Die ersten Sonnenstrahlen lockten am vergangenen Wochenende nicht nur die Zweiradfraktion ins Freie sondern auch viele Wanderer, Familien oder Rentner. Eben jene, die die kalten und düsteren Wintermonate zu Hause in den eigenen vier Wänden saßen und bei Glühwein, Spekulatius und Oma’s Braten von Outdooraktivitäten geträumt haben. Und wie es immer ist, wenn verschiedene Parteien, mit verschiedenen Interessen an einem Punkt gebündelt sind, entsteht Konfliktpotential.
NRW ist nicht Baden Württemberg
Der Weg führte uns diesmal Raus aus dem Ruhrpott, seinen Halden und nörgelnden Fensterrentern hinein in eine, so möchte man fast sagen, “Grüne Oase”. Ziel waren die Ausläufer des Teutoburger Walds. Kein kilometerlanges alpines Trailgebolze sondern eine Gemütliche Sonntagsrunde mit Freunden.
Wer aufmerksam die letzten Wochen TV, Blogs und Online Medien verfolgt hatte, wusste, dass der Mountainbiker an sich gerade nicht sehr hoch im Kurs steht, und zum Feindbild Nummer Eins mutiert ist. Schon im Vorfeld bat uns der Local, der sich als Guide angeboten hatte, vorsichtig zu sein, auf Passanten zu achten und gegebenenfalls auch mal anzuhalten. Für uns eine Selbstverständlichkeit. Immer getreu dem Motto “Wie Du in den Wald hineinrufst, so schallt es heraus”. Trotzdem machte man sich schon Gedanken, was der marodierende Wanderer alles anstellen kann.
Dialog statt bösem Blut
Der Trailday begann zunächst mit “Wandern”. So begegneten uns bei unserem Anstieg schon die ersten Wandererhorden und ich erwartete schon viel böses Blut. Stattdessen: Ein freundliches “Hallo” hier ein verschmitztes “Wie? solltet Ihr nicht auf dem Rad sitzen?” da. Eigentlich ungewohnte Formulieren für “Immer diese Mountainbike Rowdies”. Es ging munter Weiter. Es wurde gegrüßt, gescherzt alles auf einem friedlichen Level. Was war auf einmal passiert? Warum fuhr man uns nicht an? Warum war man nett?
Gut an dieser Stelle muss ich aber auch gestehen, unsere Truppe war bunt gemischt, und zusätzlich war auch noch eine Frau an Bord, was bei den Passanten sicher auch für Redebedarf gesorgt hat.
So wurden wir, die beschaulichen Downhill-Ritter auf unseren Aluminiumrössern und in voller Kampfmontur (Ja Liebe MTB-News, Fullface im Wald ist “uncool” – angesichts der Stecke wollte es aber keiner riskieren “cool” zu sein), auch gefragt ob wir an genau dieser Stelle wieder ins Tal hinabsausen würden. Und ob es sich lohnen würde, noch zu warten um sich das Spektakel anzuschauen. Verdutzt und sichtlich perplex musste wir es, zur offensichtlichen Enttäuschung der Wanderer, verneinen, denn unser Trail schlängelte sich auf der Rückseite der Bergkuppe hinab.
Persönliches Highlight war jedoch ein Ehepaar, geschätzt Mitte vierzig, dass uns nach dem Weg fragte. Als unser Guide den Weg beschrieben hatte fragten Sie schon fast kleinlaut “Dürfen wir denn Euren Weg nach oben nehmen?” Wie bitte? Hatte ich gerade “EUREN” Weg gehört? Gekonnt erwiderte Anna “Das ist nicht UNSER Weg. Der Wald ist für alle da!”
RUMMS!
Das hatte gesessen. Eine junge Frau, die Downhill fährt und dann noch darauf hinweißt, dass der Wald für alle ist? Was war da passiert? Das Weltbild des rüden, skrupellosen MountainbikERs auf einen Schlag ins Gegenteil gekehrt?
Spuren hinterließen wir trotzdem. Das lag zum einen an Lars’ gescheitertem Versuch eine offensichtlich von uns erfahrene “Bremsschneise” mit zwei Blättern zu überdecken aber auch daran, dass man sich nicht zu Schade sein sollte ein nettes Wort anderen gegenüber, über die Lippen zu bringen.
Bildquelle: Quelle/Source [´www.nicolai.net | pd-f´]