Der Motocross Sport bietet immer öfter die Basis für ausgereifte Mountainbike Produkte. So auch beim Bell Full 9. Das Amerikanische Unternehmen ist bekannt für seine äusserst sicheren, und Komfortablen Fullface Helme. So wurde 2013 der Bell Full 9 ins Leben adaptiert. Zeitnah folgte der kleine Bruder Transfer 9.
Sowohl von der Ausstattung als auch vom Design springt der Bell Full 9 direkt ins Auge. Weniger auffällig als die Bunten Troy Lee Designs Modelle und extravaganter als die minimalistischen POC Modelle.
Neben X verschiedenen Helmdesigns hat man bei Bell die Qual der Wahl zwischen den verschiedenen Größen des Helmes. Von S bis XL gibt es für jeden Kopf eigentlich die richtige Größe.
Allerdings stelle sich das ganze schwieriger heraus als anfangs vermutet. Während ich mit dem Bell Super in Größe M mehr als zufrieden gewesen bin, dachte ich dass mir der Fullface in M auch passen dürfte. Dem war nicht so. Es stelle sich heraus, dass er an den Wangen drückt und nie richtig Sitzt. So folgte der Griff zum Helm in L. Das selbe Spiel in infrared-Rot. Letzten Endes landetet ich bei Größe XL. Nach dem ersten aufsetzen dauerte es nur wenige Sekunden bis der, sowieso schon vorhandene, „Haben-Will“ Effekt umschlug in einen überschwänglichen „Nie-Wieder-Etwas-Anderes“ Effekt.
Erster Eindruck vom Bell Full 9
Neben der tadellosen Verarbeitung, die bei allen Bell Helmen durch die Bank selbstverständlich ist, kommt der Bell in einer (echt schicken) Tasche da her. Ideal um sein ganzes Zeug was man beim Helm hat zu verstauen. Dazu kommt noch ein spezieller Bell Adapter für die GoPro. Geiles Feature, wenn man bedenkt, dass man nicht immer mit der GoPro unterwegs ist. Während allerdings bei vielen Helmen in der Carbon Preisklasse ein extra Visor mitgeliefert wird, Beschränkt sich Bell auf die oben Angesprochenen Teile im Lieferumfang.
Auch der Rest des Innenlebens steckt voller kleiner Überraschungen. Bei den Wannenpolstern verzichtetet man beim Bell Full 9 auf die bekannten Druckknöpfe oder Klettverschluss. Hier agieren Magnete. So vereinfacht uns Bell spürbar das Reinigen des Innenlebens.
Neben dem Soundtracks System verfügt der Bell Full 9 auch über das, vom Specialized Dissident Carbon, bekannte EJECT System. Welches dem Fahrer im Falle eines Sturzes ein einfaches Aussteigen aus dem Helm Ermöglichen soll.
Genug gefachsimpelt. Es wird Zeit dass der Bell Full 9 in sein eigentliches Einsatzgebiet geführt wird. Aber welches ist dies genau? Ist es ein reinrassiger Downhill Helm? Oder ein Helm für die Stages bei einem Enduro Rennen? Ehrlich gesagt wissen wir es nicht. Er verbindet hohe Steifigkeit mit einer aktzeptablen Belüftung und phänomenalen 1050g. Diese Eigenschaften schreien förmlich die Worte “Eierlegende Wollmich Sau”.
Es gab also nur ein Möglichkeit den Bell Full 9 zu testen. Ein Doppeltest. Also schnappte sich Lars den Bell Full 9 für seine Downhill Eskapaden während Ich mir den Helm unter Endurobedingungen vornahm.
Zwei Fahrer, Zwei Mountainbike Disziplinen, Ein Helm
Enduro Test von Sven mit dem Bell Full 9
Willingen. Bike Festival. Enduroseries. Eine Woche zuvor holte ich den Helm nach, der schon angesprochenen Größenodyssee, endlich ab. Große Testmöglichkeiten gab es nicht. Also musste der Bell Full 9 seine Qualitäten direkt im Training beweisen. Bei strahlendem Sonnenschein ging es dann los. Die erste Runde auf der Stage lässt vermuten, dass sich das bewahrheitet was man im Netz schon so oft gelesen hast. Anfängliche Zweifel, ob der Helm sein Geld wert ist, sind direkt verflogen. Dank der Carbonschale macht sich ein wohliges Gefühl von Sicherheit breit. Und auch nach den ersten vier Abfahrten sitzt der Helm noch perfekt. Auch wenn er sich zu dem Zeitpunkt schon gut mit Körperschweiss vollgesogen hat.
Der Visor ist merklich kürzer als bei zuvor getesteten Modellen, dafür aber auch breiter. Im Zusammenspiel mit der GoPro allerdings eine optimale Kombination. Was auffällt, ist das breite Sichtfeld. Während ich bei vielen Helmen das Problem hatte, dass die Goggle nicht passt, oder drückt, funktioniert mit dem Bell Full 9 aber auch die große 100% Accuri.
Auch Transfer Stages sind mit dem Carbon Fullface von Bell kein nervenaufreibender Akt mehr. Das man in einem Fullface Helm mehr schwitzt als mit der Halbschale ist klar. Allerdings gab es absolut keine Probleme mit der Belüftung. Stattdessen störte nur das etwas zu kurze Band am Doppel-D Ring. Ein einfaches “über den Kopf ziehen” war nicht möglich. Also musste ich immer den Helm komplett abnehmen.
Ein schöner Vorteil, Dank der Aussparungen am Ohr für Soundtracks, hört man sehr gut was im Umfeld passiert und Dank der guten Passform der Brille ist auch die Kommunikation untereinander kein Problem mehr.
Fazit Bell Full 9 im Enduro Test
Mit 349,- ist der Bell Full 9 sicher kein Schnapper. Aber dank der sehr granularen Größenpalette ist für jeden Topf ein Deckel dabei. Moderates Schwitzen ist, wenn man Enduro mit Fullface Helm fährt, ja vollends normal. Allerdings hält es sich beim Bell, dank der leichten 1050g doch sehr in Grenzen. Dazu kommt das “gemütliche” Innere. Wohlfühlfaktor hoch 10! Leider ist der Helm kompromisslos auf Downhill ausgelegt. Daher auch die nicht ganz optimale Belüftung. Im ganzen würde ich aber den Bell Full 9 gegen keinen anderen Helm tauschen wollen.
Downhill Test von Lars mit dem Bell Full 9
„Der damals neu von Bell herausgebrachte Fullfacehelm Bell Full 9 war 2013 in einem großen Design-Contest bei Pinkbike zu gewinnen. Ich nahm am Contest teil, sendete meinen Entwurf für das Design ein und erreichte von über 500 eingesendeten Designvorschlägen den internationalen 6. Platz. Die ersten 10 Plätze gewannen einen nagelneuen Full 9. Für mich war das megageil, ich freute mich tierisch. 2 Wochen später kam dann dieses Paket aus den USA an. BÄM…da war er! Geil!!! Ich hätte mir den Helm sonst wahrscheinlich nicht gekauft, da der Preis schon echt gesalzen war (ist). Aber seit dem ich ihn besitze brauche ich nichts anderes mehr für´s Downhill-Geballer. Bell hat ganze Arbeit geleistet und einen hochwertigen, wahnsinnig gut sitzenden, relativ leichten (1050 g), bequemen, sehr sicheren Carbon-Helm erschaffen, der dazu noch super ausschaut. Man setzt ihn auf und vergisst ihn. Nichts wackelt oder verrutscht. Es sitzt wie angegossen. Durch das Innenfutter liegt er weich am Kopf an und schliesst am unteren Bereich, durch die herausnehmbaren Einlagen, sauber ab. Die Belüftung funktioniert im Bergab-Modus klasse und heizt sich wärend der Fahrt nicht auf. Der Doppel-D-Sicherheitsverschluss ist einfach zu händeln, sitzt ebenso ausgezeichnet und hält den Helm dort, wo er sitzen soll. Dabei zieht er nicht zu stramm am Kinn. Stets angenehm. Das große, sehr gut geschnittete Sichtfeld ermöglicht eine top Aussicht, was im DH enorm wichtig ist! Man fühlt sich nie eingeschränkt oder hat Sichtbehinderung durch Verrutschen des Helmes.
Auch nun nach 2 Jahren der Benutzung, zahlreichen Abfahrten auf heimischen Downhill-Lines, hartem DH-Einsatz bei einigen Rennen (GDC, Wheels of Speed) und auch einigen heftigen Einschlägen / Stürzen ist der Helm immernoch im einwandfreien Zustand. Hier und da hat er mittlerweile ein, zwei kleine Kratzer und die Farbe am Visier ist nach einem Crash (bei Wheels of Speed-Willingen) gegen einen Baum etwas abgeplatzt … sonst aber im Super-Zustand! Hier macht sich auch die sehr hochwertige Verarbeitung und das robuste Material enorm bezahlt. Andere Helme hätten Kopfschmerzen verursacht und schon längst den Geist aufgegeben. Das Futter des Helms ist herausnehmbar und kann einfach gewaschen werden. Das erfreut natürlich sehr, denn wir kennen es ja…Helme und Protektoren können nach längerem Tragen wirklich übelst stinken!“ 🙂
Fazit Bell Full 9 im Downhill Test
“All in all … der Bell Full 9 ist ein sehr funktionstüchtiger Carbon-Helm, der einem bei jeder wilden Abfahrt treu und sicher auf dem Kopfe bleibt und diesen ausgezeichnet schützt. Dank des weichen, passgenauen Innenfutters sitzt er perfekt und vollrichtet unauffällig seinen Dienst – so wie es sein soll! Günstig ist der Bell Full 9 zwar nicht, doch mit all seinen erstklassigen Eigenschaften, der hohen Sicherheit und den robusten Materialien ein Helm für die Ewigkeit. Egal ob für Anfänger, Hobby-Racer oder DH-Pro´s…dieser Helm ist ein MUST-HAVE.“
Keyfacts Bell Full 9
- Konstruktion: Carbon-Außenschale
- Belüftung: 10, 3 Overbrow Ventilation™
- Velocity Flow Ventilation™
- Flexibel verstellbares Flying Bridge Visier™
- integrierte Helmkamerabefestigung mit Clips für GoPro und Contour Kameras
- Vorrichtung für Soundtrax™ Soundsystem
- Magnefusion™ Cheekpads, Vorrichtung für Eject® Rettungssystem
- X-Static® Innenpolsterung herausnehmbar und waschbar
- Gewicht: 1050g
- Einsatzbereiche: MTB DH Race, Freeride, BMX Race, MTB Slalom/4X, All Mountain
- Größen: S 53–55cm, M 55–57cm, L 57–59cm, XL 59–61cm, XXL 61–63cm
- Farben: Mat black carbon, wht/bk carb emblem, tagger scrub, infrared intake