstecktiefe: 120mm
- kabellose Montage
- Mirco USB Ladebuchse
Erstkontakt: MAGURA VYron
Frisch aus dem Karton ging die Vyron ans Bike. Mit einem Gewicht von etwas über der 600g Marke. Das minimale Mehrgewicht wird allerdings durch die vereinfachte Montage und dem Fakt, dass man keine Züge legen muss und dadurch auch das Gewicht wegfällt, weitestgehend relativiert.
Die Magura Vyron ist, wie man es von Magura kennt, tadellos verarbeitet. Auch nachdem die Magura VYRON jetzt auf 4 verschiedenen Bikes montiert war, sieht man ihr nicht an. Obwohl Magura gute Videos (hier und hier) zum Einrichten der VYRON liefert, sollte man trotzdem die Anleitung nicht direkt bei Seite werfen.
Das Pairing dauerte im Endeffekt doch als länger als gedacht. Selbst als Technikgeek war nicht direkt klar, ob und ab wann man im Pairingmodus ist. Nimmt man allerdings sofort das Manual zur Hand, gibt es hierbei keinerlei Probleme.
Kabellos, das heisst: Einfache Montage beim Test. Das erfreut erstmal das Testerherz. Wer einmal einen Zug an einem Bike mit innenliegenden Zügen verlegt hat, weiss wovon ich Nachts schlecht träume.
Ist das Pairing einmal aktiv, kann man die Remote an die gewünsche Postion am Lenker bringen. Leider ist die elektronische Remote weder mit den SRAM MMX (Matchmaker) als auch mit der hauseigenenen Shiftmix Klemmschellen kompatibel. Allerdings ist die Remote komplett kompatibel mit Maguras Elect Produkten.
Wer auf die Funktionen der Elect Gabeln und Dämpfer nicht zugreift, sondern einfach nur eine Remote für die Sattelstütze braucht, kann mit dem beiliegenden Clip für die Remote die anderen beiden Knöpfe “überschreiben”. So werden aus drei Buttons nur noch ein großer. In unserem Test waren wir mit keinem Produkt aus der Elect Reihe unterwegs .
Im Innenleben arbeitet, wie von Magura bekannt, Royal Blood welches auf zwei verschiedene Ölkammern verteilt ist. Des Weiteren befindet sich im Inneren der Magura VYRON ein, per Servomotor gesteuertes, Hydraulikventil, dass es ermöglicht dass das Öl zwischen den beiden Kammern wandern kann und sich so die Stütze bewegen lässt. Somit ist die Stütze, ohne Betätigung immer arretiert. Das bedeutet, dass Strom nur benötigt wird, wenn der Motor aktiviert wird. Magura erhofft sich hiervon eine längere Akkuleistung
Optisch ungewohnt ist der Kopf der Sattelstütze. Hier haben die Ingenieure von Magura die Steuereinheit verbaut. Neben der Steuerung der Pairingfunktion befindet sich hier auch die Ladebuchse des Micro-USB Anschlusses. Aktuell sicher der gängiste Standard. Gewünscht hätte man sich dann vielleicht doch einen zukunftsträchtigeren Anschluss wie USB-C.
Trailcheck: Magura VYRON
Zunächst ging es während der Wintermonate mit dem XC-Hardtail auf Touren. Magura gibt einen Ladezyklus von einem Monat oder 400 Auslösungen an. Aufgrund der Tourenbeschaffenheit wurde das deutlich überschritten. So dass die Magura Vyron letzten Endes auf der Vatertagstour das erste Mal versagte. Nach mehr als 20 Touren und deutlichen Pausezeiten im Keller. Schnellfazit: Der Tubeless Reifen wurde öfter aufgepumpt als die Sattelstütze geladen wurde.
Natürlich ist die Nutzug im XC Bereich deutlich geringer als bei traillastigeren Touren. Trotzdem muss man sich in diesem Punkt keine Gedanken machen. Hält man den Verbindungsknopf gedrückt, wenn der Akku den Geist aufgegeben hat, fährt die Stütze ein letztes mal aus. So kann sie auf die gewünschte Höhe eingestellt werden und man kann entspannt den Heimweg antreten.
Oftmals wird bei Vario Sattelstützen angemerkt, dass sie zu viel seitliches Spiel haben. Schon beim ersten Hands-On merkt man kein merkbares Spiel. Bis zum heutigen Tag hat sich daran nichts geändert.
Die Magura Vyron benötigt Umdenkzeit. Das sei vorab gesagt. Durch die leichte Verzögerung muss man seine Angewohnhehiten Anpassen.
Aus dem Sattel – Remote betätigen – kurz warten – sitzen. Komplizierter wird es allerdings, wenn man sich zwischen “ganz Oben” und “ganz Unten” entscheiden möchte. Dadurch dass die Magura Vyron Stufenlos verstellbar ist muss man die gewünschte Sattelhöhe mit dem Popo abschätzen.
Als versierter Mountainbiker sollte es damit keine Probleme geben. Gerade bei Touren sind technische Downhills und Uphills meist nicht schnell aufeinander folgend.
Fazit Magura Vyron
Skeptikern sei gesagt: Ich war einer von euch! Der Fakt, dass immer mehr Elektronik ans Bike wandert macht schon skeptisch und man wünscht sich eigentlich die “Guten alten Zeiten” zurück in denen man sich einfach auf das Bike gesetzt hat und losgefahren ist.
Aber ist man so ein ewig Gestriger oder erkennt man das potential, die Einfachheit der Dinge und den technischen Fortschritt? Letzten Endes überzeugt die Magura VYRON fast auf voller Linie. Verarbeitung, Montage und Funktionsumfang. Gerade für Magura-affine Fahrer wird die Kombination mit ELECT eine wahre Freude sein.
Nach mehr als 10 Monaten im Test, etlichen Trail-, Straßen- und Waldautobahnkilometern keinerlei Probleme oder Macken gezeigt. Die Magura VYRON verrichtet ihren Dienst vollkommen problemfrei und sorgenfrei. Beginnend bei der Montage und natürlich auch auf dem Trail. Wäre da nur nicht der einzige Wehrmutstropfen: Durch die elektronische Ansteuerung verzögert sich das Ein und Ausfahren der Sattelstütze im Vergleich zu mechanischen oder hydraulischen Variostützen. Ist diese Verzögerung aber in Fleisch und Blut übergegangen merkt man den Unterschied zu keiner Sekunde mehr.
Pro
- Einfache Installation
- Verarbeitung
- Kompatibilität mit anderen ELECT Produkten
Contra
- Verzögerung beim Betätigen