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Mit dem Kryptotal FR hat Continental einen Reifen entwickelt, der speziell fürs Vorderrad optimiert ist und sich als echter Allrounder für gemischte Bedingungen versteht. Der Reifen ist Teil der neuen Gravity Range, die komplett überarbeitet wurde, um frühere Schwächen bei Karkassen und Profildesigns auszumerzen.
Schon jetzt hat der Kryptotal FR seine Spuren auf der Rennbühne hinterlassen: Podiumsplätze im Downhill-Weltcup und bei der Enduro World Series sprechen eine deutliche Sprache. Doch was taugt der Reifen abseits der Rennstrecke auf unseren heimischen Trails?
Inhalt
Bei der Karkasse setzt Continental auf drei unterschiedliche Ausführungen, die jeweils auf den Einsatzzweck abgestimmt sind.
Die Downhill-Variante ist die robusteste Konstruktion der Gravity-Line und wurde für maximale Haltbarkeit und Stabilität entwickelt – gemacht für harte Einschläge, Steinfelder und kompromissloses Tempo.
Die Enduro-Version bringt eine einlagige, aber besonders stabile Struktur mit Apex-Schutz, der Snake Bites effektiv verhindert und somit ideal für technisch anspruchsvolle Uphill- und Downhill-Kombinationen ist.
Wer es leichter und agiler mag, greift zur Trail-Karkasse. Sie kombiniert geringes Gewicht mit hoher Pannensicherheit und ist damit die richtige Wahl für schnelle, flowige Trails, bei denen Effizienz und Kontrolle gefragt sind.
Auch bei den Gummimischungen zeigt sich, wie fein der Kryptotal-FR abgestimmt ist. Mit dem SuperSoft Compound liefert Continental ein Grip-Monster, das vor allem im Downhill und harten Enduro-Einsatz seine Stärken ausspielt. Diese Mischung ist für all jene gedacht, die kompromisslose Traktion und maximale Kontrolle suchen – selbst auf nassen Wurzeln oder losem Geröll.
Das Soft Compound richtet sich an abfahrtsorientierte Trail- und Enduro-Fahrer, die einen starken Mix aus Grip und Rollverhalten wollen. Es kann sowohl vorne und hinten gefahren werden, eignet sich aber besonders gut als Vorderreifen für mehr Kontrolle im Grenzbereich. Wer dagegen auf langen Touren unterwegs ist oder einfach Wert auf Haltbarkeit legt, findet im Endurance Compound den perfekten Kompromiss. Diese Mischung verbindet guten Grip mit geringem Verschleiß und niedrigem Rollwiderstand – ideal für Allround-Setups.
Spezifikationen
- Laufradgrößen: 27,5 / 29
- Reifenbreiten: 2,4 / 2,6
- Gummimischung:
- Endurance, Soft, Super Soft
- Karkassen
- Trail, Enduro, Downhill
- Gewicht: 1290g (gewogen 1279g)
- Alle Infos zum Continental Kryptotal FR
Weitere Continental Tests
Erster Eindruck Continental Kryptotal FR
Der Kryptotal FR ist in 27,5 und 29 Zoll erhältlich, jeweils in 2,4 Zoll Breite. Continental bietet ihn in drei Karkassenvarianten (Trail, Enduro, Downhill) und drei Gummimischungen (Endurance, Soft, SuperSoft) an, wobei nicht jede Mischung mit jeder Karkasse kombinierbar ist. Die getestete Version kam mit Enduro-Karkasse und der „Goldilocks“-Soft-Mischung – also dem Sweetspot zwischen Grip, Haltbarkeit und Rollverhalten. Die Karkasse besteht aus einer einlagigen 110-tpi-Konstruktion, verstärkt durch zusätzliche Lagen an den Seitenwänden und unter der Lauffläche. Für Durchschlagschutz sorgt ein Apex-Bead, während die Tubeless-Ready-Faltkarkasse mit Aramid-Wulst praxisgerecht ausgerüstet ist. Mein Testreifen in 29 x 2,4 Zoll brachte 1125 Gramm auf die Waage – erstaunlich leicht für einen Enduro-Spezialisten.
Der erste Kontakt mit dem Kryptotal FR verlief vielversprechend. Die Montage ging erstaunlich leicht von der Hand – der Reifen ließ sich problemlos ohne Hebel aufziehen und saß nach kurzem Nachpumpen sicher auf der Felge. Auffällig ist die profilierte Seitenwand, die nicht nur schick aussieht, sondern auch als Schutz gegen Cuts und Abrieb dient. Im aufgepumpten Zustand wirkt der Reifen voluminöser, als die nominellen 2,4 Zoll vermuten lassen. Im direkten Vergleich steht er dem Maxxis Assegai in 2,5 kaum nach – eher ein Vorteil für alle, die viel Volumen bei gleichzeitig geringerem Gewicht suchen.
Das Profil ist klar am aktuellen Standard orientiert: ein 3-2-3-Layout mit stabilen Mittelstollen, die leicht abgeschrägt und unterschiedlich eingeschnitten sind, um Rollwiderstand und Grip in Balance zu bringen. Besonders spannend sind die Übergangsstollen, die für ein gleichmäßiges, berechenbares Fahrverhalten zwischen Mittel- und Seitenstollen sorgen. Die Schulterstollen selbst sind kantig, stark abgestützt und leicht nach innen angewinkelt – ganz klar mit Blick auf aggressives Kurvenverhalten. Beim ersten Betrachten fühlt sich das Ganze wie eine gelungene Mischung aus Maxxis Dissector und Assegai an: schnell, aber mit massiver Kurvenkontrolle.
Auf dem Trail mit dem Continental Kryptotal Fr
Auf den Hometrails im Dortmunder Süden konnte der Kryptotal FR direkt überzeugen. Schon bei den ersten Abfahrten fällt die ausgewogene Karkasse auf: stabil genug, um mit abgesenktem Druck gefahren zu werden, ohne dass der Reifen schwammig wirkt, gleichzeitig komfortabel genug, um Schläge und Vibrationen zuverlässig zu dämpfen. Ich habe mich bei 23 psi eingependelt, konnte aber auch mit 19 psi experimentieren, ohne dass der Reifen Anzeichen von Walken zeigte. Puncture- oder Snakebite-Probleme? Fehlanzeige.
Beim Grip spielt der Kryptotal FR seine Stärken aus. Besonders auf trockenem und gemischtem Untergrund vermittelt er extrem viel Sicherheit. In steilen Passagen lässt sich das Vorderrad präzise platzieren, Bremsmanöver greifen kontrolliert und gleichmäßig. Auch auf feuchten Wurzeln oder nassen Steinen konnte mich die Soft-Mischung überraschen – sie wirkt zwar weniger klebrig als Maxxis MaxxGrip, bietet aber fast das gleiche Maß an Vertrauen, dafür aber spürbar weniger Trägheit und besseres Abrollen.
Das Kurvenverhalten ist eine der großen Stärken: Die Übergangsstollen verhindern unangenehme Kippmomente, sodass der Reifen flüssig von der Mitte in die Flanke übergeht. Einmal in Schräglage, packen die Seitenstollen kräftig zu und halten die Linie stabil – selbst auf Off-Camber-Passagen oder in ausgefahrenen Anliegern. Damit spielt der Kryptotal FR in einer Liga mit den etablierten Platzhirschen von Maxxis und E*Thirteen, ist dabei aber spürbar leichter und flotter.
Einziger echter Schwachpunkt: tiefer, klebriger Schlamm. Hier setzt sich das Profil schneller zu, und ein Argotal wäre die bessere Wahl. Doch für alles andere – von staubigen Sommertrails bis zu herbstlich-feuchten Böden – ist der Kryptotal FR ein extrem zuverlässiger Begleiter.
Mögliche Reifen-Kombinationen mit dem Kryptotal FR
Kryptotal FR + Kryptotal RE
Die naheliegendste Kombination ist das Duo aus Kryptotal FR vorne und Kryptotal RE hinten. Während der FR für maximale Kontrolle, Grip und ein berechenbares Lenkverhalten sorgt, bringt der RE als Hinterrad-Pendant mehr Vortrieb und Bremskontrolle ins Spiel. Die Stollen des RE sind so gestaltet, dass sie den Vortrieb optimieren und gleichzeitig eine enorme Bremskraft liefern – perfekt, wenn man auf steilen Trails oder in alpinem Gelände unterwegs ist.
Im direkten Vergleich zu einem Mix aus Kryptotal FR und Maxxis DHR II fühlt sich die Kombination homogener an, da Vorder- und Hinterreifen perfekt aufeinander abgestimmt wurden. Besonders auffällig ist, wie gut die beiden Reifen in Kurven harmonieren: Während der FR vorne sicher die Linie hält, gräbt sich der RE hinten in den Boden und sorgt dafür, dass das Bike stabil bleibt und nicht unkontrolliert ausbricht. Für alle, die viel in technisch anspruchsvollem Terrain unterwegs sind, ist diese Kombi aktuell eine der stärksten Optionen auf dem Markt.
Kryptotal FR + Xynotal
Eine spannendere Alternative ist die Kombination aus Kryptotal FR vorn und Xynotal hinten. Der Xynotal wurde speziell für harte, trockene und schnellere Untergründe entwickelt – also genau da, wo ein aggressiver Enduro-Reifen hinten oft mehr bremst als nötig. Mit dem Xynotal am Heck bekommt das Bike einen spürbaren Geschwindigkeits-Boost: Er rollt deutlich leichter als der Kryptotal RE, bietet aber dennoch genug Grip, um beim Bremsen und in Kurven nicht wegzurutschen.
Das Zusammenspiel mit dem Kryptotal FR ist spannend: Vorn maximale Kontrolle und Vertrauen, hinten mehr Speed und Effizienz. Diese Kombi ist ideal für Fahrer, die viel auf trockenen, festen Trails unterwegs sind und Wert auf Kletter-Performance legen, aber gleichzeitig im Downhill nicht auf die Sicherheit eines potenten Frontreifens verzichten wollen. Verglichen mit Setups wie Assegai/DHR II vorne und Dissector hinten wirkt das Conti-Duo spürbar leichterfüßig und lässt sich einfacher beschleunigen.
Fazit zum Continental Kryptotal Fr
Mit dem Kryptotal FR hat Continental den Spagat zwischen Grip, Geschwindigkeit und Haltbarkeit beeindruckend gut gemeistert. Der Reifen ist leicht, robust und bietet ein Fahrgefühl, das sowohl Racer als auch ambitionierte Hobbyfahrer überzeugt. Er ist kein Spezialist für Schlammrennen, aber genau das macht ihn so vielseitig: Für 90 Prozent der Bedingungen ist er ein verlässlicher Frontreifen, der sich weder hinter einem Maxxis Assegai noch hinter einem E*Thirteen Grappler verstecken muss – und das bei deutlich geringerem Gewicht.
In Kombination mit dem Kryptotal RE ergibt sich ein kompromissloses Enduro-Setup, das in Sachen Traktion und Sicherheit kaum Wünsche offenlässt. Wer es hingegen etwas flotter und effizienter mag, sollte den FR mit dem Xynotal kombinieren – ein Duo, das Speed und Kontrolle perfekt balanciert.
Mit einem Preis von rund 73 Euro ist der Kryptotal FR kein Schnäppchen, aber angesichts der Performance und Haltbarkeit absolut fair. Für mich ist er einer der spannendsten Frontreifen der letzten Jahre – und vor allem ein Beweis, dass Continental seine Vergangenheit endgültig hinter sich gelassen hat.
Pro’s & Con’s
Pro
- Unglaublich viel Grip auf Wurzeln und Steinen
- gute Pannensicherheit
- sehr geringer Verschleiß
- Gutes Preis/Leistungsverhältnis
Contra
- Montage recht schwerfällig
Text & Bilder: Sven Schebaum
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Transparenzhinweis: Im Zuge des Tests wurde uns vom Hersteller ein Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr dazu.








