Norco – das ist kanadische Bikekunst! Mit dem Norco Range C7.2, der Topausstattung in der Enduro Variante, bringt Norco ein Bike auf den Markt, dass für Mehr-Tagestouren genauso wie für Wettkämpfe konzipiert ist. Eine sportliche Ansage, das Ganze zu kombinieren.
Ein wenig Baff waren wir dann als das Testbike in Mint ankam. Eine gewöhungsbedürftige Farbkombination. Dennoch war die Freude groß als es dann zum ersten Mal auf den Trail ging. Wie sich das Norco Range C7.2 in den letzten Monaten geschlagen hat? Lest selbst.
Geometrie des Norco Range C7.2
Seit den Zeiten des Range Killer hat sich bei Norco viel getan. Auch wenn die Kanadier 2013 schon auf 27,5 Zoll große Laufräder setzten tat sich in den folgenden Jahren noch viel in Sachen Geometrie. Der Reach ist gewachsen und hat mit modernen Endurobikes gleichgezogen. Das Design strahlt Haltbarkeit aus: Alle Rohre sind super-oversized, die Lager stimmig dimensioniert und das tief gezogene Oberrohr sorgt für viel Beinfreiheit. Sämtliche Leitungen sind im Inneren des Rahmens verlegt was für ein sehr aufgeräumtes Erscheinungsbild sorgt.
Viel interessanter jedoch ist die enge Zusammenarbeit unter den Kanadiern. Dämpferspezialist Cane Creek hat mit dem Double Barrel Air CS einen durch aus potenten Dämpfer geschaffen. Nichts war also naheliegender, als die Rahmengeometrie explizit auf den CCDBACS anzupassen. Der Rahmen wurde so konzipiert und gestaltet dass er perfekt mit dem Dämpfer harmoniert.
Erster Eindruck Norco Range C7.2
Schon bei den Produktbildern auf der Norcopage bekommt man einen Eindruck von dem Bike, der ihm auch im realen Gerecht wird. Bullig, aggressiv und bereit ordentlich Gas zu geben. Auch wenn man auf dem ersten Blick nicht so recht Freund wurde mit der eigenwilligen Mint-Farbe macht das Bike auch noch nach Wochen Lust auf mehr. Perfekte Voraussetzungen also sich das Norco Range C7.2 einmal genau anzuschauen.
Rahmen Norco Range C7.2
ART Suspension nennt Norco die Ansteuerung des Federelementes. Die Advanced Ride Erfahrung nach wie vor eine große Rolle neben allem vorhandenen theoretischen Wissen spielt. Unser A.R.T Federungssystem ist nicht als generelle Plattform für alle Norco Rahmen konzipiert, sondern wird individuell auf jedes Bike abgestimmt, Drehpunkte werden so platziert, dass sie das Federungs- und Fahrverhalten für den jeweiligen Einsatzzweck optimieren.
Das Anpassen der Rohrsatzdurchmesser in Proportion zur Rahmengröße erlaubt uns, das optimale Verhältnis von Steifigkeit zum Fahrergewicht zu finden. Dadurch hat ein großer Fahrer auf einem XL Rahmen das gleiche Fahrerlebnis wie ein kleiner Fahrer auf einem S Rahmen. Trotz des hohen Aufwands gibt uns das Ergebnis recht, bestes Fahrverhalten und Komfort bei allen Rahmengrößen.
Norco’s einfache Lösung für ein komplexes Problem nennt sich Gravity Tune und beschreibt die im Verhältnis stattfindende Verlängerung von Vorder- und Hinterbau bei verschiedenen Rahmengrößen. So ergibt sich unabhängig von der Körpergröße eine optimale Geometrie und Gewichtsverteilung für unübertroffenen Fahrspaß.
Das Fahrwerk Norco Range C7.2
Einhundersiebzig! Für ein Enduro, dass auch Tourentauglich sein soll ist das eine Ansage. In der Front arbeitet die neue Rock Shox Lyrik RC mit saftigen 170mm Federweg. Aber nicht nur technisch, sondern auch optisch ist die Lyrik am Norco Range C 7.2 einiges her und passt vom bulligen Design perfekt zum Norco.
Wie Anfangs erwähnt arbeitet im Heck der Cane Creek Double Barrel Air mit Climb Switch.
Antrieb
Das Norco Range C7.2 kommt mit einem intelligenten Mix der verschiedenen 1×11 Komponenten aus dem Hause SRAM. Kette und Kassette sind aus der SRAM GX Reihe.
Während man Schalthebel und Schaltwerk eine Klasse weiter Oben angesiedelt sind. Lediglich bei der Kurbel aus der XX1 Gruppe hat man sich preislich ordentlich ins Zeug gelegt. Zu Recht denn mit 645g Gramm ist die XX1 eine der leichtesten und dennoch haltbarsten auf dem Markt.
Cockpit
Die Kanadier halten Zusammen. Norco vertraut beim Cockpit auf Produkte aus dem Hause RaceFace. Der 65mm Atlas Vorbau und der haltbare Atlas Vorbau mit 780mm Millimeter breite passen gut zusammen.
65 Millimeter für einen Vorbau an so ein modernes Mountainbike passen eigentlich nicht zusammen. Für unseren Test haben wir das Cockpit gegen eins, das der Größe und den Vorlieben unseres Testfahreres entspricht, ausgetauscht.
Bremsen
Will man ein aufgeräumtes Cockpit, ist die Kombination der diversen SRAM Produkte eigentlich unvermeidbar. Auch beim Norco Range C7.2 ist das nicht anders. Verzögert wird der aggressive Endurobolide mit den kraftvollen SRAM Guide RSC.
Auf dem Trail mit dem Norco Range C7.2
Ein Kanadier wie er im Buche steht. Bereit die Axt zu schwingen um den Baum zu bezwingen. In unserem Falle ist die Axt das Norco, und der Baum wäre der Trail. Um es vorweg auf den Punkt zu bringen: Das Norco macht Spass, verdammt viel Spass (Ebenso wie Bäume fällen). Und auch wenn das Norco nicht im Flanellmuster kommt. So kann man sagen es Steckt echtes kanadisches Flair in Ihm.
Definitiv Nein! Das heißt nicht, dass man das Norco nicht auf den heimischen Trails ausreizen kann, aber der potente Hinterbau und die verbaute Pike (war nur in unserem Test verbaut, „von der Stange“ kommt das Norco Range C 7.2 mit einer Rock Shox Lyrik.) schlucken einfach alles an Unebenheiten auf dem Trail weg. Mit der ART Hinterbautechnologie ist der Rahmen optimal auf den Cane Creek Double Barrel Air CS auslegt.
Testbedinungen/Zeitraum
Für insgesamt acht Wochen wurde das Norco Range C7.2 schonungslos über Trails geprügelt. Regen, Schlamm, Staub und Sonne hat das Norco Range C7.2 miterlebt. Also beste und realste Testbedingungen für ein Rad, dass zum Ballern gemacht wurde.
Knapp 7.900 Kilometer entfernt von „Zuhause“ nehmen wir das Norco mit auf die Trails im Ruhrgebiet. Auch wenn man es vom Farbdesign des Rahmens fast nicht erahnen mag, ist das Norco Range C7.2 Understatement pur! Vielen ist die Marke ein Begriff, allerdings kennt man das Norco hauptsächlich aus Testberichten. Die wenigsten Händler haben die kanadische Edelmarke im Sortiment. Ein Grund mehr, sich auf dem Norco Range C7.2 mal ordentlich durchschütteln zu lassen. Oder nicht?
Setup
Wie gewohnt ließ sich die Rock Shox Lyrik ohne Probleme einstellen. Man kennt das Prozedere ja von der beliebten Pike. Wer die Lyrik etwas weicher möchte kann seine Einstellungen von der Pike 1:1 übernehmen. Die Gabel sind wir mit XXXpsi und einem Rebound von Clicks gefahren.
Beim Cane Creek erforderte es etwas mehr an Wissen. Ein Master Abschluss wäre zwar etwas übertrieben, dennoch musste ich erstmals ein wenig im Handbuch stöbern, bis der Cane Creek wirklich so perfekt funktioniert hatte. Es erfordert ein wenig Wissen und natürlich viel Try & Error.
Uphill
Beim pedalieren ist der Hinterbau mit offenem Dämpfer nicht besonders effizient, der Climb-Mode funktioniert jedoch hervorragend. Dabei handelt es sich nicht um einen Lockout: Cane Creek legt großen Wert drauf, die Funktion des Dämpfers auch im Climb-Mode zu erhalten, so lässt sich das Bike auch auf ruppigeren Trails angenehm im Climb Mode fahren.
Vom Antrieb her ist die leichteste Übersetzung – 11-fach typisch – eine 32-42 Combo. Lange, steile Anstiege fordern also eine gewisse Fitness, sind jedoch machbar!
Downhill
Im Downhill entfaltet das Norco Range C7.2 seine volle Power. Und das ist nicht übertrieben daher gesagt. Sicher, die heimischen Trails sind nicht Whistler. Von daher mag man vermuten, dass das Norco Range C7.2 gnadenlos überdimensioniert sein mag. Jedoch vermittelt es so viel Laufruhe durch den Radstand von 1211 mm dass jeder Trail zum Kinderspiel wird.
Geschmeidig prügelt es über Wurzelfelder, Steine und selbst Sprünge sind für das Norco Range C7.2 kein Problem. Man merkt förmlich wie viel der Dämpfer wegschluckt. Dies liegt zu großen Teilen an der verbauten Hinterbaukinematik die auf den Cane Creek Double Barrel Air CS extra zugeschnitten ist.
Steil ist geil – so verhält sich auch das Norco. Dank der hohen Front (Wird durch die Lyrik noch einmal um 10mm erhöht) findet das Rad genau den passenden Mittelwert. Während es im Uphill nur vereinzelt hoch geht, hat man beim Downhill so gut wie kein Überschlagsgefühl. Einziger Negativaskpekt den wir während des Testens feststellen konnten, war die Verbaute Pike RC. Auch in der Serienausstattung kommt „nur“ die Lyrik RC. Wer hier etwas mehr Komfort haben möchte, sollte auf die RCT oder direkt auf die FOX 36 wechseln.
Fazit Norco Range C7.2
Auch wenn die Schwarz/Mint Farbkombination ablenken mag. Das Norco Range C7.2 trägt ein kariertes Flanellhemd. Es ist die Axt im Walde. Und das ist wirklich nur positiv gemein. Das bullige Erscheinungsbild überträgt sich 1:1 auf den Trail. Mit brachialer Kraft felgt es über die Trails und ist eigentlich kaum zu Bremsen.
Aber auch ansonsten punktet das Norco. Nicht nur technisch und vom Fahrgefühl, sondern auch von kleinen Feinheiten. Trotz des Booms von Einfach Schaltungen gibt man dem Norco Range C7.2 in der 2016 Modellversion die Möglichkeit einen Umwerfer zu montieren. 2015 verzichtete man noch gänzlich auf diese Option. Wie es 2017 aussehen wird, gerade im Bezug auf zwölffachschaltungen wie der SRAM Eagle, ist bis zu Eurobike noch ein Geheimnis.
Stärken
Die Stärke des Norco Range C7.2 liegt eindeutig im Downhill. Kompromisslos, wie man es von Norco kennt, kann man das Rad über die Trails fliegen lassen ohne dabei an Sicherheit zu verlieren. Zudem kommt eine für den Preis von knapp 5.800€ entsprechende Ausstattung mit. Die kluge Kombination von SRAM GX und X1 Komponenten treibt einem nicht gleich Tränen in die Augen, wenn die Parts verschlissen sind.
Schwächen
Die größte Schwäche ist sicher der Preis für diese Carbongeschoss. Aber Qualität hat eben seinen Preis. Norco macht mit dem Norco Range C7.2 da keine Ausnahme.