Freitag. Pünktlich um 7:30 klingelt der Wecker. Anziehen, frühstücken und los gehts. Zur Arbeit? Weit gefehlt. In diesem „selbst verlängerten“ Wochenende steht das Zweirad im Fokus. Zusammen mit Freunden ging es nach Willingen zum BIKE Festival.
Strahlender Sonnenschein in Willingen
Die Wettervorhersage hatte für den Mittag nicht zuviel versprochen. 23 Grad und strahlender Sonnenschein über dem Ettelsberg machen für die Downhillfahrer beim GDC und die Endurofahrer bei der SSES einen einladenden Eindruck. Im Hinterkopf schwebte aber die Wettervorhersage für das Wochenende wie ein Damoklesschwert. Schwere Unwetter sollten aufziehen. Der Check der Wetter App bestätigte es. Ab 18.00 Regen und Unwetter.
Während Chris von Bikemeister Racing und Ich den Freitag als inoffiziellen Trainingstag für Stage 1 nutzten, war für Lars nach nur zwei Abfahrten das GDC Wochenende in Willingen gelaufen. Diagnose: Gebrochener Daumen. Gute Besserung!
Nach der ersten Abfahrten machte ich sich gutes Gefühl breit. Ich kam eindeutig besser als letztes Jahr mit der Strecke zurecht. Die Pace stimmte und auf den technischen Passagen stand Chris als erfahrenerer Fahrer zur Seite und gab wichtige Tipps bezüglich Linewahl. Während der obere Part der Stage, der wieder parallel zur Freeride verlief, flowig war und die Wurzeln ordentlich Spass machten, wurde es im mittleren Part technischer. Dank der richtigen Line Wahl ging dies allerdings gut und ohne Probleme. Im unteren Teil konnte man durch die Shortcuts noch einmal ordentlich Zeit rausholen und dabei die Geschwindigkeit halten.
Ab 16.00 Uhr galt es dann die Startnummern abzuholen und den Rest des Tages bei Bier und Grillfeisch ausklingen zu lassen. Das angekündigte Unwetter ließ auf sich warten. Bis es gegen 12 Uhr wie im nichts auf dem Regenradar verpuffte. Schwein gehabt.
Training Day!
Samstag morgen ging es früh raus. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir etwas verspätet zum freien Training. Trainiert wurden Stage 2, 3 und 4. Die Rennleitung hatte nichts an der Strecke verändert, weil man für den Vorajhreskurs viel Lob geerntet hatte. So waren die Stages im wesentlichen bekannt.
Bis auf ein kleines Teilstück war Stage 2 sehr schnell und untechnisch. Hier galt es möglichst die Geschwindigkeit mitzunehmen. Während man letztes Jahr noch mit Schlamm zu kämpfen hatte, war dieses Jahr der staubige Untergrund das größte Problem. Auf dem knochentrockenen Boden konnte man Geschwindigkeiten von bis zu 65km/h erreichen (Gemessen von Chris). Nach der tretintensiven Transfer war dies relativ entspannend.
Weiter ging es zu Stage 3. Das wohl zermürbendste Tretstück. Nicht weil es steil war, die 6-8% Steigung waren sogar moderat. Allerdings musste man das gleiche Stück des Transfers für Stage 3 und 4 zurücklegen – das zehrte an den Nerven – zumindest an meinen.
Die herausfordernde Stage der Enduro Series in Willingen beglückte im ersten Part mit einem Crosscountry Ritt, gefolgt von einem unendlich lang wirkendem Tretstück. Dieses mündetet in eine schöne technische Offcamber Section bei der viele Fahrer an die Grenzen kamen. Wer hier die Line nicht richtig traf, die Geschwindigkeit nicht richtig einschätzte oder sein Rad nicht zu 100% unter Kontrolle hatte, mache entweder einen Ausflug jenseits des Flatterbands oder nahm eine Bodenprobe.
Ich kam gut durch und war am Ende der Stage, nach dem Wiesenslalom mehr als Glücklich meine „Hass-Stage“ vom letzten Jahr ganz gut gemeistert zu haben.
Zu Stage 4 ging es dann wieder die selbe Tretpassage hinauf. Technisch anspruchsvoll wie letztes Jahr mit einer Mischung aus Wald und geröllboden Ging es hinab vom Orenberg ins Tal von Willingen. Wie auch letztes Jahr war die Schlüsselstelle im letzten 3tel der Stage. Hier trennte sich die Spreu vom Weizen, denn es galt eine circa 20cm Hohe wurzel zwischen zwei Bäumen zu überspringen. Mit lenkerbreiten von 760-780mm sollte das schon ein Problem werden. Nach den ersten Versuchen klappte es aber ganz gut mit dem Schweinesprung (Clickies sei Dank) und man konnte nochmal richtig zum Sprint ansetzen.
Stage 5 war mit 40 Sekunden recht kurz. Man startete vom Wilddieb und schlängelte sich durch die letzten Hangmeter des Ettelsberges bevor es zum weit gesteckten Wiesenslalom ging.
Für den Rest des Tages stand nur noch relaxen an.
RACEDAY! ENDLICH!
Raceday! 10 minuten vor meinem ersten Weckerklingeln werde ich nach einer unruhigen Nacht wach. Rennfahrerfrühstück, Sachen Packen, ab gehts. Um 9:18 gehts los.
Für meine Verhältnisse komme ich relativ Fit an Stage 1 an. Motiviert und Fokussiert. geht es Los. Die Sttage ist merklich ausgebombter von den knapp 400 Fahrern. Das trockene Wetter und der ausbleibende Regen taten ihr übriges um die Strecke schnell zu machen. Der obere Part lief wie geschmiert. Sauber jede Line getroffen und immer die Geschwindigkeit gehalten.
Dann das abrupte Aus. Zum Eingang ins mittlere Waldstück verließen mich Glück und Geschwindkeit. Zu schnell ging ich in den Anfang des Steilstücks, die großen 29er Laufräder bleiben hängen und mein treues Aluross schmeisst mich runter. Doch mit schnell aufsteigen und Weiterfahren ist nichts, Der Lenker hängt parallel zum Oberrohr. Während ich notdürftig den Hobel zusammenflicke zieht schon der erste Fahrer an mir vorbei. „Shit – 30 sekunden MINDESTENS schon verloren“ denke ich mir. Springe aufs Rad und über den Step Down auf den weit gesteckten Singletrail. Kontrollverlust und irgendwas hat mein Vorderrad abbekommen.
Da wird klar, Unter dem Marshguard versteckt sich eine saftige Acht. Mehr als Rollen ist nicht mehr drin. 4 Minuten und 47 Sekunden später krieche ich durch das Ziel von Stage 1. An Stage 2 nicht mehr zu Denken. Zu groß ist mir als Hobbyfahrer die Gefahr mich auf dem Highspeed Stück ernsthaft zu verletzten.
Somit war es wohl das kürzeste Rennen der Saison. Nichts destotrotz ein richtig feines Wochenende. Chris belegte einen sauberen 78ten Platz. Glückwunsch dazu!