Das Santa Cruz Nomad im Test
Testbedinungen/Zeitraum
Knappe sechs Wochen ging es dem Santa Cruz Nomad an den Kragen. Von flowigen Trails bis hin zum echten Rennalltag musste das Nomad alles mitmachen. Besser gesagt wir durften! das Santa Cruz Nomad ordentlich rannehmen.
Das Highlight im Test war dann der zweite Stop der Enduroseries in Willingen. Sonne, Regen, Gewitter. Das Santa Cruz Nomad hat so ziemlich jede Wetterlage mitgemacht. Von staubtrockenen Ruhrtrails bis hin zu glitschig angetrockneten Trails in Willingen am Raceday.
Puls am Anschlag – Das Santa Cruz auf dem Trail!
Das Santa Cruz Nomad als “Enduro” zu bezeichnen liegt zwar auf der Hand und es lässt sich auch ganz gerne in diese Schublade stecken. Viele Magazine betiteln das Nomad sogar als Minidownhiller. Auch in diese Schublade kann man das Nomad stecken.
Fakt ist jedoch, dass das Santa Cruz Nomad ist in der Realität weit davon entfernt in irgendeine Schublade gesteckt zu werden. Es ist ein Rebell. Fern davon sich kategorisieren zu lassen, es polarisiert. Gott sei Dank nur neben dem Trail.
Wirft man einen Blick auf die Geometriedaten wird schnell klar, dass dieses Biest für einen Zweck geschaffen wurde. Kompromisslos den Berg hinab zu Fahren. Wobei “fahren” auf dem Nomad eine vollkommen neue Bedeutung bekommt. Es ist eher das Gefühl mit Mach-3 durch den Wald zu schießen.
Der lange Radstand, das tiefe Tretlager und der breite Lenker vermitteln auf dem Trail sofort ein sicheres Gefühl. So sicher, dass schon bei der ersten Testrunde die persönlichen Strava Rekorde unterboten werden. Vollkommen ohne Eingewöhnungsphase. Selten hat man bei einem Rad so ein Gefühl.
Ehe man sich versieht begibt man sich mit dem Nomad ans eigene fahrerische Limit. Und es ist kein Problem mit dem Santa Cruz Nomad einen Schritt aus der Comfort-Zone zu gehen. Selbst wenn man dazu neigt, sich zu überschätzen fängt das Nomad einen auf. Nicht im Wörtlichen Sinne, aber im Übertragenen. Fahrfehler verzeiht es wie kein zweites dank eines enorm ruhigen Laufverhaltens.
Gerade beim Handling punktet das Santa Cruz Nomad durch einen flachen Lenkwinkel von 65°. Vergleich man hier die wesentlichen Geometriedaten mit dem Santa Cruz v10 fragt man sich unweigerlich, wo genau der Unterschied liegt. Mit nur 1° flacheren Lenkwinkel als das Nomad, hat sich das v10 schon in diversen Worldcup Rennen behauptet. Folgt man der Geo Tabelle wird man feststellen, dass die Kettenstreben auch nur 7mm länger sind als beim Nomad. Einzig beim Winkel des Sitzrohres unterscheiden sich die beiden Räder. Aber kann ein Rad, das so sehr an die Geo des V10 angelehnt ist, auch im Uphill punkten?
Das Santa Cruz Nomad im Uphill
Es ist oft so, je mehr das Bike auf Downhill getrimmt ist, desto schwerfälliger lässt es sich Bergauf pedalieren. Wer aufmerksam die Geometriedaten gelesen hat und die Spezifikationen gecheckt hat, wird sehen, dass es sich beim Nomad um einen Minidownhiller handelt. Soweit die Theorie, wenn sich das Nomad doch nur in diese Schublade stecken lassen würde.
Im Uphill zeigt sich ein vollkommen anderes Bild als erwartet. Schon fast leichtfüssig geht es den Berg hinauf. Das man auf einem Bike mit 165mm Federweg sitzt merkt man nicht. Ein leichtes Wippen am Dämpfer stellt sich nach wenigen Testläufen dann auch ein. Sicher, man hat nicht das Gefühl dass man auf einem Hardtail sitzt, dennoch ist das Wippen im Rahmen des SAG. Wer es von Hause aus eher plushy mag, wird es lieben.
Hausrunden mit 600-800hm Vergehen im Flug. Selbst Strecken mit 60km sind für semitrainierte Fahrer nicht das geringste Problem. Für mich tat der breite 800er Santa Cruz Bar seinen Teil dazu bei. Mit 195cm hab ich von Haus aus ein Breites Kreuz. Gerade im Uphill war es für mich sehr angenehm auf dem breiten Lenker unterwegs zu sein. Einzig der Vorbau und Sattel wurden getauscht.
Ob Santa Cruz mit der Geometrie noch ganz am Zahn der Zeit ist, ist eine andere Frage. Mit 460mm Reach ist das Rad relativ kurz und selbst in der XL Version mag man vermuten, nicht wirklich auf das Rad zu passen. Die bösen Zungen müssen an dieser Stelle enttäuscht werden. Selbst mit einer Körpergröße von 195cm und einer Schrittlänge von 91cm kommt man sich auf dem Nomad nicht vor wie der sprichwörtliche “Affe auf dem Schleifstein”. So richtig warm wurden wir allerdings nicht mit dem Vorbau. Nach etlichen Versuchen mit dem 35mm Renthal Apex und dem Syntace Megaforce passte es dann mit dem Acros Popular Vorbau mit 50mm.
Race
Geo und Ausstattung haben förmlich danach geschrien “Lass mich Rennen fahren”. Dem sollte nachgekommen werden. In Willingen ging es zu Enduroseries. In den sehr trockenen Trainingsrunden lief das Rad super. Wo man sich im Vorjahr mit dem 29er noch schwer getan hat, bügelt man mit dem Nomad gnadenlos drüber. Das Handling in schnellen technischen Passagen ist so exzellent, dass man merkt, wo die eigenen fahrerischen Grenzen sind. Und selbst da ist das Nomad gütig und verzeiht schnell. Ohne Probleme kann man Passagen nehmen ohne das Nomad auch nur in geringster Weise aus der Ruhe zu bringen.
Im Endeffekt war dann auch das Fahrerische Ausschlaggebend, dass ich nach einem Defekt auf Stage 1 das Rennen nicht beenden konnte. Was bleibt ist das Wissen dass für den Normalen-Fahrer eines der geschmeidigsten Bikes am Markt ist.