Wirft man einen Blick zurück auf die letzten zwei bis drei Jahre dann drüfte sich bei vielen einiges Geändert haben. Ohne das wir es großartig forciert haben, hat sich unsere Einstellung zum Radsport zwangsläufig ändern müssen. Durch Corona geschlossene Bikeparks oder auch einfach die Einsicht, ein wenig Klimaneutraler zu Reisen haben das Denken verändert.
Covid hatte es unmöglich gemacht viel zu Reisen und die Hometrails waren auf einmal überschwemmt von übereifrigen E-MTB Bombern. Und so entstand die Lust die Heimatregion neu zu entdecken, den Tag auf dem Rad zu verbringen. Manchmal über Stunden hinweg ging es mit dem Rad durch Ruhrgebiet, Sauerland oder sogar nach Holland.
Tausche Adrenalin Kick gegen Neugierde.
Schnell wurde der Adrenalin Kick und der Wettkampf Gedanke gegen Neugierde und Abenteuerlust getauscht. Und so fand man sich eher schneller als langsamer auf einmal regelmäßig auf dem XC Bike und entdecke vieles Neu. Vielleicht liegt es jetzt am Alter, dass man mit Ende 30 sich nicht mehr zwingend beweisen muss oder vielleicht ist man auch einfach ein Genussbiker geworden in dem die Gesellschaft von Freunden auf der Tour das Wichtigste ist.
Mit dem neuen BikeBuild geht es um das Yeti ARC. Abenteuer, Trail Spass oder XC Rennen? Was wird das Yeti ARC für ein Bike werden?
Yeti ARC Zeitreise!
Das Yeti ARC ist ein Klassiker. Das war es immer, das wird es immer sein. Legenden des Mountainbikesports stürzten sich auf dem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater des aktuellen ARC die Berge hinab und verholfen dem Bike zu seinem absoluten Kultstatus. Legenden wie Missy Giove oder Myles Rockwell schoßen in hauchdünnen Lycra Pants und Hartschalenprotektoren über die Trails und trugen maßgeblich zum heutigen ARC mit bei.
In der Zwischenzeit ist einiges an Zeit verstrichen und trotzdem hat ein ARC von Yeti Cycles immer noch seinen besonderen Reiz auf viele Mountainbiker. 2020, eben in dieser Pandemie, schlugen die Mountainbiker Herzen höher. Eine auf hundert Stück limitierte Sonderedition des ARC. Sieht aus wie früher, aber im Hier und Jetzt. Klassisches Design, aber Bling-Bling wohin das Auge reicht. Knapp 10.000€ kostete die mittlerweile ausverkaufte Edition. Und schon kurz nach dem Release der Limited Edition wurden bei vielen Fans der Kultmarke aus Golden Colorado Begehrlichkeiten geweckt. So folgte kurz darauf das neue ARC und endlich hatte Yeti wieder ein Hardtail im Sortiment.
Die harten Fakten zum Yeti ARC
Mit den neuen Carbonrahmen bietet Yeti erstmals nur noch eine Carbonfertigungsserie an: TURQ. Fans der Marke dürfte auffallen, dass damit bei den Komplettbikes die “günstige” C-Version wegfällt. Stattdessen werden Komplettbikes und Rahmenkits nur in der TURQ Variante gefertigt.
In Zahlen beeindruckt das Yeti eher bei der Geometrie als beim Gewicht. Der nackte ARC Rahmen liegt bei etwa 1500g. Damit fast 300g schwerer als das letzte ARC von 2016. Das aktuelle ARC hat defintiv die XC Race Gene verloren (obwohl Jared Graves uns alle eines besseren belehrt hat) was es aber nicht weniger interesant macht. Allerdings ist es viel näher an der SB Reihe konzipiert als man es für ein Hardtail vermuten mag.
Das Yeti ARC ist defintiv mehr ein Spielzeug als eine Ausdauermaschine. Das deuten auch die Zahlen wenn man auf die Geometrietabelle Blickt. Der Lenkwinkel von 66,7° ist für ein Hardtail sehr modern, aber gibt eben auch bei abschüssigem Gelände Sicherheit.
Der Trend zu steileren Sitzwinkeln spiegelt sich im ARC wider und ist an einem Hardtail noch deutlicher zu spüren. Ein vollgefedertes Bike sackt beim Klettern stärker durch, da sich das Gewicht nach hinten verlagert, aber auf einem Hardtail passiert das nicht, und das Yeti hielt mich in einer Position, die sich genau in der Mitte zwischen den Rädern anfühlte. Mit einem Reach von 490mm sitzt man zentral und hat trotzdem noch genug Spielraum um mit längeren Vorbauten zu experimentieren.
Zwei Dinge, die wirklich dazu beitragen, den spielerischen Charakter des ARC zu entwickeln, sind die niedrige Tretlagerhöhe und der kurze Hinterbau. Sie halten das Gewicht relativ niedrig und sorgen für ein herrlich leichtes Gefühl auf dem Rad – Dazu aber später mehr.
Für einen Hardtail Rahmen, in den heutigen Zeiten, saftige 2.090€ aufzurufen ist schon happig. Allerdings hat Yeti das ARC mit anständigen Features ausgestattet die den Boutique Preis rechtfertigen. Neben der Trail-zentrierten Geometrie ist das ARC auf eine 130-mm-Gabel ausgelegt. Ein Federweg, von dem Yeti glaubt, dass er die Eierlegende Wollmilchsau für ein Trail-Hardtail ist, und ich kann dem nur zustimmen – Denn vielleicht ist sogar weniger mehr.
Die interne Kabelführung ist bei einem Carbon-Rahmen fast schon obligatorisch, und die geschwungenen Linien des ARC werden durch Ein- und Ausgänge, die die Kabel einklemmen, sauber und übersichtlich gehalten – für eine geräuschlose Fahrt. Der klobige Kettenstrebenschutz funktioniert ebenfalls gut und sorgt dafür, dass das Rad leise ist und das einzig wahrnehmbare Geräusch mein Keuchen im Uphill ist.
Yetis neue Klemmtechnik für die Züge, die auch im neuen SB160 zum Einsatz kommt, ist absolut leise. und hält die Kabel genau da wo sie sein sollen.
Und auch man selbst wird sie genau da fühlen wo man seinen soll. Durch das tiefe Oberrohr fühlt man sich sehr stark in dem Bike sitzend. Was gerade bei Abfahrten richtig schnell macht. Generell hat man weniger das Gefühl auf einem XC Hardtail zu sitzen – Das Yeti macht nämlich auch auf Flowtrails richtig Laune!
Bei soviel Lob muss aber auch ein, ständiger, Kritikpunkt erwähnt werden. Yeti hat es erst im Modelljahr 2023 geschafft, auf Pressfit zu verzichten. Das, was Mountainbiker und Yeti Fans seit 2016 stört wurde dann endlich angegangen. Leider bleibt das ARC davon unberührt und muss weiter mit einem Pressfit92 Lager montiert werden.
Just another Bike Build?
Der Dreambike Build soll eben genau so besonders sein wie das Rad an sich. Genau so wandelbar wie das Yeti ARC. Und eigentlich ist das ARC ja prädestiniert dafür bergab zu ballern.
Aber wie definiert man das Yeti ARC?
Ist es ein XC Racebike? Stellt man diese Frage Jared Graves, dann ist das ARC eben genau das! Sein ARC ist ein kompromissloses XC-Race Hardtail dass sich in der Austattung und Performance nicht von anderen Worldcup Bikes verstecken muss. 100mm Federweg und brutaler leichtbau brachten Graves Bike auf unter 10kg und folglich auch einen Platz auf dem Treppchen bei den Australischen XC Meisterschaften. Ein würdiger Nachfolge für das Ur-ARC also? Genau hier scheiden sich die Geister.
Ist es ein Trail Hardtail? Schaut man über den Teich und schaut sich an wie das ARC in der Wüste Utah’s oder in British Columbia bewegt wird, dann ist es ein echtes Baller Bike. 130mm-140mm Federweg und jede Menge Action für Bergab-Spass. Genau in dieser Ausstattung verkauft Yeti Cycles das Rad auch. Mit satten 2.6er Reifen vorne und hinten. ist das Rad dafür gemacht zu heizen.
Oder ist es etwas ganz anderes? Auch das ist möglich. Wir haben Geodatenblätter gewälzt und sind die verschiedensten Szenarien durchgegangen. Wird es ein Trail Bike? Ist es das XC Race Bike? Und beides mal kamen wir zu der Entscheidung: Jein. Verzwickte Situation, denn eigentlich ist das Yeti ARC beides. Und beide Gebiete liegen ihm aber bei einer Sache ist es unschlagbar: Als Mountainbikepackingwochenendabenteuer-Bike, und Aufgrund der extrem sperrigen Formulierung bleiben wir am besten beim Yeti ARC
Im Hier und Jetzt
Eigentlich ist das Rad ein wenig von allem. Abenteuer, Trails und … weder Bike noch Fahrer werden jemals ein XC Rennen bestreiten. Also können wir da gerne drauf verzichten. Allerdings wird das Bike diese Saison stetiger Begleiter sein und auch auf Abenteuer Runden dabei sein. Stoneman und kleine wilde Challenges die immer wieder bei uns in den Whatsapp Gruppen umhergeistern. Seid also gespannt!