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Mit dem Argotal hat Continental einen Reifen in die Gravity-Range gestellt, der keinen Hehl aus seiner Ausrichtung macht: lockerer, loser Untergrund ist sein Revier. Der Name ist Programm – „argo“ für Acker, Staub, Erde, „tal“ wie die Kontinental-Wurzeln. Während andere Reifen versuchen, den Spagat zwischen Grip auf Loam, Hardpack und Wurzeln zu schaffen, geht der Argotal bewusst den kompromisslosen Weg. Das macht ihn zu einer Waffe, wenn die Trails weich, staubig oder matschig sind, verlangt aber auch Kompromisse auf härterem Terrain.
Schon auf den ersten Blick ist klar: hier geht’s um Biss. Hohe, blockige Stollen, viel Abstand dazwischen und eine Form, die stark an klassische „Cut-Spike“-Reifen erinnert. Ein echter Loam-Eater eben. Doch wie schlägt er sich im Alltag? Und was bedeutet das für Fahrer, die nicht ausschließlich im Tiefschnee des Sommers unterwegs sind? Genau das habe ich mir auf den Hometrails angesehen.
Bei der Karkasse setzt Continental auf drei unterschiedliche Ausführungen, die jeweils auf den Einsatzzweck abgestimmt sind.
Die Downhill-Variante ist die robusteste Konstruktion der Gravity-Line und wurde für maximale Haltbarkeit und Stabilität entwickelt – gemacht für harte Einschläge, Steinfelder und kompromissloses Tempo.
Die Enduro-Version bringt eine einlagige, aber besonders stabile Struktur mit Apex-Schutz, der Snake Bites effektiv verhindert und somit ideal für technisch anspruchsvolle Uphill- und Downhill-Kombinationen ist.
Wer es leichter und agiler mag, greift zur Trail-Karkasse. Sie kombiniert geringes Gewicht mit hoher Pannensicherheit und ist damit die richtige Wahl für schnelle, flowige Trails, bei denen Effizienz und Kontrolle gefragt sind.
Inhalt
Spezifikationen Continental Argotal
- Laufradgrößen: 27,5 / 29
- Reifenbreiten: 2,4 / 2,6
- Gummimischung:
- Endurance, Soft, Super Soft
- Karkassen
- Trail, Enduro, Downhill
- Gewicht: 1290g (gewogen 1279g)
- Alle Infos zum Continental Kryptotal FR
Weitere Continental Tests
Erster Eindruck
Der getestete Argotal Enduro Soft kommt in der Dimension 29 x 2,4 Zoll und wiegt 1225 Gramm – für einen Gravity-orientierten Reifen durchaus leicht. Continental setzt auf die bewährte Enduro-Karkasse, eine Konstruktion mit 110 TPI, doppellagig an den Seitenwänden und dreifach unter der Lauffläche. Zusätzlich gibt’s eine Cross-Weave-Lage gegen Schnitte sowie eine Aramid-Wulst mit Verstärkung gegen Snakebites.
Das Profil zeigt ein 2-2-2-Mittelstollenmuster, hoch, kantig und weit auseinander, dazu verschiedene Einschnitte (horizontal, vertikal und doppelt vertikal), die für zusätzliche Anpassung an den Untergrund sorgen. Die Schulterstollen sind groß, massiv abgestützt und leicht angewinkelt – für maximalen Halt in Schräglage.
Wie üblich ist der Reifen Tubeless Ready und bringt durch die stabile Karkasse ordentlich Seitenhalt mit. Preislich liegt er bei rund 74,95 Pfund (in Deutschland etwa 80 €), womit er im Premiumsegment spielt, aber für seine Performance noch fair bleibt.
Die Montage hat mich ehrlich gesagt überrascht – und nicht positiv. Obwohl die Karkasse flexibel wirkt, ließ sich die erste Reifenwulst nur mit Montierhebel auf die Felge bringen. Erst bei der zweiten Seite wurde es leichter. Aufgepumpt mit einer Standpumpe war der Reifen dann schnell dicht und hielt zuverlässig Luft. Hier zeigt sich: Continental hat die Dichtigkeit im Vergleich zu früheren Modellen deutlich verbessert, die Montage könnte aber geschmeidiger sein.
Auf der Felge zeigt der Argotal ein schön rundes Profil, die Stollen stehen weit auseinander und wirken fast schon brachial. Auf einem 30-mm-Internal-Rim misst er real 58 mm Breite – also ziemlich nah an den versprochenen 2,4 Zoll. Die Form sorgt dafür, dass der Übergang von Mittel- zu Seitenstollen harmonisch bleibt und nicht in ein plötzliches Wegrutschen kippt.
Auf dem Trail mit dem Continental Argotal
Sobald der Untergrund locker wird, spielt der Argotal seine Karten aus. In Loam, frischem Waldboden oder matschigen Sektionen beißt er sich regelrecht fest. Die hohen Mittelstollen graben tief, bremsen kontrolliert und geben in Kurven ein massives Sicherheitsgefühl. Besonders auffällig: Das Bremsen auf weichem Boden fühlt sich fast so an, als würde der Reifen mit Schaufeln arbeiten – so stark wühlt er den Untergrund auf. Für Endo-Turns oder spät angesetztes Bremsen in Spitzkehren ein echter Traum.
Anders sieht es auf Hardpack, Wurzeln und Fels aus. Hier fehlt dem Soft-Compound ein wenig die Klebrigkeit, um mit den besten Gummimischungen wie Maxxis MaxxGrip oder Michelin Magi-X mitzuhalten. Man merkt es daran, dass der Reifen in manchen Situationen leicht „pingy“ wirkt, also kleine Schläge ungefiltert weitergibt und auf Wurzeln eher darüberrutscht, statt sie zu umklammern. Es bleibt kontrollierbar, aber nicht ganz so satt wie bei den tackigsten Mischungen.
Die Karkasse ist stabil, bietet in Kurven viel Halt und kein schwammiges Gefühl. Burping oder Walken sind kein Thema, selbst bei niedrigeren Drücken. Was fehlt, ist etwas Dämpfung im Vergleich zu schwereren Enduro- oder Downhill-Karkassen. Das merkt man vor allem auf schnellen, ruppigen Passagen, wo ein leichtes „Chatter“ entsteht. Für Fahrer, die ein besonders ruhiges Frontend suchen, könnte das ein Nachteil sein.
Im trockenen Sommerstaub oder auf winterlich-weichen Trails ist der Argotal ein Genuss. Doch sobald es gemischter wird, fährt er sich wie ein Spezialist – top in seiner Nische, aber weniger vielseitig als ein Kryptotal oder Maxxis Shorty Gen 2. Wer häufig auf variablen Trails unterwegs ist, sollte das im Hinterkopf behalten.
Ein logischer Vergleich ist der Maxxis Shorty Gen 2. Beide Reifen sind klar auf lose und matschige Bedingungen ausgelegt. Der Shorty bietet etwas mehr Vielseitigkeit, kommt aber nicht an die pure Grabkraft des Argotal heran. Dafür ist er günstiger (ca. 25 Pfund weniger) und leichter zu montieren.
Der WTB Verdict ist ein weiterer Konkurrent. Er kostet ähnlich viel, bietet aber dank High Grip Compound mehr Vielseitigkeit auf gemischtem Untergrund. Allerdings hält seine Gummimischung nicht so lange durch wie die Soft-Variante des Argotal.
Unterm Strich bleibt der Argotal die Wahl für alle, die regelmäßig auf lockeren Böden unterwegs sind und einen Reifen wollen, der dort schlicht unschlagbar ist.
Mögliche Reifen-Kombinationen mit dem Kryptotal FR
Argotal vorne + Kryptotal RE hinten
Das ist wahrscheinlich die ausgewogenste und vielseitigste Paarung innerhalb der Continental Gravity Range. Vorne sorgt der Argotal für maximalen Grip auf losem Boden, während hinten der Kryptotal RE seine Stärken im Bremsen und Vortrieb ausspielt. Diese Kombination ist ideal für Enduro-Fahrer, die auf wechselndem Terrain unterwegs sind – vom losen Waldboden über felsige Passagen bis zu steilen Bremszonen. Besonders spannend: Der Kryptotal RE bringt auf der Hinterachse die nötige Robustheit und Stabilität mit, sodass man sich auf langen Abfahrten keine Sorgen um Überhitzung oder Grip-Verlust machen muss. Wer ein Setup sucht, das sowohl Sicherheit als auch Speed bietet, findet hier eine der besten Kombinationen im Conti-Portfolio.
Argotal vorne + Argotal hinten
Das ist die kompromisslose Lösung für wirklich lose oder matschige Bedingungen. Doppelter Argotal bedeutet doppeltes Einhaken ins Terrain – bergab wie bergauf. Gerade im Winter, auf tiefen Loam-Trails oder in matschigen Bikepark-Bedingungen spielt dieses Setup seine Stärken aus. Der Nachteil liegt auf der Hand: Auf härterem Untergrund wirkt das Bike mit zwei Argotals träge und weniger effizient. Auch die Haltbarkeit des Soft-Compounds leidet, wenn er dauerhaft hinten gefahren wird. Deshalb ist dieses Duo eher eine saisonale oder bedingungsspezifische Wahl für Fahrer:innen, die wissen, dass sie fast ausschließlich auf losem Untergrund unterwegs sind.
Argotal vorne + Xynotal hinten
Hier geht es klar um Geschwindigkeit. Während der Argotal vorn für Sicherheit im Lenkbereich sorgt, bringt der Xynotal hinten eine schnell rollende, härtere Mischung mit. Diese Kombi eignet sich für trockene, harte Trails, auf denen man trotzdem nicht auf die Sicherheit des Argotal an der Front verzichten möchte. Das Hinterrad profitiert von der Effizienz des Xynotal, gerade auf langen Anstiegen oder bei flowigen Abfahrten. Allerdings muss man in puncto Brems- und Traktionskontrolle etwas zurückstecken, da der Xynotal nicht so bissig ins Gelände greift wie der Kryptotal RE oder ein zweiter Argotal. Für Racer, die ein schnelles, aber immer noch kontrollierbares Setup suchen, ist diese Kombi jedoch eine sehr spannende Option.
Fazit zum Continental Argotal
Der Continental Argotal Enduro Soft ist ein kompromissloser Spezialist. Auf weichen, losen Trails bietet er nahezu unerreichbaren Grip, Kontrolle und Sicherheit – ideal für Fahrer, die in solchen Bedingungen das Maximum herausholen wollen. Auf härteren Untergründen hingegen zeigt er Schwächen: weniger Grip auf Wurzeln und Fels, ein etwas härteres Fahrgefühl und eine Montage, die nicht jedermanns Sache ist.
Mit rund 1225 Gramm ist er überraschend leicht, dazu robust und pannensicher. Wer weiß, dass seine Hometrails regelmäßig staubig, loamy oder matschig sind, findet hier einen Reifen, der kaum zu schlagen ist. Wer jedoch Vielseitigkeit sucht, fährt mit dem Kryptotal oder Allround-Optionen anderer Hersteller besser.
Preislich liegt der Argotal im Mittelfeld der Premiumreifen und rechtfertigt das mit seiner Haltbarkeit und Performance im angestammten Terrain. Für mich ist er der perfekte Partner für den Winter im Wald oder staubige Sommertage, weniger aber die eine Lösung für alle Jahreszeiten.
Pro’s & Con’s
Pro
- Muss zwingend in Loamotal umbenannt werden
Contra
- Auf nassen Wurzeln und Steinen nicht griffig
Text & Bilder: Sven Schebaum
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Transparenzhinweis: Im Zuge des Tests wurde uns vom Hersteller ein Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr dazu.









