An der Theke war noch bis gerade eben noch ein Platz frei. Und neben dem BikeYoke Barkeeper reiht sich nun das Barmate ein! BikeYoke komplettiert seine Thekencrew mit einem Duo aus Carbon und Alu und droppt nebenbei doch die Revolution in der Lenker Geometrie? Grund sich einmal der Theorie UND der Praxis anzunehmen.
BikeYoke stellt mit seiner neuesten Untersuchung zur Lenkergeometrie ein fundamentales Problem der aktuellen Spezifikationsstandards infrage. Während sich Mountainbike-Technologie rasant weiterentwickelt, bleibt die Art und Weise, wie Hersteller Lenkerhöhen und -geometrien messen, veraltet und teilweise irreführend. Das Unternehmen fordert eine Umstellung auf genauere Messgrößen, die für den Fahrer relevanter sind und ein realistischeres Bild der tatsächlichen Lenkerhöhe und -position vermitteln.
Inhalt
Die neue Lenkertheorie
Bei der Entwicklung ihrer eigenen Lenker im Jahr 2020 stellte BikeYoke fest, dass die allgemein verbreitete Definition des „Rise“ oft nicht das misst, was viele Fahrer darunter verstehen. Üblicherweise wird Rise als der vertikale Höhenunterschied zwischen der Klemmachse des Vorbaus und dem Beginn des geraden Griffflächenbereichs des Lenkers definiert. Das Problem dabei ist, dass dieser Wert nicht die tatsächliche Höhe des Lenkers beschreibt.
Die Definition des Rise stammt aus einer Zeit, in der Lenker noch keinen Upsweep hatten. Damals ergab die Messmethode Sinn, da die Höhe des Lenkers direkt durch den Rise bestimmt wurde. In der heutigen Zeit, in der fast alle MTB-Lenker einen Upsweep aufweisen, wird der Rise jedoch ungenau und liefert keine verlässliche Information über die tatsächliche Lenkerhöhe.
Ein direkter Vergleich zweier Lenker mit identischen Rise-Werten zeigt, dass die effektive Lenkerhöhe stark variieren kann. Zwei Lenker mit jeweils 35 mm Rise können bis zu 10 mm Unterschied in der tatsächlichen Höhe aufweisen. In manchen Fällen kann ein 25-mm-Riser sogar höher sein als ein nominell größerer 35-mm-Riser. Das führt dazu, dass sich Fahrer beim Lenkerkauf auf eine fehlerhafte Spezifikation verlassen müssen, die nicht wirklich das beschreibt, was sie erwartet.
Die Lösung: Einführung des „STACK“ als neuer Höhenmaßstab
BikeYoke schlägt vor, den traditionellen Rise durch eine neue, eindeutig definierte Messgröße namens STACK zu ersetzen. Stack ist ein bekanntes Konzept aus der Rahmengeometrie und beschreibt die tatsächliche vertikale Höhe des Lenkers in Bezug zur Vorbaumontage. Da Stack bereits in derselben Koordinatenebene existiert wie die Stack-Höhe eines Rahmens, ermöglicht diese Messmethode eine direkte Vergleichbarkeit und eine sinnvolle Ergänzung zur bestehenden Rahmengeometrie. Stack gibt exakt an, wie hoch der Lenker tatsächlich ist, was ihn zur logischeren Alternative zum bisherigen Rise macht. BikeYoke fordert daher alle Lenkerhersteller auf, diesen Standard zu übernehmen, um Fahrern eine klarere Vorstellung der tatsächlichen Lenkerhöhe zu geben.
Setback – Ein unterschätzter Faktor der Lenkergeometrie
Neben der Höhe eines Lenkers ist auch der horizontale Abstand der Griffe zur Vorbaumontage, der sogenannte Setback, eine entscheidende Größe. BikeYoke weist darauf hin, dass dieser Wert bisher in fast keiner Lenkerbeschreibung spezifiziert wird, obwohl er das Lenkverhalten maßgeblich beeinflusst.
Setback entsteht durch den Backsweep eines Lenkers, also die Krümmung der Griffe nach hinten. Dadurch wird das Cockpit faktisch verkürzt, ähnlich wie bei der Wahl eines kürzeren Vorbaus. Zwei Lenker mit identischem Rise und Upsweep können sich dennoch im effektiven Cockpitmaß um bis zu 9 mm unterscheiden, je nach Setback-Wert.
BikeYoke betont, dass Fahrer oft viel Wert auf eine exakte Vorbaulänge legen, während der Einfluss des Lenkers auf die Cockpitlänge häufig übersehen wird. Dabei ist nicht nur die Länge des Vorbaus entscheidend, sondern die Kombination aus Lenkergeometrie und Vorbaulänge, die letztendlich bestimmt, wo sich die Hände des Fahrers befinden.
Einführung von „REACH“ als neues Maß für den Setback
Um den Einfluss des Lenkers auf die Cockpitlänge exakt zu bestimmen, schlägt BikeYoke vor, neben Stack auch REACH als neue Spezifikation einzuführen. Ähnlich wie Stack ist auch Reach bereits eine bekannte Messgröße aus der Rahmengeometrie und beschreibt dort die horizontale Distanz zwischen Tretlager und Steuerrohr. Für Lenker definiert BikeYoke Reach als die horizontale Entfernung zwischen der Vorbaumontage und der Mitte der Griffe in neutraler Lenkerposition. Diese Messmethode ermöglicht eine direkte Vergleichbarkeit von Lenkern und macht deutlich, welchen Einfluss sie auf das Cockpit habe
BikeYoke Barmate Alu
Spezifikationen
- Material: AL7050 Aluminiumlegierung
- Zertifizierung: ASTM F2043-13 Kategorie 5
- Farbe: Schwarz oder Schwarz/Silber (Dual-Dip anodisiert)
- Breite: 800 mm
- Stack: 50 oder 65 mm (~entspricht 20 oder 40 mm Rise)
- Reach: -35 mm
- Upsweep: 6°
- Backsweep: 9°
- Vorbau-Klemmweite: Maximal 85 mm
- Gewicht: 325 g
- Preis:
- Schwarz: 89 USD / 89 EUR
- Schwarz/Silber: 99 USD / 99 EUR
Im Detail
Genau wie sein Carbon-Pendant ist auch der Barmate-Lenker nach ASTM F2043-13 Kategorie 5 zertifiziert, was ihn ideal für aggressive Trailrides, Enduro- und Downhill-Einsätze macht. Optisch kann er ebenfalls überzeugen: Er ist in einem klassischen Schwarz oder einer stylischen Schwarz-Silber-Kombination erhältlich, die durch ein spezielles Dual-Dip-Anodisierungsverfahren veredelt wurde.
Mit 800 mm Breite bietet er optimale Kontrolle über das Bike. Die Stack-Höhen von 50 mm oder 65 mm (ca. 20 mm bzw. 40 mm Rise) ermöglichen eine Anpassung an individuelle Vorlieben. Der Reach liegt bei -35 mm, während der 6° Upsweep und 9° Backsweep eine angenehme Handstellung bieten, die sowohl Kontrolle als auch Komfort unterstützt.
Ein großer Vorteil des Barmate Aluminium-Lenkers ist die größere Klemmfläche: Mit einer maximalen Vorbau-Klemmweite von 85 mm passt er perfekt zu einer Vielzahl von Vorbauten und bietet eine noch stabilere Klemmung. Beim Gewicht liegt er mit 325 g etwas über der Carbon-Version, bleibt aber für einen Alu-Lenker absolut konkurrenzfähig.
BikeYoke Barmate Carbon
Spezifikationen
- Material: Starke und robuste Carbon-Konstruktion
- Form: Ovalisiert für vertikale Nachgiebigkeit
- Zertifizierung: ASTM F2043-13 Kategorie 5
- Verstärkung: Titan-Mesh in kritischen Klemmstellen
- Breite: 800 mm
- Stack: 50 oder 65 mm (~entspricht 20 oder 40 mm Rise)
- Reach: -35 mm
- Upsweep: 6°
- Backsweep: 9°
- Vorbau-Klemmweite: Maximal 65 mm
- Gewicht: 260 g (50 mm Stack) / 265 g (65 mm Stack)
- Preis: 270 USD / 270 EUR
BikeYoke Barmate Carbon im Detail
Kommen wir dann einmal zum eigentlichen Thema. Die robuste Carbon-Konstruktion sorgt nicht nur für ein geringes Gewicht, sondern auch für eine exzellente Dämpfung auf rauem Terrain. Dank der ovalisierten Form bietet der Lenker eine verbesserte vertikale Nachgiebigkeit, was sich besonders auf ruppigen Trails positiv bemerkbar macht.
Mit einer ASTM F2043-13 Kategorie 5 Zertifizierung hält dieser Lenker selbst den härtesten Bedingungen stand – von Downhill-Rennen bis zu wilden Enduro-Abfahrten. Besonders clever: In den kritischen Klemmstellen ist er mit einer Titan-Mesh-Verstärkung ausgestattet, um eine sichere und langlebige Klemmung zu gewährleisten.
Mit 800 mm Breite bietet der Lenker eine optimale Kontrolle, während sich die Stack-Optionen von 50 mm oder 65 mm (entspricht etwa 20 mm bzw. 40 mm Rise) individuell anpassen lassen. Der Reach beträgt -35 mm, was eine sportliche, aggressive Sitzposition ermöglicht. Zudem sorgen ein 6° Upsweep und 9° Backsweep für eine ergonomische Handhaltung und maximalen Komfort auf langen Fahrten.
Die Klemmfläche für den Vorbau ist auf maximal 65 mm ausgelegt, sodass er mit den meisten modernen MTB-Vorbauten kompatibel ist. Auch beim Gewicht spielt der Lenker in der Oberliga mit: 260 g für die 50 mm Stack-Variante und 265 g für die 65 mm Version sind eine echte Ansage für ein Produkt dieser Kategorie.
Auf dem Trail mit dem BikeYoke Barmate
Testsetup für den BikeYoke Barmate war ein Trailbike mit 130mm Federweg. Ich bin den neuen BikeYoke Lenker im Zusammenspiel mit Enve 35mm Vorbau gefahren. Das Grundsetup ist recht schnell gefunden da die Titanmesh-verstärkten Klemmstellen gleichzeitig als Einstellhilfe dienen. Zudem ist es recht einfach, Aufgrund der Lenkergeometrie, seinen Sweetspot zu finden.
Beim ersten Aufbau fällt sofort das minimalistische Design ins Auge. Keine übertriebenen Logos, keine auffälligen Grafiken – einfach ein hochwertiger Carbon-Lenker, der sich nahtlos ins Cockpit einfügt. Die Verarbeitung ist exzellent: Die Klemmbereiche sind sauber gearbeitet, die matte Oberfläche sieht nicht nur edel aus, sondern fühlt sich auch hochwertig an.
Auf dem Trail überzeugt der Barmate mit genau dem richtigen Maß an Flex. Gerade auf ruppigen Abschnitten filtert der Lenker Vibrationen spürbar heraus, ohne dabei schwammig zu wirken. Während einige Carbon-Lenker entweder zu steif oder zu nachgiebig sind, hat BikeYoke die Balance perfekt getroffen. Der Barmate bietet genug Dämpfung, um die Hände zu entlasten, aber bleibt dabei steif genug, um ein direktes Lenkverhalten zu gewährleisten.
Besonders auf langen Abfahrten macht sich dieser Effekt bemerkbar. Die Arme ermüden weniger schnell, und das Bike bleibt kontrollierbar, selbst wenn es richtig ruppig wird. Dabei gibt der Lenker stets ein vertrauenserweckendes Feedback – zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, dass er zu weich sein könnte oder gar nachgeben würde.
Fazit zum BikeYoke Barmate
BikeYoke’s Debüt an der Bar kann sich mehr als sehen lassen. Während die Alu Version, vor allem in der Silber/Schwarzen Variante, alle Blicke auf sich zieht punktet der Carbonlenker durch extrem guten Komfort auf ausgesetzteren Trails. Aufgrund der recht kurzen Testdauer kann man zum einen natürlich nicht sagen wie es um die Langlebigkeit des Lenkers steht. Allerdings kann man schon nach dem ersten Montieren feststellen, dass das Oberflächen Finish des Carbonlenkers sehr gut ist und man so gut wie keine Marker von Klemmschellen oder Griffen sieht.
BikeYoke fasst zusammen, dass das aktuelle System zur Spezifikation von Lenkern mehrere gravierende Mängel aufweist. Lenker mit identischen Rise-, Width-, Backsweep- und Upsweep-Werten können sich stark unterscheiden, da der Rise nicht die tatsächliche Lenkerhöhe widerspiegelt. Zudem gibt es bisher keinerlei Angabe zum Setback eines Lenkers, obwohl dieser genauso relevant für das Lenkverhalten ist wie die Vorbaulänge.
Um diese Probleme zu lösen, schlägt BikeYoke vor, Rise vollständig durch Stack zu ersetzen und Reach als zusätzliche Größe für die horizontale Position der Griffe einzuführen. Diese Änderungen verursachen keine zusätzlichen Herstellungskosten, ermöglichen aber eine wesentlich genauere Spezifikation und eine realistischere Vorstellung der Lenkergeometrie für den Kunden. Die Einführung des Barmate-Lenkers unterstreicht dieses neue Konzept und bietet Fahrern eine exakte Passform für ein optimales Fahrerlebnis.
Pro’s & Con’s
Pro
- Exzellente Verarbeitung
- Engineered in Germany
- neue Herangehensweise für Rise und Stack
Contra
- Qualität hat „leider“ seinen preis
Text & Bilder: Sven Schebaum
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Transparenzhinweis: Im Zuge des Tests wurde uns vom Hersteller ein Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr dazu.