Im Stark umkämpften Reifenmarkt hat sich Michelin mittlerweile etabliert und ist nicht mehr wegzudenken. 2024, fünf Jahre nachdem Michelin erstmal im DH Rennzirkus mit MS Mondraker wieder am Start war kann man auf etliche Erfolge in den verschiedensten Gravity Disziplinen zurückblicken. All die Erfahrungen sind natürlich auch in den neuen Michelin Wild Enduro eingeflossen.
Die neuen „Wilden“ kommen nun in den Modellen MS (Mixed-Soft), MH (Mixed-Hard) und Rear. Die MS-, MH- und Rear-Reifen wurden für 2024 aktualisiert, und alle Reifen der Linie sind E-Bike-kompatibel.
Inhalt
Spezifikationen
Michelin Wild Enduro MS
- Farben: Racingline (Gelb), Stealth (schwarz)
- Größen: 29×2.4,
- Druck min/max (PSI): 22/58
- Einsatzgebiet: Enduro
- Terrain: Mixed/Soft
- E-Bike Freigabe: ja
- Gewicht: 1290g (Gemessen: 1247g)
- Technologien:
- Magi-X Technology
Michelin Wild Enduro MH
- Farben: Racingline (Gelb), Stealth (schwarz)
- Größen: 29×2.4,
- Druck min/max (PSI): 22/58
- Einsatzgebiet: Enduro
- Terrain: Hard/Mixed
- E-Bike Freigabe: ja
- Gewicht: 1335g (Gemessen: 1286g)
- Technologien:
- Magi-X Technology
Michelin Wild Enduro Rear
- Farben: Racingline (Gelb), Stealth (schwarz)
- Größen: 29×2.4,
- Druck min/max (PSI): 22/58
- Einsatzgebiet: Enduro
- Terrain: Hard/Mixed
- E-Bike Freigabe: ja
- Gewicht: 1225g (Gemessen: 1215g)
- Technologien:
- Magi-X Technology
Erster Eindruck der Michelin Wild Enduro
Mit der neuen Wild Enduro Reihe hat Michelin genau die Kritikpunkte angesprochen die man als Fahrer mit den Wild Enduros hatte. Und schon auf dem Papier sehen die Werte wie Gewicht und Rollwiederstand um ein vielfaches besser aus. Zudem wurde das Sortiment um 27,5er Option ausgeweitet. Die Wild Enduro MS und MH werden in 27,5 und 29 Zoll angeboten, aber überraschenderweise ist der Enduro Rear nur in 29 Zoll erhältlich. Und erstmals hat man die Wahl zwischen zwei verschiedenen Optionen für das Vorderrad. Zum Einen eine Mixed Soft (MS) Version und eine Mixed Hard (MH) Version.
Auch optisch hat sich einiges getan. Alle Reifen haben zum einen die markanten Gelben Hotpatches. Wer es etwas dezenter mag, der hat auch die Möglichkeit auf ein schwarzes Hotpatch zu wechseln. Beide sind vom Preis und natürlich auch vom Gewicht identisch.
Weiterhin vertraut man bei Michelin auf die bekannt und beliebte Magi-X-Mischung. Diese bietet größtmöglichen Grip innerhalb der Michelin-Profile für extreme Einsätze. Für jedes Produkt liefert eine andere MICHELIN Magi-X-Version die erforderliche Reifenleistung. Diese Mischung wurde auf der Grundlage der in der MotoGP™ verwendeten Technologie entwickelt.
Mehr zu den verschiedenen Michelin Gummimischungen und ihren spezielle Eigenschaften bekommt ihr direkt beim Hersteller.
Michelin Wild Enduro MS
Wie gerade schon angeschnitten, hat Michelin die Vorderradmodelle aufgesplittet. Die neue MS Option ist, wie der Name schon sagt, für weiche Böden geeignet, ein echter Loam Fresser. Beim Profil setzt man auf breitere Noppen. Gewichtstechnisch liegt man in der 29er Version bei stabilen 1290g. Allerdings hat man es bei Michelin nicht ganz genau genommen mit der Messung. In unserer Messung gab es den Wild Enduro MS mit 1249g.
Michelin Wild Enduro MH
Die Alternative für härteres Gelände ist der Michelin Wild Enduro MH. Felsiger Untergrund oder Hardpack Bikepark Strecken sind ein Heimspiel für den MH. Mit der 6-3-1 Anordung der Profilpattern erinnert es ein wenig an den XXX. Mit einem Kampfgewicht von 1335g (angegebener Wert) gehört der MH dann schon in die Kategorie „Schwergewicht“. Des Weiteren ist dies auch der Einzige Michelin Reifen der mit einer Breite von 2.5 Zoll.
Michelin Wild Enduro Rear
Natürlich darf die spezielle Hinterrad Version des Michelin Wild Enduro nicht fehlen. Diese hat sich allerdings, im Vergleich zum Vorgänger, deutlich verändert. Das neue Modell schreit förmlich nach Geschwindigkeit. Das neue Mittelprofil soll schneller abrollen und somit für mehr Vortrieb sorgen und das trotz der stabilen DH Karkasse im 2.4er Heck. Gewichtstechnisch liegt man in der 29er Verison bei 1225g (Gemessen: 1215g).
Auf dem Trail mit dem Michelin Wild Enduro
Die Michelin Wild Enduro Reihe 2021 in unserer Bike Community auf. Und natürlich war man neugierig wie der Reifen läuft – so neugierig, dass er dann auch 2023 das erste mal an das eigene Enduro wanderte. Daraus wurde eine Hass-Liebe. Ich hasse die Uphills mit den schweren Michelin Reifen. Ich liebe die unschlagbare Bergabperformance, dass man sich in die Kurven werfen kann und niemals den Halt und vor allem das Vertrauen, nicht verliert.
Getestet wurde zunächst die Kombination aus MS und dem REAR wobei ich besonders aus den neuen Hinterreifen gespannt war. Schon auf dem Papier sah es nicht schlecht aus. Neues Profil, verbesserter Rollwiderstand und natürlich viel leichter. Letzteres war vor allem in der letzten Iteration des Michelin Wild Enduro immer wieder sauer aufgestoßen. Sehr viel Körner verballerte mal schon auf normalen Transfers, das sollte sich jetzt ändern.
Uphill
Nach einem ausgedehnten Tag im Bikepark ging es noch auf eine abschließende Enduro Runde mit 450 hm und einigen Sahnetrails in Willingen. Auf den Bikepark Strecken war ich noch mit den „alten“ Wild Enduro unterwegs um auch da nochmal ein Gefühl zu bekommen wie es sich fährt. Pünktlich um 16.00 Uhr holte mich dann meine Trailbegleitung Jonas am Parkplatz ab und wir konnten uns zum ersten Anstieg auf machen.
Erstaunlich entspannt und ohne viel Flucherei ging es den Berg hinauf. Der neue Rear im Heck ist deutlich besser tretbar als der Vorgänger und man kommt deutlich erholter am Traileinstieg an. Rollt gut und spart, laut Michelin, satte 10watt. Auch wenn das nicht die Welt ist, fühlt es sich viel besser und leichtgängiger an.
Downhill
Aber es ist und bleibt ein Enduro Reifen und eben kein Cross Country oder Trailreifen. Deswegen liegt das Hauptaugenmerk auf der Bergabperformance und ohne zu viel zu Versprechen: Die Kombination aus MS und Rear ist verdammt fix.
Zugegebenermaßen hatte der Michelin Wild Enduro einen gehörigen Vertrauensvorschuss. Gerade der Michelin Wild Enduro MS in der Front fühlt sich sehr vertraut und komfortabel an, wenn man den „alten“ kennt. Und auch wenn eine 2.4er Breite für einen Enduro Schlappen auf dem Papier recht schmal ist, so ist das Fahrgefühl nicht getrübt so dass er mit der To-Go Variante der meisten Fahrer, dem Assegai oder dem Minion DHF sich ohne Probleme messen kann.
Dank der stabilen Karkasse kann man den Wild Enduro MS in der Front mit recht wenig Druck gefahren werden ohne dass man sich um seine Felge sorgen machen muss. Das heisst auch, dass man nicht immer die perfekte Line treffen muss um auf Kurs zu bleiben und trotzdem ordentlich fliegen lassen kann.
Und, „oh boy“ … wenn der Michelin Wild Enduro eins kann, dann fliegen. Gerade auf Racetracks wie der Enduro Line in Willingen wird man selbst auf flachen Teilpassagen abartig schnell ohne das Gefühl zu bekommen nur noch Beifahrer zu sein. Die Karkasse von Michelin fühlt sich wie ein gelungener Mix aus Stabilität und Nachgiebigkeit an so dass man immer ein gutes Feedback vom Untergrund bekommt. Das Beste daran ist jedoch, dass sich der Reifen auf verschiedenen (losen)Untergründen fast immer gleich anfühlt was in extrem einfach zu manövrieren macht.
Und auch wenn man es dem Wild Enduro Rear nicht zutraut, er verzögert richtig gut ohne zu rutschen. Zugegeben, dass war meine größte Sorge als ich das neue Profil gesehen hatte.
Fazit zum Michelin Wild Enduro
Tatsächlich ist es schwer Negatives zum neuen Michelin Wild Enduro zu finden. Der Wild Enduro Rear rollt extrem gut, schafft auch mit untrainiertem Fahrer vierstellige Höhemeter pro Tour. In der Front ist der Wild Enduro MS ist einfach ein Traum für loses und roughes Gelände. Viel Grip schafft Vertrauen – und genau das will man von seinem Reifen, stimmts?
Das, sich am JET XC2 orientierende Stollenpattern, sorgt im Heck dafür, dass man recht schnell auf Geschwindigkeit kommt und im Uphill genug Körner spart, so dass man es im Downhill richtig krachen lassen kann.
Pro’s & Con’s
Pro
- Grip
- Breites Einsatzgebiet mit dem MS
- Extrem geringer Verschleiß
Contra
- Teurer Spass
- Nervenaufreibende Montage
Text & Bilder: Sven Schebaum
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