Der Teamfahrer von Gravity Passion, Arne Schiermeister, hat uns seinen Bericht vom MTB Trail in Schoorl zukommen lassen. Auch wenn man denken mag, dass es in Holland keine Trails gibt – es geht auch anders!
Trail in Holland, direkt an der Küste? Was soll das denn sein?
So in dieser Art waren meine Gedanken als ich auf den Urlaubstrainingsplan schaute, den mein Vater und Trainer Bernd mir zusammengestellt hatte.
Dazu noch die Aussage „Danach bist Du so kaputt wie auf der 80 km Felsenland Tour in der Eifel“
„Ja sicher, klar doch…“ 28 km Dünentrail und 80 km Eifel vergleichen, der spinnt doch!
Erstmal Videos im Internet checken, ok, ist etwas sandig, aber sieht nicht so wild aus.
(Wie man sich doch täuschen kann)
Los gehts!
Anreise von unserem Ferienort, natürlich mit meinem Banshee Rune 2. Sind doch nur 12 km. Ich befahre also den heiligen Gral, äh Trail. 2 Runden sind angesetzt. Auf den erstem Metern merke ich, uff, doch nicht so einfach. Der sandige Boden saugt, auch mit dem empfohlenen Semislick. Es geht erstmal durch offenes Dünengelände, die Wege sind löchrig, ganz tiefe Passagen sind mit Teppichen abgedeckt.
Es geht praktisch nie geradeaus. Kurve folgt auf Kurve und es geht entweder hoch oder runter. Nach einigen hundert Metern steh ich vor einer Kuhherde, die teilt sich wohl den Trail mit den Bikern. Beeindrucken kann ich sie mit meinem neongrünen Geschoss nicht, aber irgendwie komme ich vorbei.
Dann geht’s in den Wald, der ausschließlich aus Nadelhölzern besteht, was den Boden nicht wirklich härter macht. Es ist alles wunderschön angelegt. Man hat den Eindruck auf der längsten Murmelbahn der Niederlande zu sein (liebe Kinder, Murmeln sind kleine Glaskugeln mit denen wir Ü30er früher unsere Nachmittage verbracht haben).
Da ein Anstieg, dort eine Abfahrt. Ich bin ständig mit meinem Vorderrad beschäftigt. Bergauf muss ich es belasten, damit es nicht steigt, bergab komplett entlasten um nicht in den Spuren der Vordermänner zu versinken und einen meiner berühmten Tricks, wie z.B. der „freehanded no bike to faceplant“, zu zeigen.
„Doch echt sportlich, der Alte hatte recht, aber die erste Runde müsste ja gleich um sein“ dann blicke ich auf den Tacho und stelle fest, oh erst 5 km der 14 km Runde gefahren. UFFFFF das wird hart.
Nach einem sehr knackigen Anstieg sehe ich Schilder, die ich hier nicht erwartet habe.
!!! Helme tragen !!!
!!! Gefährliche Abfahrt !!!
Hää, bin ich nun in den Alpen gelandet? Nein, natürlich nicht, aber diese Abfahrt hat es echt in sich! Sie ist natürlich kurz, vielleicht 500 Meter. Aber oben sehr steil, gespickt mit einem mannshohen Anlieger nach dem anderen und dazu noch tiiiiiieeefer Sand. Perfektes Training fürs Schnee-Rennen denk ich so bei mir, als ich mit 50 hier runter surfe.
Unten angekommen der nächste Hammer. Du fährst in eine Wand. So steil, dass ich auf meiner xx1 den ersten Gang benutze. 30 zu 42 und gefühlte 800 Watt. Boahhhh was sind das für Geräusche? Inzwischen hat sich eine erhebliche Menge des feinen Sandes mit meinem Antrieb verbunden.
Sauerlandtaugliches Kettenöl ist extrem Dünen untauglich. Naja, was soll’s. Oben angekommen, die nächste Überraschung. Wieder ein Schild mit dem Hinweis !Drop! Und einem grünen und einem roten Pfeil.
Ja samma, bin ich denn im falschen Film? Eine mit kleinen Drops gespickte Abfahrt. Das Problem ist nicht die Drophöhe, sondern die Herausforderung diese mit ausreichend Tempo zu bewältigen. Ich cooler Typ nehme natürlich die rote Linie. Die Drops sind echt niedrig, der höchste einen Meter. Die Landezonen sind tief wie die Sprungkuhle bei den Bundesjugendspielen. So wirst Du von Drop zu Drop langsamer. Aber Du musst auf dem Hinterrad landen und surfen, sonst frontflip to (genau) faceplant.
Geschafft! Fahrtechnisch etwas ganz anderes, aber sehr reizvoll.
Nach einer weiteren Abfahrt mit Brücke lande ich wieder in den Dünen. Feinster weißer Sand macht den Antriebstest meiner xx1 perfekt.
Die Keramiklager im Schaltwerk spielen das „Lied vom Tod“. Eine unglaubliche Geräuschkulisse.
Nach der ersten Runde kurz durchschnaufen. Da spricht mich ein Eingeborener an. Schönes Fahrrad hätte ich, jau, danke.
Das Wetter wäre heftig, auch da stimme ich zu. Die Sonne brennt. Normalerweise würde er 45 Minute für die Runde benötigen. Ich blicke auf meinen Tacho und halte ihn erschrocken schnell zu. Ich habe 60 für die Runde gebraucht. Beruhigt höre ich, dass er es aber bei diesem Wetter auch nicht unter 55 Minuten schafft, einfach zu heiß.
So beschließen wir die zweite Runde gemeinsam zu bestreiten. Bergan ist er mit seinem 29er Hardtail eine Macht. Muss an den Reifen liegen, 2,3 Zoll breite Vollslicks, noch nie gesehen sowas. Bergab zeige ich ihm dann wo der Sauerländer die Zeit macht. Mit Supercross Blockpasses wird er in die Anlieger gedrückt. Er spielt mit und die 2te Runde schaffen wir dann gemeinsam in 53 Minuten.
Fazit: Bernd hatte Recht! So anstrengende 28 km bin ich noch nie gefahren. Der Sand saugt Dir alles aus den Beinen. Ich brauche 2 Stunden um wieder klar zu kommen. Also, wenn ihr neue Trainingsreize braucht oder fahrtechnisch mal was anderes machen wollt, dann fahrt den MTB Trail Schoorl! Mich hat er begeistert!!