Nachdem man sich bis Ende der 2010er Jahre etwas auf dem Ruhm von Baron und Kaiser ausgeruht hatte griff das Korbacher Traditionsunternehmen (Zum Hausbesuch bei Continental Reifen) 2022 den Reifenmarkt erneut an. Ein komplett neues Gravity Lineup – Neues Stollendesign, neue Gummimischungen und neue Karkassen sollen Enduro, Trail und Downhillfahrer herzen höher schlagen lassen. Und recht schnell wurde deutlich dass die neuen Reifen durchaus mehr Anspruch auf das Podium haben als die Ausgedienten Kaiser und Baron.
Über die letzten Monate sind wir Argotal, Kryptotal und Xynotal gefahren und haben uns die Stärken und Schwächen der Reifen ganz genau angeschaut. Dabei viele tausend Trailkilometer gesammelt und die Korbacher Reifen in den unterschiedlichsten Bedingungen gestestet. Vom waldigen Sauerland bis hin zu ausgesetzten Felstrails in Sölden und der Lenzerheide.
Inhalt
Die Continental Gummimischungen im Überblick
Grundlegend kann man die Conti Reifenmischungen recht einfach erklären. Für die jenigen die professionelle Performance wollen fahren Supersoft. Wer dabei noch bergauf treten muss oder möchte, greift zu Soft am Hinterrad. Die Endurance Mischung ist die abrieb resistenteste Mischung und hat somit auch am „wenigsten“ Grip. Im Detail bedeutet das für die verschiedenen Mischungen folgendes
SuperSoft – das Maximum an Grip und Kontrolle
Das SuperSoft-Compound ist die Speerspitze der Continental-Mischungen und klar auf kompromisslose Downhill-Performance ausgelegt. Wer in steilen, ruppigen Sektionen volle Kontrolle behalten will, greift zu dieser Mischung. Sie liefert unübertroffenen Grip, extreme Traktion und maximale Dämpfung – genau das, was man braucht, wenn jeder Millimeter Bodenhaftung zählt. Vor allem auf feuchten Wurzeln, losen Steinfeldern oder bei Highspeed-Abfahrten spielt das SuperSoft seine Stärken aus. Der Nachteil liegt auf der Hand: etwas höherer Rollwiderstand und schnellerer Verschleiß. Doch wer im Grenzbereich fährt, weiß – Grip schlägt alles.
Soft – die Allround-Waffe für Trail und Enduro
Das Soft-Compound ist die vielseitigste Mischung im Portfolio und trifft den Sweet Spot zwischen Grip, Kontrolle und Effizienz. Entwickelt für den abfahrtsorientierten Trail- und Enduroeinsatz, bietet sie satten Grip in Kurven, starke Bremsperformance und dennoch einen spürbar leichteren Lauf als das SuperSoft. Dadurch bleibt das Bike agiler und spritziger, ohne dass man auf Sicherheit im Downhill verzichten muss. Besonders beliebt ist das Soft-Compound in einer gemischten Reifen-Kombination: vorne Soft für maximale Kontrolle, hinten eine härtere Mischung für besseren Vortrieb und weniger Verschleiß. Wer nur einen Satz Reifen fahren will, liegt mit Soft in fast jedem Terrain goldrichtig – vom Allmountain- bis zum Enduro-Einsatz.
Endurance – effizient, langlebig, ausgewogen
Das Endurance-Compound richtet sich an Fahrerinnen und Fahrer, die viele Kilometer abspulen, ohne dabei auf Grip verzichten zu wollen. Es bietet einen ausgewogenen Mix aus Traktion, Haltbarkeit und niedrigem Rollwiderstand. Ideal für Tourenfahrer, E-MTBs oder alle, die ihr Bike im Alltag und im Gelände gleichermaßen nutzen. Während SuperSoft und Soft auf maximale Performance in Abfahrten zielen, legt Endurance den Fokus auf Langlebigkeit und Effizienz – perfekt, wenn du viel unterwegs bist und Wert auf konstante Performance über viele Höhenmeter legst.
Die Continental Karkassen im Überblick
Downhill
Die Downhill-Karkasse ist das absolute Schwergewicht im Sortiment – gemacht für maximale Kontrolle und Haltbarkeit auf den härtesten Strecken der Welt. Sie besteht aus einem besonders dichten 110-TPI-Material, das unter der Lauffläche sechslagig und an den Seiten vierlagig aufgebaut ist. Das sorgt für eine unvergleichlich robuste Struktur, die selbst auf felsigen Abfahrten oder bei massiven Durchschlägen standhält. Zusätzlich stabilisiert eine Apex-Einlage die Seitenwände und schützt effektiv vor Snake Bites. Der Reifen bleibt auch bei extrem niedrigem Luftdruck präzise steuerbar und stabil in der Kurve. Damit ist die DH-Karkasse die erste Wahl für Bikes mit 170 bis 200 Millimeter Federweg, also alles von Parkbikes bis hin zu echten Downhill-Racern.
Enduro
Die Enduro-Karkasse ist sozusagen der Allrounder unter Contis Gravity-Konstruktionen. Sie verwendet ebenfalls ein 110-TPI-Material, ist aber mit drei Lagen unter der Lauffläche und zwei Lagen an den Seiten deutlich leichter und flexibler als die DH-Version. Damit bleibt sie robust genug für ruppige Trails, bietet aber spürbar mehr Geschmeidigkeit und ein direkteres Fahrgefühl. Eine zusätzliche Gewebeschicht schützt zuverlässig vor Schnitten, während auch hier die bewährte Apex-Stabilisierung zum Einsatz kommt, um Durchschläge zu vermeiden. Perfekt für Bikes mit 140 bis 170 Millimeter Federweg, also genau den Bereich, in dem Enduro-Bikes zuhause sind. Wer gerne bergauf pedalieren will, ohne auf Abfahrts-Performance zu verzichten, liegt hier goldrichtig.
Trail
Die Trail-Karkasse zielt auf Fahrerinnen und Fahrer, die Wert auf ein agiles, reaktives Bike legen, ohne gleich in puncto Pannenschutz Kompromisse eingehen zu müssen. Sie basiert auf einem 60-TPI-Material und nutzt denselben Aufbau wie die Enduro-Karkasse: drei Lagen unter der Lauffläche und zwei an den Seiten. Auch hier sorgt eine zusätzliche Gewebeschicht für Schnittschutz. Auf die Apex-Verstärkung wird allerdings verzichtet, um Gewicht zu sparen und das Fahrgefühl direkter zu gestalten. Das Resultat ist eine leichte, aber erstaunlich robuste Konstruktion – ideal für Trail- und Allmountain-Bikes mit 140 bis 170 Millimeter Federweg, die gern schnell und präzise bewegt werden wollen.
Ob du im Bikepark jede Sekunde jagst, beim Enduro-Rennen auf Effizienz setzt oder auf epischen Trail-Runden unterwegs bist – Continental bietet mit diesen drei Karkassen für jeden Fahrstil die passende Basis. Robust, präzise und auf den Punkt abgestimmt – genau so, wie man es von der Gravity-Line erwartet.
Du hast den Überblick verloren? Ging mir genauso. Damit die Chemie in deinem Reifensetup stimmt kannst du einen Blick auf das Conti Reifen Periodensystem werfen.
Reifen im Detail Test
Continental Kryptotal FR
Mit dem Kryptotal FR hat Continental den Spagat zwischen Grip, Geschwindigkeit und Haltbarkeit beeindruckend gut gemeistert. Der Reifen ist leicht, robust und bietet ein Fahrgefühl, das sowohl Racer als auch ambitionierte Hobbyfahrer überzeugt. Er ist kein Spezialist für Schlammrennen, aber genau das macht ihn so vielseitig: Für 90 Prozent der Bedingungen ist er ein verlässlicher Frontreifen, der sich weder hinter einem Maxxis Assegai noch hinter einem E*Thirteen Grappler verstecken muss – und das bei deutlich geringerem Gewicht.
→ Zum Test des Continental Kryptotal FR
Continental Argotal
Der Continental Argotal Enduro Soft ist ein kompromissloser Spezialist. Auf weichen, losen Trails bietet er nahezu unerreichbaren Grip, Kontrolle und Sicherheit – ideal für Fahrer, die in solchen Bedingungen das Maximum herausholen wollen. Auf härteren Untergründen hingegen zeigt er Schwächen: weniger Grip auf Wurzeln und Fels, ein etwas härteres Fahrgefühl und eine Montage, die nicht jedermanns Sache ist.
Preislich liegt der Argotal im Mittelfeld der Premiumreifen und rechtfertigt das mit seiner Haltbarkeit und Performance im angestammten Terrain. Für mich ist er der perfekte Partner für den Winter im Wald oder staubige Sommertage, weniger aber die eine Lösung für alle Jahreszeiten.
→ Zum Test des Continental Argotal
Continental Xynotal
Der Continental Xynotal ist der Reifen für Tage, an denen der Trail bretthart ist und man die Linie nicht sucht, sondern sie zeichnet. Er kombiniert eine überraschend gute Rollleistung mit satter Traktion und hoher Lebensdauer – und bleibt dabei ehrlich in seiner Charakteristik: kein Alleskönner, aber ein echter Spezialist. Wer auf harten, felsigen Trails, alpinem Geröll oder staubigen Bikepark-Strecken unterwegs ist, bekommt mit dem Xynotal einen verlässlichen, präzisen und langlebigen Partner, der im richtigen Setup richtig Spaß macht.





