Soll der Winter doch kommen. Ab jetzt geht es auf die Rolle mit dem neuen Wahoo Kickr 2018. Das erste Mal im Biker Leben geht es konzentriert ins Wintertraining. Ausreden zählen nicht mehr. Ab jetzt kann ich jederzeit trainieren. Egal ob Regen, Sturm, Schnee oder andere weltuntergangsähnliche Wetter Szenarien.
Es ist 2013 und Wahoo stellt den ersten Kickr vor, in der Hoffnung das Indoortraining zu revolutionieren. Egal was man bis Dato kannte, sei es die klassische Rolle, das Spinning Rad oder der schnöde Ergometer, ein richtig realistisches Radfahrgefühl konnte keiner wecken. Ebenso gab es bis zu diesem Zeitpunkt nicht die Möglichkeit über so genannte Third Party Software Trainingsfahrten zu simulieren.
Mit dem 2018er Wahoo Kickr zeigt sich, dass Wahoo ein neues Marktsegment erschaffen hat. Immer mehr namenhafte Hersteller setzen auf Smart Trainer mit Direktantrieb. Durch die offenen Schnittstellen zu anderen Anbietern hat sich zudem eine lebhafte Community gebildet die sich selbst organisiert.
Aber ist der Wahoo Kickr 2018 jetzt nur ein Spielzeug für den Rennradfahrer oder eben auch ein wirksames Tool für den Mountainbiker?
Technische Daten Wahoo Kickr 2018
- Maße (Standbeine offen): 54 cm x 71 cm
- Gewicht: 21,33 kg
- Rückradgröße 24 Zoll RR / 24 Zoll MTB / 650c RR / 26 Zoll MTB / 700c RR / 650b MTB / 29 Zoll MTB
- Nabenarten: 130 mm und 135 mm Schnellöffnung und 12×142 & 12×148 Steckachse
- Freilauf: Shimano/Sram (nicht Campagnolo)
- Mitgelieferter Antrieb: 11 Speed Shimano/SRAM (11-28 Zähne),
- Shimano/Sram Antrieb kann auch mit 11-fach gefahren werden
- Trittfrequenz: RPM Cadence Trittfrequenzsensor enthalten
- Genauigkeit: + / – 2 %
- Konnektivität: ANT+, ANT+ FE-C und Bluetooth Smart
- Geräte: iOS / Android / PC (Mac und Windows)
- Max. Benutzergewicht: 113,40 kg
- Gewicht des Schwungrads: 7,25 kg
- Maximale Ausgangsleistung: 2000 Watt
Unboxing & Erster Eindruck zum Wahoo Kickr 2018
Da steht es nun endlich. Das XL Paket von Wahoo. Und enthalten ist alles was man sich wünscht um direkt loszulegen. Im Lieferumfang des Wahoo Kickr 2018 ist alles was das Mountainbikerherz begehrt. Von Werk aus ist der Wahoo Kickr 2018 mit dem Adapter für 135mm ausgerüstet. Adapter für 142mm und für 148mm Boost sind natürlich auch vorhanden. Dazu werden die installierten Adapter einfacher herausgezogen und die neuen eingesetzt. Werkzeuglos natürlich – versteht sich von selbst.
Ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist der Wahoo Trittfrequenzsensor. Er lässt sich einfach an der Kurbel oder am Schuh montieren. Die Bluetooth Smart und ANT+ Dualband Technologie erlaubt es dem Trittfrequenzmesser, sich sowohl mit Smartphones und GPS Radcomputern zu verbinden und darauf Daten anzuzeigen. Anders als Garmin geht Wahoo einen optionalen Weg zur Befestigung. Entweder, wie üblich mittels Kabelbindern, oder aber mit einem mitgeliefertem Halter und 3M Klebepad.
Im direkten Vergleich zum Kickr Core bietet der Wahoo Kickr 2018 ein nettes Feature: Man kann direkt die Höhe des Hinterrades einstellen, so dass die Ergonomie gehalten bleibt. Dazu wird die Schraube aus dem Gewinde entfernt, der entsprechende Slot eingestellt und wieder eingeschraubt.
Mögliche Laufradgrößen beim Wahoo Kickr
- MTB 24″ / RD 650c
- MTB 26″ / RD 700c
- MTB 650b
- MTB 29″
- RD 24″
Dies ist einer der wenigen Schritte bei denen man als Mountainbiker Hand anlegen muss um den Wahoo Kickr einzustellen, denn Werkseitig befindet sich im Lieferumfang schon eine 1×11 Rennrad Kassette von Shimano. SRAM Fanboys aufgepasst: Der Kickr hat nur einen Shimano Freilauf, keinen SRAM XD Freilauf.
Das Setup des Wahoo Kickr
Das Setup geht leicht von der Hand. Der Aufbau, inklusive Montage des Rads, und Umbau auf eine 142mm Achse war innerhalb von 20 Minuten geschehen. Das Pairing zwischen Wahoo Soft- und Hardware ging flott und gänzlich ohne Probleme von Statten. Dazu läd man die kostenlose Wahoo Fitness App aus dem jeweiligen Appstore (zum Google Playstore / Zum Apple Appstore). App starten, den Wahoo Kickr via BT connecten und die neueste Firmware für den Smarttrainer installieren.
Natürlich gibt es, wie bei vielen anderen technischen Bike Accessoires, auch die Möglichkeit die nötige Software für einen Schnupperzeitraum zu Testen. Beim Wahoo Kickr 2018 sind dies:
- Strava (60 Tage)
- Zwift (7 Tage)
- Trainerroad (30 Tage)
- The Sufferfest (30 Tage)
- FulGaz (10% Rabatt auf das Jahresabo)
- Rouvy (30 Tage)
Das Mountainbike Setup für den Wahoo Kickr 2018
Unser Antriebssetup besteht aus einer SRAM X01 1×11 Schaltgruppe (Trigger und Schaltwerk) mit KMC DLC11 sowie der Race Face Next SL G4 mit einem 34er Oval Kettenblatt. Also genau so, wie man es den ganzen Sommer auf dem Hardtail gefahren ist.
Ein Narr wer glaubt, dass dies auch ohne Probleme mit der mitgelieferten Shimano Kassette funktionieren sollte, denn die Schaltperformance zwischen diesen Gruppen war desolat. Schon nach den ersten Metern merkte man, dass die Schaltvorgänge sehr unrund liefen und im kleinsten Ritzel immer wieder Sprünge im Tritt waren. Zum Glück fand sich in der Werkstatt noch eine SRAM NX Kassette die auch auf den Shimano Freilauf passt. Nach 10 Minuten Montage erstrahlte der Wahoo Kickr 2018 jetzt mit einer schicken SRAM NX Kassette und das Mountainbiker Herz war gerettet. Die Schaltvorgänge geschmeidig und wie „aus dem Gelände“ bekannt.
Der Wahoo Kickr 2018 im Test
Als totaler Neuling geht es dann endlich auf die ersten virtuellen Kilometer. Und tatsächlich ist das Fahrgefühl deutlich anders als auf einem Ergometer oder einem Spinning Bike. Alles fühlt sich vertrauter an. Shifter, Griffe und Pedale sind so eingestellt wie es ergonomisch am besten ist.
Während ich Anfang des Jahres noch auf dem „Hometrainer“ nach wenigen Minuten eine massive Unlust spürte, sitze ich immer noch im Sattel und strampel kräftig um meinen virtuellen Trainingspartner einzuholen. Gerade lange Anstiege machen plötzlich Spass und haben, im Vergleich zum regulären Indoor Training, deutlich an Schrecken (Aufgrund von Langeweile) verloren.
Wahoo hat an dieser Stelle besonders nachgebessert. So ist das Schwungrad des Kickr 4.0 mit 7,25kg deutlich schwerer als das Vorgängermodell mit nur 5,7kg. Zudem hat man softwareseitig das Ansprechverhalten optimiert, so dass man auf dem Smart Trainer ein besseres und natürlicheres Trägheitsmoment hat. Sprints und vor allem Steigungen werden so noch realistischer simuliert als zuvor.
Mit dem Mountainbike auf dem Wahoo Kickr
Besonders die Steigungen haben es mir als Mountainbiker angetan. Der elektromagnetische Widerstand des Wahoo Kickr 2018 kann Steigungen mit bis zu 20% simulieren und bietet mit einer Maximalleistung von 2.200 Watt (+- 2%) eine Leistungsobergrenze, die ich als Bergab-Sportler definitiv nicht erreichen werden.
Während ich mit dem Mountainbike auf gerader Stecke kaum mit der Pace eines Rennradfahrers mithalten kann, funktioniert das Fahren am Berg umso besser. Denn anders als beim TacX ist es auch möglich den Wahoo Kickr mit einer 11-fach oder 12-fach Schaltung fahren kann. Durch die Bauweise hat es Wahoo geschafft, dass der Kickr eben auch für Mountainbiker interessant wird. In den seltensten Fällen hat nennt man als Enduro, Downhill oder All-Mountain Fahrer ein Rennrad sein Eigen.
Das schöne am Wahoo Kickr sind seine vielen verschiedenen Einstellmöglichkeiten. Ohne Probleme ist es möglich auch mit dem Hardtail seine virtuellen Runden zu drehen. In unserem Test mit dem Yeti ARC-C konnten wir die vorinstallierte Shimano-Kassette allerdings nicht benutzen und griffen zur SRAM NX 1×11. Durch das Release der SRAM NX 1×12 ist es nun auch Problemlos möglich auf 1×12 zu wechseln da die NX und NX Eagle Gruppe auch mit einem Shimano Freilauf betrieben werden können.
Tu es für deine Nachbarn
Im Vergleich zum Wahoo Kickr 3.0 ist die 2018er Variante noch einmal leiser geworden. So das man im Raum fast nur noch das stete Surren der Kette vernehmen kann. Selbst im oberen Drehzahlbereich bei einem Widerstand jenseits der 600W mit 90RPM ist der Kickr immer noch Mehrfamilien-Mietshaus-Tauglich und brauch sich vor Konkurrenten nicht verstecken.
Dank seiner massiven Bauweise, der einstellbaren Füße bleibt der Wahoo Kickr immer an Ort und Stelle. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass die Nachbarn wirklich nichts mitbekommen, greift zur Wahoo Bodenmatte mit extra Dämmschutz. Die Schützt dich nicht nur vor mies gelaunten Nachbarn, sondern den Boden auch vor Dreck und vor allem Schweiß. Ganz nebenbei verleiht sie deiner Paincave auch das richtige Kickr Flair.
Training mit der Wahoo Fitness App
Neben diversen Drittanbietern wie z.B. Zwift oder Sufferfest kann man auch auf die hauseigene Wahoo Fitness App zugreifen. Neben schon genannten Features wie Konfiguration oder Firmware Updates kann man den Wahoo Kickr verschiedene Traininslevel entlocken.
Level-Modus: 10 Ebenen, jede mit einer progressiven Widerstandskurve, genau wie beim Fahren in der freien Natur. Je schneller man tritt, desto schwieriger wird es – dies simuliert den Roll- und Luftwiderstand.
Ergo-Modus: Steuerung per Ziel-Wattzahl; der KICKR hält den vorgegebenen Watt-Widerstand – unabhängig von Geschwindigkeit und Trittfrequenz.
Simulations-Modus: Einstellung von Gewicht, des Fahrradtyps, Fahrposition, dem Gegenwind und der Steigung; der KICKR modelliert akkurat die Leistungskurve.
Widerstands-Modus: Kontrolle per Gefühl oder externem Powermeter; manuelles Einstellen des Widerstands der Bremse von 0 bis 100%.
Fazit zum Wahoo Kickr Tests
Ich war immer ein Verfechter, dass Mountainbiken ein Outdoor Sport ist und dass ich mit dem Bike lieber draussen bin. Der letzte Winter hat allerdings gezeigt, dass man sich auch mit dem Hometrainer fit halten kann. Logischerweise macht man sich dann natürlich auch Gedanken wie man das Training optimieren kann. Optimieren heisst in diesem Fall, dass man einen Weg finden muss, dass Training weniger Langweilig zu gestalten.
Die Lösung heisst Wahoo Kickr! Der hohe Anschaffungspreis von 1199€ amortisiert sich mit jedem Kilometer den man auf dem Trainer verbringt.
Pro
- Realistisches Fahrgefühl
- Sehr gute Leistungsmessung
- Kompatibilität mit MTB
- Verarbeitung
Contra
- Anschaffungspreis
- Kostenpflichtige Drittanbieter Apps