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Mit der aktuellen Gravity-Serie hat Continental endgültig bewiesen, dass sie mehr können als Reifen für die Autobahn. Mit dem Xynotal schicken die Hannoveraner einen echten Spezialisten ins Rennen – für alle, die am liebsten bei hartem, trockenem Terrain Vollgas geben. Conti selbst beschreibt ihn als den „Spezialisten für härtere Böden“ – und das trifft es ziemlich gut.
Der Xynotal ist Teil der vierteiligen Gravity-Familie neben Kryptotal, Argotal und Hydrotal. Während die anderen Modelle für Misch-, Matsch- oder Allroundbedingungen konzipiert sind, fühlt sich der Xynotal am wohlsten, wenn’s knochentrocken ist und die Steine Staub fressen.
Inhalt
Bei der Karkasse setzt Continental auf drei unterschiedliche Ausführungen, die jeweils auf den Einsatzzweck abgestimmt sind.
Die Downhill-Variante ist die robusteste Konstruktion der Gravity-Line und wurde für maximale Haltbarkeit und Stabilität entwickelt – gemacht für harte Einschläge, Steinfelder und kompromissloses Tempo.
Die Enduro-Version bringt eine einlagige, aber besonders stabile Struktur mit Apex-Schutz, der Snake Bites effektiv verhindert und somit ideal für technisch anspruchsvolle Uphill- und Downhill-Kombinationen ist.
Wer es leichter und agiler mag, greift zur Trail-Karkasse. Sie kombiniert geringes Gewicht mit hoher Pannensicherheit und ist damit die richtige Wahl für schnelle, flowige Trails, bei denen Effizienz und Kontrolle gefragt sind.
Auch bei den Gummimischungen zeigt sich, wie fein der Kryptotal-FR abgestimmt ist. Mit dem SuperSoft Compound liefert Continental ein Grip-Monster, das vor allem im Downhill und harten Enduro-Einsatz seine Stärken ausspielt. Diese Mischung ist für all jene gedacht, die kompromisslose Traktion und maximale Kontrolle suchen – selbst auf nassen Wurzeln oder losem Geröll.
Das Soft Compound richtet sich an abfahrtsorientierte Trail- und Enduro-Fahrer, die einen starken Mix aus Grip und Rollverhalten wollen. Es kann sowohl vorne und hinten gefahren werden, eignet sich aber besonders gut als Vorderreifen für mehr Kontrolle im Grenzbereich. Wer dagegen auf langen Touren unterwegs ist oder einfach Wert auf Haltbarkeit legt, findet im Endurance Compound den perfekten Kompromiss. Diese Mischung verbindet guten Grip mit geringem Verschleiß und niedrigem Rollwiderstand – ideal für Allround-Setups.
Spezifikationen
- Laufradgrößen: 27,5 / 29
- Reifenbreiten: 2,4 / 2,6
- Gummimischung:
- Endurance, Soft, Super Soft
- Karkassen
- Trail, Enduro, Downhill
- Gewicht: Trail 1.040 g, Enduro 1.125 g, Downhill 1.290 g
- Alle Infos zum Continental Kryptotal FR
Weitere Continental Tests
Erster Eindruck Continental Xynotal
Beim ersten Blick auf das Profil fällt auf: Der Xynotal ist dicht bestückt, aber flach gebaut. Die Mittelstollen sind stark gerampt, also abgeschrägt, um den Rollwiderstand niedrig zu halten. Gleichzeitig sorgt die dichte Anordnung der Blöcke für Stabilität auf hartem Untergrund – keine weichen Übergänge, kein Walken.
Das Profil erinnert entfernt an den Maxxis Dissector, allerdings mit größeren und kantigeren Stollen. Zwischen den Stollenflächen findet sich eine feine Struktur, fast wie kleine Sonnenstrahlen – laut Conti dient sie dazu, Mikroverformungen besser zu kontrollieren und so Grip und Haltbarkeit zu verbessern.
Die Schulterstollen sind steil aufgestellt, mit feinen Lamellen versehen und enger an den Mittelbereich gezogen, was den Übergang beim Einlenken betont, aber auch etwas abrupter macht.
Montiert auf einer 30-mm-Felge sitzt der Reifen eher hoch und leicht rund, nicht so quadratisch wie ein Kryptotal oder Minion DHR II – das bringt gutes Einlenkverhalten, aber auch etwas weniger Reserven im Extrembereich.
Auf dem Trail mit dem Continental Xynotal
Wenn der Trail knackt statt knirscht, ist der Xynotal in seinem Element. Auf Fels, Hardpack und steinigem Terrain liefert er ein unglaublich präzises Fahrgefühl. Das Abrollverhalten ist ruhig und satt, ohne das „Flattern“ mancher weicher Reifen.
Die gerampte Mittelreihe sorgt für hohen Vortrieb und effizientes Beschleunigen – bergauf wie bergab. In schnellen Kurven baut der Reifen gut Grip auf, solange der Untergrund fest bleibt. Die Schulterstollen greifen früh und vorhersehbar, das macht ihn spaßig und kontrolliert zu fahren.
Allerdings: Wenn man es übertreibt und mit viel Querbelastung in den Anlieger drückt, kann das Hinterrad plötzlich etwas „nachgeben“. Das liegt an der harten Gummimischung (Endurance), kombiniert mit der flexiblen Trail-Karkasse. Ein Tick weichere Mischung oder die robustere Enduro-Version würden das kompensieren.
Hier zeigt sich die Kehrseite: Der Xynotal ist kein Fan von Matsch. Durch die enge Stollenanordnung verstopft das Profil schnell, die Selbstreinigung bleibt begrenzt. Auf leicht feuchtem, aber festem Boden geht’s noch gut – sobald’s aber glitschig wird, fühlt er sich überfordert.
Interessanterweise schlägt sich der Xynotal hier besser als gedacht. Auf losem Schotter oder leicht sandigen Böden greift er noch ordentlich – vor allem, wenn man den Luftdruck etwas reduziert. Die Grenze zwischen kontrolliertem Rutschen und „Oh oh“-Moment ist dabei gut spürbar.
Der Xynotal rollt wirklich gut. Nicht wie ein XC-Reifen, klar – aber für einen Trail-/Enduro-Pneu beeindruckend effizient. Die stark gerampten Mittelstollen helfen beim Klettern auf harten Anstiegen, ohne wegzurutschen. Das macht ihn zu einem Top-Kandidaten für Rear-Tire-Setups, wenn man vorne z. B. einen Kryptotal Soft oder Argotal fährt.
Beim Beschleunigen merkt man, wie direkt und ruhig der Reifen anspricht. Selbst auf Asphaltpassagen oder harten Forstwegen läuft er erstaunlich rund.
Und hier zeigt sich, wieso der Xynotal für viele Trail- und Enduro-Fahrer interessant ist: Der Reifen hält ewig.
Die Endurance-Mischung ist zäh, aber nicht tot. Selbst nach Monaten harter Einsätze auf Fels, Geröll und Wurzelpassagen zeigt er kaum Abnutzung. Nur an den hinteren Kanten der Bremsstollen sieht man leichte Spuren vom Blockieren – völlig normal.
Keine Risse, kein Ausfransen, kein Fetzen. Tubeless blieb der Reifen über Wochen dicht, selbst bei niedrigen Drücken um 1,6 bar hinten. Und: Kein einziger Durchschlag, keine Snakebites.
Mögliche Reifen-Kombinationen mit dem Xynotal
Kryptotal FR + Kryptotal RE
Die naheliegendste Kombination ist das Duo aus Kryptotal FR vorne und Kryptotal RE hinten. Während der FR für maximale Kontrolle, Grip und ein berechenbares Lenkverhalten sorgt, bringt der RE als Hinterrad-Pendant mehr Vortrieb und Bremskontrolle ins Spiel. Die Stollen des RE sind so gestaltet, dass sie den Vortrieb optimieren und gleichzeitig eine enorme Bremskraft liefern – perfekt, wenn man auf steilen Trails oder in alpinem Gelände unterwegs ist.
Im direkten Vergleich zu einem Mix aus Kryptotal FR und Maxxis DHR II fühlt sich die Kombination homogener an, da Vorder- und Hinterreifen perfekt aufeinander abgestimmt wurden. Besonders auffällig ist, wie gut die beiden Reifen in Kurven harmonieren: Während der FR vorne sicher die Linie hält, gräbt sich der RE hinten in den Boden und sorgt dafür, dass das Bike stabil bleibt und nicht unkontrolliert ausbricht. Für alle, die viel in technisch anspruchsvollem Terrain unterwegs sind, ist diese Kombi aktuell eine der stärksten Optionen auf dem Markt.
Kryptotal FR + Xynotal
Eine spannendere Alternative ist die Kombination aus Kryptotal FR vorn und Xynotal hinten. Der Xynotal wurde speziell für harte, trockene und schnellere Untergründe entwickelt – also genau da, wo ein aggressiver Enduro-Reifen hinten oft mehr bremst als nötig. Mit dem Xynotal am Heck bekommt das Bike einen spürbaren Geschwindigkeits-Boost: Er rollt deutlich leichter als der Kryptotal RE, bietet aber dennoch genug Grip, um beim Bremsen und in Kurven nicht wegzurutschen.
Das Zusammenspiel mit dem Kryptotal FR ist spannend: Vorn maximale Kontrolle und Vertrauen, hinten mehr Speed und Effizienz. Diese Kombi ist ideal für Fahrer, die viel auf trockenen, festen Trails unterwegs sind und Wert auf Kletter-Performance legen, aber gleichzeitig im Downhill nicht auf die Sicherheit eines potenten Frontreifens verzichten wollen. Verglichen mit Setups wie Assegai/DHR II vorne und Dissector hinten wirkt das Conti-Duo spürbar leichterfüßig und lässt sich einfacher beschleunigen.
Fazit zum Continental Xynotal
Der Continental Xynotal ist der Reifen für Tage, an denen der Trail bretthart ist und man die Linie nicht sucht, sondern sie zeichnet. Er kombiniert eine überraschend gute Rollleistung mit satter Traktion und hoher Lebensdauer – und bleibt dabei ehrlich in seiner Charakteristik: kein Alleskönner, aber ein echter Spezialist. Wer auf harten, felsigen Trails, alpinem Geröll oder staubigen Bikepark-Strecken unterwegs ist, bekommt mit dem Xynotal einen verlässlichen, präzisen und langlebigen Partner, der im richtigen Setup richtig Spaß macht.
Der Xynotal ist nicht der absolute Grip-König, aber im Trockenen extrem zuverlässig, langlebig und berechenbar. Ideal also als Hinterreifen für Fahrer, die mehr Wert auf Speed als auf Schlammschlachten legen.
Pro’s & Con’s
Pro
- Sehr haltbar, kaum Verschleiß
- Präzises, direktes Fahrgefühl
- Guter Rollwiderstand für einen Trail-/Enduroreifen
- Selbstreinigend bei moderatem Dreck
- In mehreren Karkassen & Compounds verfügbar
Contra
- Spürbar weniger Grip bei Nässe
- Übergang von Mittel- zu Seitenstollen etwas ruppig
- Montage straff, nix für schwache Arme
Text & Bilder: Sven Schebaum
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Transparenzhinweis: Im Zuge des Tests wurde uns vom Hersteller ein Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr dazu.








